Here we go again

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Nur eine Handvoll Infector standen noch - der Rest. . . Candela blendete die verbrannte Erde aus. Konzentrierte sich auf Aron, der die Zähne in ihre Richtung fletschte wie ein wildes Tier und den Jungen von sich stieß. Dann drehte er sich um und gab Fersengeld. Bastard. Feigling. Candela began zu sprinten. Es dauerte nicht lange bis eine Klinge ihren Weg kreuzte. Die überlebenden Infector hatten entschieden kämpfend zu sterben - mit der Intention so viele wie möglich mit ihnen in den Tod zu reißen. Candela wartete eine winzige Sekunde, ob aus Ehre unter Gleichgesellten oder schierer Dummheit, das wusste sie nicht.

Der Infector, der zu der Klinge gehörte, nutze ihr Zögern zu seinem Vorteil. In einem Aufwärtsbogen rammte er ihr seine Waffe in den Bauch. Zumindest wollte er das, sie konnte den Schlag knapp mit einem Wurfstern parierren. Verdammt, sie brauchte ein Schwert, einen Dolch, irgendetwas.

Von rechts kam etwas durch die Luft geflogen. Candela fing den Dolch ab. Es kümmerte sie nicht woher er stammte, nur - "Ich gebe dir eine Gelgenheit zu rennen."

Ihr Gegner grinste durch die Ascheschicht auf seinem Gesicht: "Frauen - müssen sogar im Kampf noch ein Schwätzchen halten." Es waren seine letzen Worte. Er war auf ihre Waffe fixiert gewesen - doch auch ihr Körper war eine Waffe. Sie trat ihm die Beine unter dem Körper weg, schlitze ihm die Kehle auf, Blut spritze ihr ins Gesicht. Candela leckte einen Tropfen von ihrer Lippe, der metallische Geschmack biss ihr in die Zunge.

Dann stürzte sie sich in den nächsten Kampf.

Der Mann hatte die Höflichkeit ihr ins Gesicht zu sehen und zu erbleichen, bevor sie unter seiner Deckung durchtauchte und die Klinge in sein Herz jagte.

Noch mehr Blut, als sie die Klinge wieder herauszog.

Dann der nächste Gegner.

Und der nächste.

Sie wurde ein Strudel aus Ducken, Zustechen und Ausweichen, das Grinsen in ihrem Gesicht niemals schwankend. Zusammen mit dem Feuer, das noch immer in ihren Adern sang, ruhiger jetzt, aber präsent.

Am Ende stoppte die Welt wieder. Drehte sich langsamer und langsamer. Bis zu dem Zeitpunkt an dem sie keuchend auf ihr letztes Opfer hinabstarrte.

Candela atmete aus, fühlte das Blut heiß und klebrig auf ihrer Haut.

Traf die Blicke der anderen.

Valencia schenkte ihr eine aufmunterndes Lächeln, selbst wenn es zitterte. Finn verbeugte sich mokant und fast musste Can lächeln. Ihr dramatischer Freund. Azars Gesicht war eine Maske stoischer Ruhe. Die Gesichter der Gefallenen, die ihn umgaben, waren verzerrt, wie im Angesicht ihres schlimmsten Horrors. Sorge blitze in seinem Blick auf, da und wieder weg. Und Jordan. . .

Jordan streckte die Hand aus. Es dauerte ein wenig bis sie begriff. Darauf schloss sie die Distanz zwischen ihnen und gab ihm seinen Dolch zurück, nickte dankend. Jordan nickte zurück - Frieden - vorerst.

Der Junge stand still und blickte mit leeren Augen auf den Tod um sich herum. Candela fasste ihn sanft an der Schulter und schloß sich dem Zug der anderen Richtung Lagermitte an. Hoffentlich hatte Mhysa eine Mahlzeit für ihn. Und ein Bad, fügte sie gedanklich mit einem Blick auf sein dreckverschmiertes Gesicht hinzu.

Sobald sie die ersten Zelte passierten gab Candela dem Jungen einen Schubs, er ging widerstandslos weiter. Anschließend blickte sie trotz besseren Wissens zurück.

Auf verbrannte Erde, auf Asche, aus der nur noch vereinzelt Metallteile aufragten. Auf die Leichen davor. Eine Erinnerung bahnte sich gewaltsam den Weg aus ihrem Käfig. Machte sie blind und taub für die Welt um sie herum. Brandgeruch stieg ihr in die Nase - zusammen mit dem Knistern der Flammen, der schwebenden Glut in der Luft. Fassungslos stand sie und beobachtete wie ihr Leben in Flammen aufging. Er schrie, so lange hatte er tapfer durchgehalten, doch jetzt öffnete jeder Schrei eine klaffende Wunde in ihrem Herzen. Kein Laut entsprang ihr als sie nach Luft ringend zu Boden sank - ungeachtet der glühenden Kiesel. Die Steine hatten die Hitze des Feuers aufgesogen und bissen in ihre nackten Knie. Der Geruch von verbranntem Fleisch - " Candela!"

Candela schnappte nach Luft, machte einen gierigen Atemzug. Jemand kniete vor ihr - sie kniete, zu Boden gerungen von der Vergangenheit. Finns besorgtes Gesicht schloß sich Azars an. Anders als dieser wusste er genau welche Erinnerung dieser Moment wieder aufleben hatte lassen. Keuchend umfasste Candela ihre Knie. Dort - unter dem dünnen Stoff - spürte sie die Narben allzu deutlich. Eine ewige Erinnerung, ein Brandmal für ihr Versagen und ihre Unfähigkeit.

Tränen rannten wie Sturzbäche über ihr Gesicht. Azar zog sie auf die Füße - Finn stieß ihn beiseite. Candela klammerte sich an ihm fest - ihr einziger Anker im wilden Meer. Unglücklicherweise war die Vergangenheit noch nicht fertig mit ihr. Sein Gesicht veränderte sich - wurde zu ihm, dann zu dem Mentor, den sie so innig geliebt hatte. Gesichter, die sie nie wieder sehen würde. Nur weil sie zu sehr vertraut hatte - auf das Glück, auf die Zukunft.

Eisern drängte Candela die Schatten dieser Zeit in den dunkelsten Winkel ihrers Herzens zurück. Trotzdem blieb der Nachgeschmack der Erinnerung - rief ihr ins Gedächtnis wie zerbrechlich ihre Welt war. Auch wenn die letzten Tage Aufregung, wenn nicht sogar den Duft der Freiheit beinhaltete hatten - auf das Licht folgte immer die Dunkelheit.

Aus diesem Grund ließ Candela Finn los. Er war ein guter Freund - hatte sie auch aus diesem tiefsten aller Abgründe gezogen. Doch was früher einmal war würde nicht wieder geschehen. Sie würde lernen mit der Dunkelheit zurechtzukommen.

So drehte sie sich um, wischte mit dem blutverschmierten Hemdsärmel die Tränen von ihren Wangen.

Vielleicht würde sie in diesem verzweifelten Freiheitskampf sterben. Der Gedanke löste keine Emotion aus.

                                                                                               ~~

"Nicht schreien. Nicht bewegen."

Candela gab nicht zu erkennen, ob sie Azar bemerkt hatte. Einer Schlafwandlerin gleich war sie in ihr Zelt zurückgewandert. Nun saß sie auf ihrer Pritsche und staarte ins Leere. Einzig und allein das Heben und Senken ihrer Brust zeugte davon, dass sie noch lebte.

"Und vor allem - fackel mich bitte nicht ab." Azar hob die Hand mit dem Eimer und dem Fetzen. "Ich bin unbewaffnet", sagte er, in dem lahmen Versuch einen Scherz zu machen. "Weil dumme Witze ihr jetzt natürlich helfen werden", die Stimme in seinem Kopf hatte anscheinend Sarkasmus gelernt.

Candela schenkte ihm einen flüchtigen Blick, Azar kniete zu ihren Füßen. Er tunkte ein sauberes Stück Tuch in den Wassereimer und began schweigend ihre Hände zu säubern. Candela ließ in gewähren, fixierte die Luft über seinen Kopf hinweg.

In ihrem peripheren Blickfeld bewegten sich seine Lippen. "Was ist dort draußen geschehen?" Kein Laut kam aus seinem Mund, sie verstand die Worte auch so. Genauso wie die Fragen hinter ihnen: Warum hast du dich unserer Sache wirklich angeschlossen? Wovor läufst du davon? Was hat dich so aus der Fassung gebracht? Was versteckst du?

"Wie kommt ein reiches und gut behütetes Adelssöhnchen mit Rebellen in Kontakt?" Sie war nicht bereit Azar gegenüber auch nur eine Handbreit Boden freizugeben.

Er lächelte milde. Dann stand er auf und schob das Tuch in ihre mittlerweile sauberen Hände. "Sagen wir einfach wir haben beide unsere Geheimnisse."



Between Death and FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt