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Das erste, was ich hörte, als ich aufwachte, waren Schluchzer. Jemand hielt meine Hand.

Dann ein leises Knallen. Kurz danach Stimmen.

"Sie ist rund um die Beine vernarbt, den Göttern sei Dank haben sich alle Wunden schnell geschlossen. Aufgewacht ist sie aber immer noch nicht. Sie ist-" Ein heiseres Husten. "Im Koma."

"Percy.", sagte eine Frauenstimme mitfühlend. "Wie lange schon?"

"Zwei Wochen." Der Griff um meine Hand festigte sich. Ich wollte sie auch drücken, den Besitzer beruhigen, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Schlaff lag ich auf dem Bett.

"Sag mal, gehst du eigentlich auch mal raus?", fragte die Frauenstimme.

Wieder ein Husten. War das ein Lachen?

"Piper. Bitte."

"Ich bitte dich auch!", sagte Piper nun etwas lauter. "Du gehst nicht zum Training, besuchst deine Mom nicht, wir machen uns Sorgen um dich!"

"Und um sie? Was ist mit ihr? Was ist mit Annabeth?", fragte Percy gereizt. Der Name durchfuhr mich wie ein Elektroschock. Annabeth! Das war mein Name! Und der Junge neben mir ...

"Percy.", krächzte ich leise. Sofort ließ er von Piper ab und beugte sich über mich. Auch Piper flitzte heran.

"Annabeth?"

Ich öffnete die Augen und blickte in seine. Sie waren mit Tränen gefüllt. Schwach hob ich meine Hand und wischte sie fort. "Was ist passiert?"

Er sah mich nachdenklich an. "Das weiß ich nicht so genau. Deine Mutter und du, ihr hattet einen Streit und dann bist du weggerannt, direkt vor ein Auto."

Ich schloss die Augen. "Scheiße."

Piper lachte auf, man konnte sehen, wie sie versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. "Ja, dass kann man wohl sagen.", schniefte sie. "Deine Mom ist total panisch, macht sich dauernd Selbstvorwürfe, will aber nicht sagen, warum ihr euch gestritten habt."

Ich drehte den Kopf zu Percy und blickte ihn schweigend an. Er verstand sofort. Erschrocken quetschte er meine Hand und ich zischte auf.

"Tut mir leid, tut mir leid." Er war völlig aufgelöst, schwankte zwischen Wut und Schrecken.

Piper fasste ihn an den Schultern und drückte ihn zurück auf den Stuhl. "Okay. Was ist hier los?"

"Mom hat gedroht, dass wir wegziehen, wenn ich Percy nicht verlasse.", gestand ich leise.

Piper blinzelte. Dann noch einmal. "Moment mal. Ihr seid zusammen?", fragte sie verdutzt. Ich nickte und biss mir auf die Lippe. "Und wegen so 'ner blöden Aktion von Percys Dad hasst sie ihn und Percy regelrecht."

"Das ist ... scheiße, gelinde gesagt.", murmelte Piper. "Aber ich freu mich so!"

"Warum?"

"Ihr seid endlich zusammen! Und ich habe mit Nico gewettet, er meinte, ihr würdet länger brauchen.", lächelte sie.

Ich lächelte kurz und krümmte mich dann zusammen. "Ah!" Irgendwo in meiner Beingegend zog es gewaltig. Der Schmerz wurde immer heftiger. Percy klingelte Sturm nach der Schwester, als er sah, wie ich da vor mich hin zischte.

Die Schwester nickte Percy und Piper kurz zu, bevor sie mich ansah. "Sie sind wach. Das ist gut, ich werde die Kollegen gleich informieren. Mr. Jackson, neben Ihnen liegt Schmerzmittel. Mischen Sie das in Ihren Tee und geben Sie es Miss Chase zu trinken. Dass sollte den Schmerz lindern."

Percy tat, was die Schwester gesagt hatte, aber seine Hände zitterten so stark, dass er das Schmerzmittel beinahe verschüttet hatte.

"Hier." Er hielt mir das Getränk an die Lippen. "Orange-Zimt. Ich steh auf solche Weihnachtstees."

Halbgötter One Shots (Percy Jackson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt