Halbgötter One Shots (Percy Jackson)

11.1

"Es tut mir leid.", sagte Percy, kurz vor der Aufführung. Ich schloss die Augen, öffnete sie wieder und drehte mich zu ihm um. "Was?"

"Dass ich-" Er stockte. "Dass ich dich nicht geküsst habe."

Wow. Für so direkt hatte ich ihn nicht gehalten.

"Warum hast du es dann nicht?", fragte ich leise. Er biss sich wieder auf die Lippe und drehte den Kopf weg.

"Weil deine Mutter mich hasst.", sagte er dumpf. "Dad hatte sie mal übel beleidigt und seitdem hegt sie einen Hass gegen Dad und seine Kinder."

"Mom?"

"Mhm." Er sah wieder zu mir. "Sie hat mir gedroht gehabt, es würde Konsequenzen geben, wenn ich dir nahekommen würde." Er holte Luft. "Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob ich mich von dir fernhalten kann. Fernhalten möchte. Du faszinierst mich. Du bist selbstbewusst und klug, deine Haare sehen aus wie die von Cinderella. Aber wenn du Cinderella wärst, würdest du deinen Stiefschwestern so richtig die Meinung geigen, weil du unabhängig bist."

Ich staunte schweigend. Machte er mir gerade eine Liebeserklärung?

"Ich bin froh, endlich ein Mädchen wie dich getroffen zu haben, da alle anderen, die ich kannte, dumm wie Stroh und maskiert waren. Wie Drew. Obwohl sie ja jetzt mit Ethan zusammen ist und sich weniger schminkt. Aber darum geht es nicht. Annabeth, ich habe mich in dich verliebt.", gestand er mir.

Ich war sprachlos. Ich wollte, etwas sagen, wirklich, aber ein Kloß aus Wut bäumte sich in meiner Kehle auf. Mom hatte Percy verboten, mir nahe zu kommen? Was sollte der Scheiß? Gerade als ich antworten wollte, öffnete sich der Vorhang.

"Kommt schon, haut das Publikum so richtig vom Hocker!", feuerte uns Silena an.

"Ihr schafft das, das weiß ich.", sagte Charles lächelnd.

Percy warf mir noch einen langen Blick zu, als wir auf die Bühne gingen.

Er drehte mich ein. Jetzt wäre die Kussszene gekommen, aber ich wollte noch etwas einbauen. "Es ist mir egal, was die anderen denken.", sagte ich zu 'Fedérico'. "Du hast mir so oft das Leben gerettet, du bist nicht wie dein Vater."

'Fedérico' sah langsam zu mir herab. "Mylady, wisst Ihr, was Ihr da sagt?"

Ich nickte verzweifelt, hoffte, er würde meine Botschaft verstehen.

"Du bist der Sohn deines Vaters, aber dein Charakter ist anders. Du bist mutig, freundlich und gelegentlich tollpatschig.", lächelte ich. Percys Mundwinkel zuckten.

"Du bist ein Mann, wie sich jede Frau einen wünscht. Weil du mir Freiraum gibst, ohne mich zu verlassen. Ich liebe dich, 'Fedérico', versteh doch!"

Die Musik schwoll an. "Verstehst du nicht, was ich hier tue? Warum ich es tue? 'Fedérico', ich liebe dich, weil du du selbst bist. Liebst du mich auch?"

'Fedérico' zögerte. Dann nahm er mein Kinn in die Hand, bog es nach oben, und küsste mich. "Ich liebe dich auch.", murmelte er, die Stimme vom Headset verstärkt.

Die Menge jubelte. Ich unterbrach unseren Kuss jedoch nicht. Zu sehr zog Percy mich an, seine Narbe am Oberarm, die ich bei der Drehung bemerkt hatte, seine verschwitzten Lippen. Ich lächelte in den Kuss herein.

Der Vorhang öffnete sich und der Rest unseres Teams trat auf die Bühne. Erst jetzt lösten wir uns voneinander. Befreit lächelnd fassten wir uns an den Händen und verbeugten uns.

"Annabeth Chase als Alea de Pallas und Percy Jackson als Fedérico Mar."

Wir traten zurück und ließen Piper und Jason den Vortritt. "Piper McLean als Ilea Dite und Jason Grace als Zacharias Sky."

Hazel und Frank fassten sich an den Händen, als sie aufgerufen wurden. Ich biss mir auf die Lippe um das "Süß!"-Lächeln zu unterdrücken. "Hazel Levesque als Marie Kain und Frank Zhang als Simon Mars."

"Leo Valdez als der Schmied und Kalypso Atlas als Attentäterin Nightshadow." Leo grinste übermütig und Kalypso gab ihm einen Klaps auf dem Hinterkopf.

"Reyna Ramirez-Arellano und Rachel Dare als die gräflichen Schwestern." Reyna und Rachel machten beide ein sauertöpfisches Gesicht, bevor sie loslachten.

"Nico Di Angelo als der Graf und Will Solace als Arzt Sun." Nico gab Will einen kleinen Kuss auf die Wange.

Wir strahlten alle mit den Scheinwerfern um die Wette. Das Publikum tobte, wir hatten eine richtig gute Show geliefert. Nico hatte den Hass des Grafen gegen Fedérico so gut verkörpert, dass selbst wir es fast geglaubt haben. Und als Leo versucht hatte 'Attentäterin Nightshadow' mit schlechten Witzen aufzuhalten, da haben wir unser Prusten nur mit Mühe unterdrücken können.

Kurzum, wir hatten es geschafft. Wir waren fix und fertig, aber wir hatten es geschafft. Immer noch grinsend gingen wir von der Bühne zu den Headsetleuten. Ich stand hinter Leo. Als ich dran war, kam ein Räuspern von der anderen Seite des Raumes. Verwirrt drehte ich mich um. Mom stand da, elegant und kalt wie immer. "Entschuldigt mich kurz.", murmelte ich zu den anderen, ehe ich Mom folgte.

"Was war das?", fragte sie wütend. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wuste genau, wovon sie sprach, stellte mich aber dumm. Vielleicht hatten sich Bob und Matthew einen Scherz erlaubt, und Mom war gar nicht wegen Percy, sondern etwas anderem sauer.

"Dein Kuss mit Jackson!"

Meine Hoffnungen zerplatzten. "Das war Liebe, Mom.", erklärte ich ihr kurz angebunden. "Und das kannst du nicht verhindern."

"Oh, doch, das kann ich.", drohte sie mir. "Wir ziehen weg, wenn du nicht sofort mit ihm Schluss machst."

Wut bäumte sich in meinem Magen auf. Ich fing an zu zischen. "Und? Dann führe ich halt eine Fernbeziehung. Mom, du kannst mich nicht von meinem Entschluss abbringen. Percy ist süß und nett. Er ist tollpatschig und witzig. Ich liebe ihn, versteh doch!"

Moms Gesicht verzerrte sich. "Geh! Verabschiede dich von deinen Kollegen, wir ziehen nach San Francisco."

Mit Tränen in den Augen schrie ich: "Sie sind meine Freunde, Mom, nicht meine Kollegen!" Ich rannte zur Tür. Weg, weg, nur weg! ,waren meine Gedanken. Ich achtete nicht darauf, wohin ich rannte, nur darauf, das Mom mir nicht folgte. Aufgewühlt sah ich zur Tür. Percy war da, rannte mir entsetzt hinterher.

Dann ein lautes Hupen. Entsetzen, Angst. Schmerz. Percy fasste nach meinem Oberkörper und zog mich von der Straße. Der Fahrer des Autos, das mich angefahren hatte, stieg aus, vollkommen aufgelöst. Sie sagten etwas, aber ich hörte nichts. Alles fing an zu verschwimmen, schwärze breitete sich aus. Ich sah Percy, wie er mich hochhob. Dann nichts mehr.