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P.o.V. Katie Gardner

Heute war das ganze Camp still. Keiner kletterte an der Lavawand und versuchte den Rekord eines Freundes zu brechen, niemand tobte lautstark durch das Camp. Selbst die Stollbrüder hatten ihre Scherze heute gelassen und zogen mit traurigen Mienen durch die Erdbeerfelder. Denn heute war der 18. August. Heute vor fünf Jahren hatte Kronos ein Comeback versucht. Heute vor fünf Jahren sind viele meiner Geschwister gefallen, in dem Versuch, seine Armee aufzuhalten. Heute vor fünf Jahren opferte Luke sich, um Kronos Einzug in die Welt der Sterblichen zu verhindern.
Ich setzte mich auf einen Stein und brachte eine Erdbeere mit meiner Magie dazu, aufzublühen. Travis setzte sich neben mich. Er beugte sich runter und pflückte die Beere. Halbherzig stieß ich ihm meinen Ellenbogen in die Rippen. Er reagierte nicht. Also ließ ich ihn trauern. Plötzlich griff er in seine Jackentasche. Er zog ein zerfleddertes Bild hervor.
"Das war kurz bevor er zum Gerten der Hesperiden gegangen ist."
Der übergangslose Satz überraschte mich und ich beugte mich vor, um das Bild sehen zu können. Es war ein ganz normales Foto, mit glänzender Schicht.
Es zeigte Luke, Connor und Travis, Arm in Arm, grinsend in die Kamera blickend. Lukes Gesicht war narbenlos und fröhlich. Connor und Travis sahen ihren großen Bruder bewundernd an.
"Schön." Ich wunderte mich, das meine Stimme so kratzig klang.
Travis nickte. "Ich trage es immer bei mir. Leider kann ich es selten herausholen, da viele Luke als Verräter ansehen, und nicht als den Helden, als der er gestorben war. Vor allem die jüngeren Camper, die Geschwister im Krieg verloren haben und ihn nie ... so kennengelernt haben kristisieren ihn." Er seufzte schwer. "Ich meine, ich kann sie sogar verstehen. Luke war der Verursacher des Krieges. Nur -"
"Du vermisst deinen Bruder." ,unterbrach ich ihn sanft. "Den, der dir immer geholfen hatte. Den, zu dem du aufgeblickt hattest."
Travis nickte still. "Ja. Das tue ich." Stumme Tränen liefen an seinen Wangen herab. Eien Weile sagten wir nichts.
"He!" Ellis, einer der neuen Camper, unterbrach diesen traurigen Moment. "Percy Jackson sagt, ich soll alle zur Bühne holen."
Percy Jackson. Immer, wenn die neuen Camper von seinen Abenteuern erfahren, blicken sie in bewunderung zu ihm auf. Ich tue das auch. Eigentlich so ziemlich jeder im Camp. Er hat uns zwei mal in den Krieg geführt, würde sich selbst opfern, um einen Freund zu retten, und ist nett und sympathisch. Er will diese ganze Aufmerksamkeit eigentlich gar nicht, aber jeder, einfach jeder bewundert ihn. Abgesehen von Clarisse. Abgehackt lache ich auf. Travis, der mir gerade Gentlemen-like aufhalf, blickte mich verwundert an. Ich winkte ab. "Ist nichts."
-
Bei der Bühne sind schon viele Camper versammelt. Alle schauen zu den Sieben, Nico und Thalia, die extra für diese Veranstaltung aufgetaucht ist. Auch die Jägerinnen haben Leute verloren. Die Acht sahen Percy auffordernd an. Er sträubte sich kurz, ging dann aber zum Mikrofon. "Ja, also ... heute vor fünf Jahren ist der erste Krieg gekämpft worden. Das wisst ihr alle. Viele von euch waren dabei, einige erst beim zweiten, und manche gar nicht. Für die, die nicht dabei waren; ihr müsst euch nicht schämen. Seid froh, diese Gemetzel verpasst zu haben. Für diejenigen, die dabei waren; es tut mir leid. Leid, das ich eure Freunde und Geschwister nicht retten konnte." Er sah gequält nach hinten. "Meine Freunde haben gesagt, das ich nichts dafür konnte. Das kann sein. Aber trotzdem möchte ich die Gefallenen aufzählen, die für mich die besondersten Helden waren.
Luke Castellan.
Viele von euch fragen sich jetzt; wieso ist der Verräter ein Held? Das kann ich euch beantworten. Luke war nicht immer so. Er war gut drauf, nett und brachte vielen den Schwertkampf bei, unter anderem mir. Ja, er hatte sich vom Camp abgewendet, aber eigentlich wollte er nur das alle Kinder der Götter anerkannt werden. Ein paar seiner letzten Sätze war: Lass es nicht noch einmal passieren. Sorg dafür, das alle wissen, wer ihre Eltern sind." Tränen glänzten in den Augen vieler alter Camper, auch in meinen.
"Mit meinem Wunsch, alle Kinder der Götter mit dreizehn anzuerkennen, habe ich seinem letzten Wunsch entsprochen. Er opferte sich für uns, denn nur er wusste, wo seine verwundbare Stelle war. Nur er wäre darangekommen ohne das Kronos erwacht wäre. Darum war Luke Castellan ein Held.
Zoe Nachtschatten.
Sie war, als ich sie kennenlernte, die Stellvertreterin der Artemis. Ich glaube, ihr Hass auf Jungen war sogar größer als der der Göttin, seitdem sie von Herkules betrogen wurde. Auch mich beachtete sie nicht, oder bedrohte mich. Ich mochte sie ebenfalls nicht. Doch als ich herausfand, das sie im Kampf gegen ihren Vater Atlas sterben würde, versuchte ich sie umzustimmen. Sie wiedersprach. Sie wusste, das sie sterben würde, und ging trotzdem ihrem Mörder entgegen, um ihre Herrin Artemis zu retten. Sie war loyal, unverrückbar loyal, gegenüber Artemis. Das brachte mir Respekt gegenüber ihr. Ich glaube, am Ende hatte sie sogar mich respektiert." Er starrte in den Himmel. "Als sie starb ... ich glaube, das war einer der härtesten Tode für mich."
Ich hörte von irgendwo ein leises Schluchzen.
"Silena Beauregard.
Sie war die Hüttenälteste der Aphroditehütte und glücklich mit Beckendorf. Keiner hätte gedacht, dass sie der Spion wäre. Kronos bedrohte sie, als sie zurückziehen wollte. Als Beckendorf starb, dachte sie, es wäre ihre Schuld. Deshalb zog sie mit allen anderen in den Kampf. Aber der Krieg sah nicht gut für uns aus. Etwas fehlte. Die brutalen, aber kämpferischen Areskinder. Silena wollte den Fehler wiedergutmachen, den sie begangen hatte und zog Clarisses Rüstung an. An ihrer Spitze zog sie in den Kampf. Sie war keine besonders gute Kämpferin, oder ähnliches, aber sie griff alleine den Drakon an. Und starb bei dem Versuch, ihn zu töten. Viele sagen, sie war keine Heldin, weil sie Informationen an Kronos weitergegeben hatte. Aber sie vergessen, das Silena am Ende auf der guten Seite stand. Ich hoffe, sie sind im Elysium glücklich." Piper hatte Tränen in den Augen. Sie hatte Silena nicht gekannt, aber ich wusste, das versuchte nach ihrem Vorbild die Hütte zu führen.
"Bianca Di Angelo."
Manche sahen in Nico Di Angelos Richtung.
"Ich kannte sie nicht lange und nicht gut, deshalb kann ich nicht viel zu ihr sagen. Nur, dass ich weiß, dass sie ihren Bruder über alles liebte. Sie kletterte in den Schrottriesen Talos, um unser Weiterkommen zu ermöglichen. Dort jagte sie eine elektrische Strömung durch den Riesen. Ich bedaure immer, das sie kein Kind des Zeus war, denn dann hätte sie vielleicht überlebt." Percy legte eine Hand an sein Herz. "Ich hoffe, das ich dich zufriedenstelle, Bianca." ,flüsterte er. Ich hörte ihn, weil Travis und ich in der ersten Reihe standen.
"Das sind meine größten Helden, und ich versuche, mich an ihrem Beispiel zu orientieren."
Plötzlich hörte ich ein Klatschen. Ein Mädchen mit braunem Haar und silbernem Bogen sprang zu Percy auf die Bühne. Der Sohn des Poseidon fiel vor Artemis auf die Knie. Jetzt bemerkte ich auch die anderen Götter.
"Wir konnten diesen Tag doch nicht verpassen." ,meinte Aphrodite. Ausnahmsweise wirkte sie mal ernst. Auch Ares sah nicht so aus, als würde er dem nächstbesten an die Kehle fallen.
Viele Camper waren auf die Knie gefallen, aber Mom winkte sie wieder hoch. "Nicht heute und nicht jetzt." Sie sah Percy an.
Hades nickte in Richtung Erdbeerfelder. Drei Geister schwebten auf uns zu. Ich merkte, wie mir die Kinnlade herunterfiel. "Beckendorf, Silena, Zoe." ,flüsterte ich. Ich hatte im Gegensatz zu anderen Campern ein ganz gutes Verhältnis zu Zoe gehabt. Sie nickte mir zu.
"Luke und Bianca konnte ich nicht herbringen, da sie Wiedergeburt beantragt hatten." ,erklärte der Gott der Unterwelt, aber ich hörte gar nicht zu. Ich starrte die Geister meiner Freunde an. Und für einen Augenblick wusste ich; letzten Endes wird alles gut.

Halbgötter One Shots (Percy Jackson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt