Nicht einkalkulierte Zwischenfälle Part1

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Ich bin ziemlich müde, nach dem Vorfall im Bad konnte ich nicht schlafen, also sitze ich jetzt gähnend vor der Glaskugel und versuche nicht einzupennen. Oliver schiebt mir seinen Becher Kaffee rüber. 

»Hier, du hast ihn mehr nötig als ich.« Ich nehme dankbar einen Schluck. 

»Elizabeth!«, ruft Ms Eastaway begeistert und klatscht in die Hände. Bitte nicht. Nicht heute.

»Na dann wollen wir doch mal sehen, was du in der Kugel siehst.« Sie nimmt mir gegenüber, neben Oliver Platz, der sogleich etwas von ihr wegrückt.

»Konzentrier dich, atme tief durch und los!«

Unwillig wende ich mich der Kugel zu und ich weiß nicht woran es liegt, am Schlafmangel, an der blöden Duftkerze oder der einschläfernden Klaviermusik, aber meine brennenden Augen sehen plötzlich Umrisse in der Kugel. Ich blinzele ein paar Mal, um mich zu vergewissern, dass die Umrisse nicht die Spiegelbilder von Oliver oder Ms Eastaway sind und beuge mich dann näher zur Kugel.

»Ich sehe mich selbst, ich laufe durch die Schule...«, sage ich langsam.

»Gut, mach weiter.«

Ich gehe noch näher an die Kugel ran, meine Nasenspitze berührt fast das Glas. »Ich muss etwas erledigen, etwas sehr Wichtiges, ich hab Angst, das es zu spät ist. Ich halte etwas in der Hand, ein kleines Fläschchen...«

»Ein Zaubertrank, vielleicht? Den du abgeben musst?«, fragt Ms Eastaway. Doch ich achte nicht auf sie, weil ich sehe, wie ich das Archiv betrete, es ist dunkel und leer. Ich sehe mich hektisch durch die Buchreihen laufen, bis ich abrupt stoppe und das Fläschchen aufschraube. Das Bild fängt an zu verschwimmen. Ich schütte den Inhalt des Fläschchens aus, ich schütte ihn auf jemanden, ich kann nicht erkennen auf wen. Ich höre Schreie, Schreie die man hört, wenn jemand unglaubliche Schmerzen durchlebt, wenn jemand stirbt. Ich lehne mich hastig in meinem Stuhl zurück. »Ja, ein Zaubertrank«, sage ich schließlich atemlos. »Ich habe ihn bei Ms Fillary abgeben müssen, vielleicht für eine Prüfung«, lüge ich.

Ms Eastaway schreibt etwas auf und lächelt zufrieden. »Gut Liz, das war nicht schlecht.« Sie steht auf und geht zu Gordon und Scott.

»Irgendwie unfair«, murmelt Oliver.

»Was?«, frage ich verwirrt und immer noch schockiert. »Na dir kauft sie immer alles ab. Sie denkt du siehst die Scheiße wirklich und ich kann sagen, was ich will und sie glaubt mir nie. Sie bevorzugt dich voll.«

Ich verdrehe die Augen. »Du hast ihren Tod prophezeit.« 

»Ja, na und? Wir haben schließlich bald Krieg, also so unwahrscheinlich ist das nicht.«

Ich bin wirklich froh, als der Schrei ertönt, der den Stundenwechsel ankündigt. In Meeresbiologie ist es unwahrscheinlich, dass ich mit etwas Schockierendem konfrontiert werde. Ich denke auch gar nicht weiter drüber nach, was ich da in der Kugel gesehen habe, ich halte nicht viel vom Wahrsagen und ich bin mir nicht sicher, ob es nicht einfach eine Art Traum war, schließlich ist mein Gehirn heute nicht gerade funktionsfähig. Ich folge Aly in die kleine Umkleide und eine Sekunde später sind wie passend für den Unterricht gekleidet. 

»Diese beschissenen Anzüge sind echt das Letzte, ich hab das Gefühl meiner wird immer enger«, jammere ich als ich mich im Schneidersitz auf den heißen Sand niederlasse. »Daran ist die fette Torte zum Frühstück schuld«, erklärt mir Summer wissend. Ich ignoriere sie.

Hinter mir höre ich Gordon lachen, keine Ahnung was so lustig ist. 

»Die Alte segnet auch bald das Zeitliche«, höre ich ihn sagen. 

Was? Aly stößt mich in die Seite. 

»Da stimmt was nicht.« Ich folge ihrem Blick nach vorne und runzele die Stirn.

Die Todesboten kehren einWo Geschichten leben. Entdecke jetzt