Tale as old as time

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Die folgenden Tage vergingen in einem verschwommenen Fleck. Der Herbst lag in den letzten Zügen und mit jeder zurückgelegten Meile näherten sie sich dem Grenzgebirge zwischen Nazar und Parvarta. Alle klammerten sich an die Hoffnung den Pass noch vor den ersten Winterstürmen zu überqueren. Ansonsten wären abgefrorene Finger und Zehen ihre geringsten Probleme.
Zwischen Wölfen, Bären und Berglöwen lebten dort die Bergmänner, über die nichts außer ihre Grausamkeit bekannt war. Niemand der ihnen begegnete hatte hinterher noch davon berichten können.

Was Candela anging - sie hatte sich in sich selbst zurückgezogen. Sie ließ Azars Versuche ihr Feuer auf die Reihe zu kriegen über sich ergehen und saß widerwillig bei den Treffen um zu lauschen, wie Jemma überlegte, ob es ein gutes Zeichen war, dass sie von ihren Leuten aus Azurit noch nichts gehört hatte.

Planmäßig sollte der Kommandeur der Truppen dort die Hauptstadt unter seine Kontrolle bringen und Jemma die Rebellen aus dem Westen zusammenziehen, um ihm dann in Azurit unter die Arme zu greifen.

Von dort aus wollten sie die Soldaten Nazars vertreiben und den König zwingen, dass Land wieder freizugeben.

Wenn sie es überhaupt bis dorthin schafften. Candela beobachtet eine einsame Schneeflocke, die am offenen Zelteingang vorbeitrieb.

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"Jemma erzählt ein Geschichte, es gibt ein großes Lagerfeuer, etwas ordentliches zu Beißen - du weißt schon, um die Moral der Männer zu heben." Mit diesen Worten wurde Candela aus dem Zelt geschleift - Widerstand zwecklos.
Der einsetzende Schneefall hatte die Rebellen hibbelig gemacht - und jetzt wo sie eine Tagesreise von den Ausläufern des Gebirges entfernt waren lag die Nervosität einem Schleier gleich über dem Lager. Niemand wusste was sie dort oben erwartete.

Die Angewohnheit mit Valencia ein Zelt zu teilen hatten sie beibehalten und Candela musste zugeben, dass nichts gegen ihre Anwesenheit sprach. Die ruhige Kameradschaft war Balsam für so manche scharfe Scherbe, die stets gegen ihr Herz drückte.

Unter der ruhigen, manchmal sanften Oberfläche der jungen Frau lag ein eisenharter Kern - so hart wie der Griff mit dem sie die Ex-Infector durch das Schneetreiben zerrte.

Bestimmt drückte sie Can auf einen Platz neben Finn und tanzte davon - um zwei Schüsseln von dem Eintopf zu holen, der auf der anderen Seite des Feuers ausgegeben wurde.

Angewidert musterte Candela wie die Flammenzungen vor ihr am Firmament leckten. Inzwischen hasste sie jede Art von Feuer mehr und mehr - wenn das überhaupt möglich war. Während der letzten Tage hatte Azar unzählige Arten ausprobiert ihre Magie zu wecken - Provokation, Atemübungen, heute hatte sie stundenlang auf ein Holzstück starren dürfen - nicht einmal ein Flämmchen!

Finn bedachte sie mit diesem Blick aus Sorge und Angst, den sie unterdessen oft genug gesehen hatte. Doch dabei blieb es. Komisch.

"Also" - sagte Valencia, plumpste neben sie auf den Baumstamm und hielt ihr eine Holzschüssel samt Löffel hin. " Finn hat mir erzählt, dass du früher - " Dankbarerweise ersparte das Schicksal Candela den Rest des Satzes, den Jemma bat um Ruhe. Sämtliche Gespräche verstummten, als hätten sie in der Erde, die sie umgab, ein dunkles Grab gefunden. Sogar das Feuer erzitterte und dimmte, fast wie vor Ehrfurcht.

"Ich weiß, dass viele von uns die bevorstehenden Tage fürchten und unsere Sache in Frage stellen. Ich missbillige solche Gefühle nicht, im Gegenteil, ein wahrer Soldat weiß wann er etwas zu verlieren hat und tut gut darum zu fürchten. Doch die vor uns liegenden Gebiete sind nicht nur die Heimat unvorstellbarer Schrecken, ihr entspringen auch Helden und Legenden deren Andenken seit Jahrhunderten gewahrt wird."

Between Death and FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt