Das Pflaster

26 9 1
                                    

Wäre ich ein Pflaster, würde ich diese Welt vor harten Schlägen und schmerzenden Niederlagen bewahren. Ich würde mich bei einer bevorstehenden Schlacht um dich legen und Dir deine Angst vor möglichen Schmerzen nehmen. 

Du könntest dich ausprobieren, wärst wie eine Spielfigur in einem Videospiel mit unendlichen Leben. Würdest deine echten Grenzen kennenlernen - denn manchmal fehlt Dir einfach nur der Mut aus deiner Komfortzone auszubrechen und diese große Welt zu entdecken.

Deine bereits offenen Wunden würde ich mit meiner Sanftheit überdecken, damit sie schneller und besser heilen können. Ich wäre dein bester Freund, ein Freund, der sich um deine inneren sowie äußeren Gebrauchsspuren auf ewig sorgt, denn diese Welt kann manchmal sehr feste zuschlagen.

Wie du jedoch schon weißt, gibt es mich in dieser Welt nicht.
Du musst deine weiten Sprünge ohne mich ausführen und entweder mit beiden Beinen sicher auf dem Boden ankommen oder mit einem Bein falsch aufsetzen und dich verletzen. Ich werde nicht da sein, um dich zu heilen oder um dir weitere Unannehmlichkeiten fern zu halten.

Doch dafür wirst du lernen deine Sprünge zu optimieren, um weniger Fehler zu begehen und gleichzeitig besser zu werden. Du wirst Siege viel mehr wertschätzen, denn erst deine verlorenen Kämpfe zeigen Dir, wie schmackhaft eine hart erarbeitete Errungenschaft überhaupt sein kann.

Du brauchst keine Angst vor Wunden und Narben zu haben, denn erst diese Auffälligkeiten machen einen Menschen interessant.
Es spielt außerdem keine Rolle, ob du während der ganzen kostbaren Zeit mit Angst und Feigheit durch dein Leben gehst oder dich mutig ins Abenteuer stürzt - denn ohne ein riesengroßes Pflaster das dich umhüllt wird dich ohnehin nichts vor Schmerzen und Enttäuschungen schützen können.

Das ist PoesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt