Prolog/Pünktlich zum Tee

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Fünf Uhr. Das ist gut, dann bin ich pünktlich zum Tee. Meine Milch habe ich sicher verstaut, in meiner Tasche. Denn letztes Mal hatten sie keine und Tee ohne Milch schmeckt mir nicht. Aber diesmal habe ich meine Milch ja dabei und kann mich auf den Tee freuen. Nichts geht über einen guten Pfefferminztee mit Milch und einer Winzigkeit Honig, so trinke ich ihn immer. Dazu ein paar Pfannkuchen, vielleicht mit etwas Ahornsirup. Mein Magen knurrt nun schon seit Stunden, aber sowas, wie Pfannkuchen, werden die wohl auch nicht haben. Überhaupt haben die gar nichts, außer ein riesen Haus. Unruhig betrete ich die U-Bahn und zwänge mich durch die Menschen, meine Tasche fest an mich gedrückt. Die Tasche ist nämlich sehr wichtig, jedenfalls ihr Inhalt ist wichtig, aber die Tasche mag ich auch. Ich rümpfe die Nase, es stinkt nach Schweiß und Käsefüßen, wie ich London doch hasse. Es gibt keinen schlimmeren Ort für jemanden wie mich, als London.

Ausgerechnet hier muss eine außergewöhnliche Geschichte beginnen, eine Geschichte, die eigentlich ganz weit weg, an einen fernen Ort gehört. Dämlich ist das! Ja, es ist wirklich dämlich, dass ich nun hier stehe. In der Prophezeiung war nie die Rede von London oder den Spencers. Aber gut, sie hat es befohlen, also tu ich es. Es ist nicht meine Aufgabe es sinnvoll zu finden. Auch werde ich die Suppe am Ende nicht auslöffeln, denn ich habe weder Verantwortung, noch Macht. Das Gute ist also, mir passiert am Ende nichts. Mein Name wird nirgends erwähnt werden, so als wäre ich nie daran beteiligt gewesen. Am Ende bin ich niemand, so wie alle anderen auch. Die U-Bahn hält und ich steige aus, endlich bin ich angekommen. Irgendwo im Westen Londons, im Jahr 2212. Ein Jahr von dem ich dachte, ich würde es nie erleben. Das ist es also, das Haus der Spencers. Wie viele Zimmer mochte es wohl haben? Typisch, es regnet hier zwar fast immer, aber die brauchen einen Pool im Garten. Wenn sie schon einen Pool haben, würden sie sicher auch eine Sauna haben. Natürlich...Menschen, die so viel Geld besitzen brauchen sowas.

Egal, ich urteile nicht, das steht mir nicht zu. Ich dürfte eigentlich gar nicht denken, denn auch dies steht mir nicht zu. Meine Aufgabe ist es zu arbeiten. So gehört es sich für willenlose Sklaven und ich glaube das bin ich, ein willenloser Sklave. Schlecht behandelt werde ich zwar nicht, aber gut auch nicht. Wenn ich noch länger brauche um die Eingangstür zu finden, kann ich gleich wieder gehen. Die Uhr tickt schließlich, die Zeit läuft. Oh...da ist sie! Eine Monstrosität aus Holz und Glas, so groß, dass man es wohl eher als Tor bezeichnen kann. Nun ich habe nichts anderes erwartet. Sie legen großen Wert auf Qualität, auf den Wohlstand. Tja, Geld ist nicht alles, das werden sie bald zu spüren bekommen. Überhaupt wird sich bald sehr viel für die Spencers ändern. Noch immer kann ich es nicht fassen, das mit diesen unscheinbaren beiden Personen, eine solch außergewöhnliche Geschichte beginnen soll. Doch so ist es, dieses Ehepaar wurde auserwählt, wieso? Gut, dafür gibt es möglicherweise einen guten Grund. Nicht das ich diesen Grund gut fände, aber gewisse Menschen tun es, Menschen, auf die es ankommt.

Reisen wir in den Süden Londons zurück, denn wenn man es genau nimmt, begann es dort. Weil es dort diesen kleinen Kurs gab, speziell für junge Künstler. Oder eben Leute, die später einmal Künstler werden wollten und zu diesen Leuten gehörte Maggie Spencer, selbstverständlich hieß sie da noch Maggie Arnold. Denn ihren Mann lernte sie erst ganze sechs Jahre später kennen. Dafür lernte sie zu dieser Zeit jemand anderen kennen und das war Michelle Wood. Hätte Maggie damals gewusst, was Michelle wirklich war, so hätte sie sich gewiss von ihr ferngehalten. So aber wurden sie Freundinnen, bis sich ihre Wege, nach ein paar Jahren, wieder trennten. Letztendlich steckt also nicht viel dahinter, nur eine lächerliche Freundschaft von zwei jungen Menschen. Aber das ist der Grund warum die Spencers für diese Geschichte ausgewählt wurden, weil Maggie Spencer einst das Vertrauen von Michelle Wood gewann. Ja, Ms und Mr Spencer waren schlichtweg perfekt für diesen Job, deshalb sie und weil es »Ihr« Argument war und das ist alles was zählt.

Sieht man sich die Bilder an den Wänden dieses Hauses an, so gewinnt man den Eindruck, dass die Spencer's ein perfektes Leben führen. Ob es tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Ich weiß gar nichts über diese Menschen, um ehrlich zu sein, sie interessieren mich auch nicht. Er ist der Chef einer Anwaltskanzlei, sie ist eine angesehene Fotografin, ich weiß, dass sie gutaussehend und reich sind. Daraus kann man sich schon ein recht gutes Bild von ihnen machen.

Die Todesboten kehren einWo Geschichten leben. Entdecke jetzt