2

2K 100 9
                                    

Tänzelnd drehte ich mich, während ich den Wischmopp als Tanzpartner nutze. Leise summte ich eine Melodie und wischte dabei den Boden der Eingangshalle. Dass ich nach einer Zeit beobachtet wurde, bemerkte ich nicht, denn meine Augen waren wie immer verbunden. Selbst die Aura spürte ich in diesem Moment nicht, zu sehr war ich in meiner Welt gefangen. 

Plötzlich trat ich auf eine nasse Stelle, rutschte mit meinem Fuß weg und fing an mit meinen Armen zu rudern. Der Mopp krachte zu Boden und bevor ich es ihm nach tun konnte, legten sich zwei Arme um meinen Rücken und fingen mich auf. Erschrocken atmete ich ein und verzog unbeholfen das Gesicht. 

»Flöckchen, ich weiß, dass meine Anwesenheit umwerfend ist, aber du musst dich doch nicht sofort fallen lassen«, säuselte Caecilius, das Grinsen konnte ich deutlich raus hören. Ein wütendes Schnauben ertönte, wodurch ich mich schnell aus Caecilius Armen wand. 

»Lius, du sollst Flöckchen doch nicht belästigen«, sagte Nael, der seinen Arm um meine Schulter legte. »Aber du darfst das!«, rief Lius protestierend. Die beiden Jungs fingen an sich zu streiten, während ich mich immer kleiner machte. Langsam wich ich zurück, bevor ich mich umdrehte und davon ging. 

»Ren, ich gehe etwas nach draußen«, sagte ich, als ich die Küche betrat und sie durchquerte. »Okay«, antwortete sie nur und erledigte weiter ihre Arbeit. Die Tür nach draußen, stieß ich leicht auf und trat sofort in die Kälte. Dass ich keinen Mantel trug, störte mich nicht. Allgemein Kälte machte mir nichts aus. 

Langsam schritt ich durch den Schnee und steuerte den eingezäunten Bereich an. Doch als ich dort ankam, spürte ich sofort eine Person. Dabei hatte ich gehofft allein zu sein. »Euer Hoheit«, grüßte ich das Mädchen, welches Alba hieß. 

»Alba reicht«, murmelte sie, klang dabei genervt. Das Tor öffnete ich mit einem leichten Stoß und trat ein. Der weiße Hengst wieherte sofort. »Silki!«, rief ich ihn. Schritte näherten sich mir, bevor ich angestupst wurde. »Hey«, murmelte ich und strich ihm lächelnd über den Hals. 

»Ist dir nicht kalt?«, fragte die Prinzessin plötzlich. »Wie bitte?«, erwiderte ich verwirrt und wand meinen Kopf in ihre Richtung. »Du trägst nur deine Arbeitskleidung und dazu sind deine Schuhe auch nicht besonders schneetauglich«, sagte sie.

»Ich mag die Kälte, sie macht mir nichts aus. Wärme ist eher...nicht mein Fall«, lächelte ich und lief zu ihr, Silki hinter mir her. Vor ihr blieb ich stehen, jetzt trennte uns nur der Zaun. »Dir macht die Kälte nichts?«, fragte sie verwirrt, was ich mit einem Nicken quittierte. 

»Aber du müsstest doch bei diesen Temperaturen erfrieren. Du bist normal menschlich«, sagte sie. »Nein. Naja schon. Aber vermutlich kommt es davon, dass ich eigentlich mein Leben lang in der Kälte gelebt habe. Schließlich wurde ich ja, sozusagen, in einer Gasse geboren.« Ein verstehender Laut kam von ihr, ehe sie erneut anfing zu sprechen. 

»Gehört er dir?«  Sie musste Silki meinen, denn dieser stand neben mir und hatte seinen Kopf auf meine Schulter abgelegt. »Du meinst Silki? Ja, irgendwie gehört er mir. Lord Corvin hat ihn einmal mitgebracht. Er war genauso wie ich, ganz alleine. Mein Herr hat ihn kränklich, in der Nähe der Gletscher gefunden. Er hatte schon immer ein Herz für Verlassene«, lachte ich leise und kraulte Silki den Hals. 

»Silki ließ sich nur schwer mitnehmen, denn bei jeder Berührung war er beinahe am durchdrehen. Aber er hat es halt hier her geschafft. Keiner von den anderen konnte ihn am Anfang berühren, außer ich. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich täglich hier draußen war. Saß immer dort am Baum und habe die Kälte genossen. Und da der Baum, hier auf der Koppel steht, wurde er neugierig. Irgendwann lag er neben mir und ich konnte ihn anfassen. Seit dem haben wir diese Bindung. Mittlerweile können auch die anderen ihn anfassen, aber reiten kann nur ich ihn«, erklärte ich weiter und bekam ein liebevolles Schnaufen von Silki. 

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt