Fight Song

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Innerhalb von Sekundenbruchteilen war eine lebhafte Diskussion im Gange. Gehandelt werden musste schnell - das war das Einzige indem sich alle einig waren. Jemma versuchte zu evaluieren wie viele Männer sie für ein erfolgreiches Manöver brauchen würden. Spotty machte sie hin und wieder darauf aufmerksam das dieser oder jener Rebell nicht einsatzfähig war. Azar, Jordan und Finn stritten von neuem darüber ob man angreifen oder abwarten sollte. Finn wollte so schnell wie möglich angreifen, Jordan wollte abwarten und Azar kam eigentlich nicht zu Wort. "Warum fackelt Candela nicht einfach alle mit ihrem Eisfeuer ab? Problem gelöst ", ihr Freund klang äußerst selbstzufrieden.

Nach dieser Aussage war erstmal Sense mit Gesprächen im Zelt. Obwohl Jordan und Valencia es schon gewusst haben mussten schauten sie nicht minder geschockt als Spots und Jemma. Candela warf Finn einen schneidenden Blick aus ihren grünen Augen zu. Dafür würde sie sich später bedanken.

"Ja, irgendwie habe ich nicht nur Todesmagie sondern auch Eisfeuer - ich schwöre ich hatte keinen blassen Schimmer! Ich kann es nicht einmal richtig kontrollieren." "Heißt das wir müssen befürchten, dass du uns jeden Augenblick in lebende Fackeln verwandlest ?" Langsam ging ihr Jordan gehörig auf die Nerven. Im Moment würdest du mir so echt besser gefallen.

Candela wollte ihm diese Worte gerade an den Kopf werfen . . . - ein Pfeil durchschnitt pfeifend die Zeltwand neben ihr und bohrte sich in den Pfosten auf der anderen Seite. Von draußen drang eine beunruhigende Stille herein. Verstummt waren die fröhlichen Alltagsgeräusche.

Das Nächste, was sie wusste war, wie sie im Freien stand und mit offenem Mund den Pfeilhagel betrachtete, der auf sie niederprasselte. Die meisten Rebellen hatten schnell genug reagieren können. . . doch hier und da ragte aus einem niedergestreckten Körper ein Pfeilschaft auf. Ein Klagelaut versuchte sich ihrer Kehle zu entringen. Sie kannte diese Männer nicht einmal - wie viele waren gerade für sie gestorben? Obwohl sie nichts weiter zur Hand hatte als einige Wurfsterne, die unter ihrer Kleidung verborgen waren, rannte sie nach Westen - den Pfeilen entgegen.

Es waren viel mehr Infector als Valencia vermutet hatte - mehr als dreißig, wenn nicht fünzig dunkel gekleidete Gestalten. Bis an die Zähne bewaffnet - auch wenn der Pfeilregen in dem Augenblick stoppte in dem sie zwischen den Zelten hervorstürmte. Schwer atmend kam sie vor der Menge zum Stehen. Vielleicht vier, fünf Meter trennten sie von ihren ehemaligen Kameraden - von Aron, der sie mit einem abschätzigen Grinsen betrachtete. Sein Grinsen wurde noch verschlagener, als Azar und Finn sie flankierten - hinter dem Rücken des ersten wallte eine dunkle Masse. Jordan stellte sich ebenfalls an die Front, sein Gesichtsausdruck undurchdringlich. Valencia sah einfach nur stinksauer aus, ihre Knöchel traten am Griff des Schwertes weiß hervor. Ein warmes Gefühl nistete sich in Candelas Magengrube ein - beim Anblick derer, die sich so beschützerisch um sie gruppiert hatten.

"Wie ich sehe lässt du dich jetzt mit dem Pöbel ein," die Nummer zwei unter den Infector strahlte Verachtung aus ," ist das nicht der Typ den du umbringen solltest ?" "Was willst du Aron?", zischte Candlea zwischen zusammengebissenen Zähnen. Seelenruhig began Aron vor seinen Männern auf und ab zu schlendern. "Ich will, dass du aufhörst dich wie ein aufmüpfiges Kind aufzuführen - du kennst deinen Platz." Jedes Wort ein Dolchhieb. "Was willst du überhaupt bei denen? Hast du plötzlich Patriotismus für Parvarta entwickelt? Du hast diese Land nie gesehen."

Schätzchen, darauf habe ich selber keine Antwort. Nur diese Stimme in ihr, die wundersame Handlungen von ihr verlangte - genauso im Gegenzug ihr Blut in Brand steckte. Nur das Jucken unter ihrer Haut, diese Rastlosigkeit, die hier leichter zu ertragen war. Das Gefühl mit jedem Schritt freier atmen zu können.

Aron zuckte mit den Schultern. Baute sich wieder breitbeinig an der Spitze seiner Männer auf. "Kann mir auch egal sein, Timea will dich zurück - egal unter welchen Umständen." Candela biss die Zähne zusammen - nur über ihre Leiche.

"Sag Timea liebe Grüße, wir gehen ein Land befreien und dann kommen wir vielleicht einmal auf ein Tässchen Tee vorbei." Ein Wunder, dass Finn bis jetzt seine Zunge in Zaum gehalten hatte. Arons Augen wurden schmal und sein Blick schweifte von Candela zu Finn. " Du ", zischte er, dann," dich will Timea tot sehen." Candela wurde übel. " Genug gelabert - stell deine Forderungen, oder zisch ab." Mutige Worte.

Sichtlich amüsiert über Candelas vorwitzige Äußerung gab Aron dem Mann rechts hinter ihm ein Zeichen.

Candelas Blut erstarrte zuerst und begann dann zu brodeln, als ebendieser Mann eine kleine Gestalt aus den hinteren Rängen hervorzerrte. Die Hände vor dem Körper gefesselt und das Gesicht mit Schmutz und Tränen verschmirrt war der Blick des Jungen eine Mischung aus bodenloser Angst, Trotz und Fassunglosigkeit. Derselbe Junge, der noch vor wenigen Tagen so eifrig ihren Erklärungen gelauscht hatte. Zufall war hier nicht im Spiel - jemand musste sie beide im Innenhof gesehen haben.

Stummes Flehen trat in den Blick des Knaben - er erkannte sie wieder. Candela kochte. Sie oder Finn zu bedrohen war eine Sache - ein Kind wegen ihrer Fehler in diese Hetzjagd zu verwickeln. Aron zog den Buben mit einem Ruck an sich heran. Fischte einen Dolch aus seinem Gürtel. Candelas Herzschlag peitschte das Blut durch ihren Körper. Hitze durchfuhr sie wie ein Blitzschlag und das Rauschen in ihren Ohren wurde zu einem Schlachtruf.

Gemächlich setzte Aron die Klinge an den schutzlosen Kinderhals. "Erste Möglichkeit: Du und Finn lasst eure Waffen fallen, kommt ganz brav hierher und niemand wird verletzt." Dieser Mistkerl schaffte es sogar unglaublich kaffekränzchenmäßig zu klingen." Zweite Möglichkeit: Ich werde dieses hübsche Bürschchen vor deinem Augen aufschlitzen und dann jeden deiner Freunde. So oder so wirst du mit mir zurückkehren." Den letzten Satz hörte Candela nur vage - ein Brüllen setzte in ihrem Geist ein, während Schweißperlen über ihre Stirn rannten. Selbst wenn Jemma und Spots jeden einzelnen Menschen im Lager hinter ihr auf die Beine gestellt hatten - sie wären immer noch in der Unterzahl - und der Großteil vermutlich nicht ans Kämpfen gewöhnt. Das sieht ganz schön beschissen aus.

Azar schloss seine Finger um ihren Unterarm, unterdessen waberten keine Schatten mehr um seine Gestalt. Obwohl ihr Blut weiterhin in Wallungen war und ihr Geist wie im Fiebertraum hörte sie ihn unmissverstandlich: "Zeige diesem Bastard, dass du dich nicht herumschubsen lässt."

Das Lager hinter ihr und die Kämpfer neben ihr schützen - die Legion vor ihr vernichten, ohne dem Jungen ein Haar zu krümmen. Dabei war das Einzige was sie zustande gebracht hatte ein unkontrollierter Magieschwall im Angesicht größter Not gewesen. Inzwischen hatte Finn genauso seine Waffe weggesteckt und seine Konzentration auf sie gerichtet. Bedingungsloses Vertrauen glitzerte in den Tiefen seiner grünen Augen. Ich werde alles tun um dieses Vertrauen zu behalten.

Also versuchte sie nicht im Mindesten den aufsteigenden Kampfesschrei in ihrem Herzen zu unterdrücken, stattdessen trat sie ein paar Schritte seitwärts. Bis sie genau vor Aron und seiner Geisel stand. Dann streckte sie beide Arme zur Seite aus - richtete sie auf die wogende dunkle Masse an Infector, deren Ansicht jetzt vor ihr verschwamm. Candela schloss die Augen, betete zu jedem Gott unter diesem Himmel - und drängte jeden Funken Hitze aus ihrem Innersten gwaltsam nach außen.







Between Death and FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt