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Schweigend saß ich in dem offenen Fenster. Die kalte Luft wehte mir in mein Gesicht. Meine Haare wirbelten einige Male in die Höhe, ehe sie wieder runter fielen. Es war Nacht, vielleicht früher Morgen, und umso kälter. Doch fror ich nicht, es gab mir Stärke. 

»Yuki?« Ein Klopfen ließ mich kurz zusammen schrecken, bevor ich leise antwortete. »Kann ich was für dich tun, Runa?«, fragte ich. Meine Zimmertür war abgeschlossen, wodurch sie auch nicht eintreten konnte. 

»Du hast dein Essen nicht angerührt. Schon wieder nicht. Du bist jetzt seit vier Tagen in deinem Zimmer isoliert. Ich verstehe ja, dass du nur den Wünschen unserer Gäste nachgehst. Aber du musst doch was essen.«

Sie klang besorgt, doch konnte ich ihre Sorge nicht ändern. »Ich habe keinen Hunger«, brummte ich nur. »Yuki!«, rief sie empört. »Was schreit ihr denn hier so rum!«, knurrte eine männliche Stimme. Es war nicht die von Alpha Zerberus, sondern sein Delta Jorell. 

»Entschuldigt, Sir, dass wir hier zu laut sind«, entschuldigte sich Runa. »Aber ich kann nicht akzeptieren, dass Yuki nichts zu sich nimmt«, sagte sie ernst und klopfte sofort wieder kräftig an meine Tür. »Yuki! Komm raus! Wenn du das jetzt nicht isst, dann werde ich Caecilius und Nael schicken! Die beiden werden rein kommen und wenn sie deine Tür aufbrechen müssen!«, donnerte sie wütend. 

Ich antwortete ihr nicht, sondern lehnte meinen Kopf an die Wand. Sie sollte ruhig weiter poltern, ich würde nicht rauskommen. Seit ich hier sozusagen eingesperrt war, fühlte es sich so an, als würde ich einen Teil von mir verlieren. Welcher Teil es war, wusste ich nicht. 

»Gut! Dann werde ich jetzt zu Lord Corvin gehen! Er wird schon Besinnung in dich einprügeln«, schimpfte sie und stampfte davon. 

»Was wird hier denn für ein Lärm gemacht«, brummte die dunkle bass Stimme. Ein Schauer jagte meinen Rücken hinunter, es war keiner aus Angst, sondern ein Schöner. Verwirrt runzelte ich meine Stirn. 

»Das blinde Mädchen hat sich, auf deinen Wunsch Alpha, in ihrem Zimmer eingesperrt. Aber seit dem Tag verweigert sie auch jegliche Nahrungsaufnahme«, erklärte der Delta sachlich. »Seit vier Tagen?«, fragte der Höllenhund, klang irgendwie heiser und erstickt. Was war denn jetzt mit ihm los? 

Plötzlich spürte ich einen Luftzug an mir vorbei zischen. »Lord Corvin!«, rief ich erschrocken und ruderte wild mit meinen Armen, da ich mein Gleichgewicht vor Schreck verlor. »Yuki!«, rief er panisch und im nächsten Moment, stürzte ich vorwärts aus dem Fenster. 

Sanft landete ich in dem tiefen Schnee. Trotzdem konnte ich ein Ächzen nicht unterdrücken. »Was ist passiert?!«, hörte ich es von oben schreien und dann das laute Brechen von Holz. Etwas landete neben mir, ehe eine Hand auf meine Stirn gelegt wurde. 

»Geht es dir gut?«, fragte mich mein Lord besorgt. Kopfschüttelnd setzte ich mich auf und hielt meinen Kopf gesenkt. »Ja, alles okay, mein Herr«, beruhigte ich Lord Corvin, der erleichtert seufzte. Ein schwerer Körper landete am Boden, bevor schwere Schritte auf mich zu kamen. »Hat sie sich etwas getan? Geht es ihr gut?«, fragte die dunkle bass Stimme, die nur zu einer Person gehören konnte. 

»Mir geht es gut«, brummte ich und richtete mich auf. »Ich werde nun wieder auf mein Zimmer gehen. Wenn Sie mich entschuldigen.« Ich neigten meinen Kopf und lief einfach los. Dass ich im nächsten Moment gegen einen Körper laufen würde, hatte ich nicht erwartet. Erschrocken taumelte ich nach hinten, wurde aber sofort an der Hüfte gepackt und in die Luft gehoben. 

Die zwei starken Arme warfen mich, über eine kräftige Schulter. Und ehe ich reagieren konnte, wurde mir auf den Hintern geschlagen. Empört schrie ich auf und fing an zu strampeln. »Verdammter Bastard! Lass mich runter oder ich reiß dir deinen geliebten Schwanz ab!«, schrie ich laut und versuchte mich immer weiter zu wehren. Das aggressive und gleichzeitig verwirrte Knurren im Hintergrund, nahm ich kaum wahr. 

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt