Müde schwenkte Hiko auf ihrem Pferd umher und konnte kaum ihre Augen offen halten. Den anderen beiden Mädchen ging es nicht anders, sie konnten sich kaum noch auf ihren Pferden halten. Der Schnee war hoch und die Pferde stapften nur beschwerlich durch diesen, auch von ihnen kamen müde Geräusche.
»Wir sollten rasten«, sagte ich und sah zu Zerberus. Er schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er beobachtete besorgt die drei Mädchen. »Du hast recht. Haltet die Pferde an, wir rasten für eine Stunde!«, rief Zerberus und sofort stoppten alle erleichtert. Sie sprangen alle von den Pferden und banden sie an Bäume, die uns umgaben.
Seufzend sprang ich von Silki runter und nahm ihm sein Sattelzeug ab. Der Hengst stupste mich an und trabte dann davon. »Dein Pferd läuft gerade weg«, sagte der Beta verwirrt und deutete auf Silki, der hinter den Bäumen verschwand. »Weiß ich«, antwortete ich und lehnte mich an einen der Bäume. Der Schnee war tief und für die anderen war es schwer durch ihn hindurch zu gehen.
Stöhnend ließ sich Solea in den Schnee fallen. »Wie weit ist es noch?«, fragte sie und sah zu den Lupus. »Nicht mehr lange. Zum Abend sollten wir in der Stadt sein«, antwortete Remus gelangweilt und nahm den Sattel von seinem Pferd ab. »Endlich wieder ein Bett«, stöhnte Alba erleichtert.
»Ach kommt. So schlimm ist es doch nicht hier draußen zu schlafen«, lachte ich und ließ mich ebenfalls in den Schnee sinken. Wir waren seit gut drei Tagen unterwegs, wenn wir länger rasteten, bauten wir Zelte auf und schliefen in ihnen. Die Kälte hielten sie dennoch nicht fern.
»Ein Bett wäre angenehmer«, meckerte Alba und verzog ihr Gesicht. Lachend zuckte ich mit meinen Schultern. »Ihr bekommt ja bald eins«, sagte Zerberus und setzte sich neben mich. »Ruht euch jetzt aus, wir reisen sehr bald weiter!«, wies der Schwarzhaarige die anderen an, die sofort zustimmend brummten.
Seufzend schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf an den Baum, der sich hinter mir befand. »Wie geht es dir?«, flüsterte Zerberus und umschloss meine Hand mit seinen Fingern. »Weiß ich noch nicht«, antwortete ich ehrlich und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
»Sag es mir, wenn du es weißt«, murmelte er und legte seinen Kopf auf meinen. Zustimmend brummte ich und genoss die Wärme, die von ihm ausging. Hoffentlich würde ich mich irgendwann erinnern. Ich wollte wissen, was ich alles erlebt hatte und so könnte das Rätsel meines Verschwindens gelöst werden.
Einige Zeit saßen wir einfach hier, bis Zerberus das Zeichen gab, dass wir uns bereit machen sollten. »Silki!«, rief ich und bekam sofort ein Wiehern als Antwort. Der weiße Hengst kam angetrabt und schnaubte zufrieden. Ich legte ihm sein Sattelzeug wieder auf und schwang mich auf seinen Rücken. Die anderen schwangen sich ebenfalls auf ihre Pferde, ehe wir weiter ritten.
Der Wald lichtete sich und wir kamen auf einer Straße aus. Hier war der Schnee niedriger, nur eine flache Schneeschicht bedeckte den Boden. »Wieso sind wir nicht gleich über die normalen Wege geritten? Das wäre doch viel schneller gegangen«, beschwerte sich Hiko und sah zu dem Beta.
»Es wäre ein Umweg gewesen. Wir sind nun durch einen Teil der Gletscher geritten, was ziemlich gefährlich ist. Aber dadurch müssen wir nicht wieder in Snowhowl hinein und dann in Lunaris«, erklärte er und bekam ein »Ach so«, als Antwort.
Sanft trieb ich Silki an, der sofort in einen Trab verfiel. »Da ist ein Dorf«, murmelte ich zu mir selbst und staunte, als ich es sah. Die Häuser bestanden fast nur aus Eis, nur wenige von ihnen waren wirklich aus Stein. »Viele Dörfer im weißen Land bestehen nur aus Eishäusern. Damit ehren sie ihre Herrscher und die weiße Göttin Luna«, erklärte Alba, die plötzlich neben mir ritt.
»Ich lebe schon sieben Jahre im weißen Land, habe aber nie andere Dörfer besucht. Einzig blieb ich in der Nähe des Anwesens«, raunte ich und sah sie aufmerksam an. »Ich glaube, Sir Macaire wird dich ganz schön dran nehmen. Dabei warst du immer seine Lieblings Schülerin«, lachte Alba und sah mich belustigt an.
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Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee
FantasyEin Königreich, zwei Länder. Das rote und das weiße Land. Eine Seite von Kälte gezeugt, während die andere vor Wärme nur blüht. Dieses Königreich beherrscht, von König und Königin. Doch bald schon, wird eine neue Königin herrschen. Die Prinzessin...