Ich bin überzeugt, man liebt sich nicht bloß in anderen, sondern hasst sich auch in anderen. - Georg Christoph Lichtenberg
»Shhh, schon gut. Beruhige dich, Hermione.« Harry griff nach ihrem Handgelenk, dann berührte er ihre Schulter.
Seine beste Freundin so verstört zu sehen, beängstigte ihn. Seit der Schlacht um Hogwarts wusste Harry, um seine Rolle als Marionette, als simple Schachfigur, nicht aber, wie weit die Manipulationen in Wahrheit reichten. Erst die Erinnerungen von ihr, Hermione Granger, zeigten wie sehr sein Leben, bisher eine Farce gewesen war. Erst jetzt im Nachhinein begriff er, wie unsäglich naiv er gewesen war. Was wäre auch anderes zu erwarten gewesen? Er, Harry, war ein 11 jähriger Junge gewesen, der weder Anerkennung noch je Liebe in seinem bewussten Leben erfahren hatte. Da kam eine fabelhafte, magische Welt, zwar mit Fehlern, aber mit den ersten freundlichen Menschen, gerade recht. Professor Dumbledore war weithin als der mächtigste Magier bekannt, ausgerechnet er zeigte echtes Interesse an Harry. Er verstand seinen Schmerz, die tiefe Sehnsucht, als Harry im Spiegel Begehren seine Familie um sich versammelt sah. Es war ein Trick gewesen, ein klug ausgefeilter Plan, um Voldemort zur Strecke zu bringen.
Hermiones Hand zitterte, als er sie ihr vom Mund wegzog.
»Ich hatte wirklich keine Ahnung.« Wiederholte sie flehend.
»Ist okay.« Behutsam strich er ihr über die Wange. »Es ist nicht deine Schuld.«
»Das stimmt nicht, Harry!« Widersprach sie bestimmt und setzte sich abrupt auf, außerhalb seiner Reichweite.
Sie hatten für Harry unbemerkt so nah aneinander gesessen, dass er ihre Wärme gleich vermisste. Vielleicht war es auch seinem angetrunkenen Zustand verschuldet, aber er fühlte jetzt, wie kalt es im Gemeinschaftsraum eigentlich war, trotz des brennenden Kamins.
»Ich hätte mich nicht verlieben dürfen.« Sie sagte es, als ob es völlig offensichtlich war.
»Das hätte doch nichts geändert!« Entgegnete Harry ihr entgeistert. »Dumbledore hätte andere Wege gefunden, damit alles genauso abläuft, wie er es für richtig hielt.«
Hermione öffnete ihren Mund, um erneut Einspruch zu erheben, doch Harrys Blick ließ sie verstummen. Wann genau hatte er angefangen, sie anders an zusehen? Er wusste keine Antwort darauf. Vorher, bevor er von ihrem Geheimnis erfahren hatte, gab es bereits Momente zwischen ihnen, die nicht platonisch waren. Die vergangenen Tage hatten ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, alles war grenzenlos geworden.
Das Denken fiel ihm zunehmend schwerer, der starke Alkohol machte sich nun auch kognitiv bemerkbar. Innerlich musste er grinsen, solche Fremdwörter waren völlig ungewohnt für Harry und doch dachte er sie.
Erschöpft lehnte Hermione sich wieder zurück, vermied es aber, ihn anzusehen. Das Feuer im Kamin tauchte diesen kleinen Gemeinschaftsraum in ein sanftes, warmes orangenes Licht. Wie ein Gemälde, welches Harry noch immer nicht zu verstehen wusste, sah er zu dieser jungen Frau. Seit dem ersten Schuljahr kannten sie sich, waren beste Freunde, doch jetzt sah er sie völlig anders. Den Kopf hatte sie, wie er auch, gegen die Lehne gelehnt. Das braune Haar war hochgesteckt, einzelne Strähne fielen herab. Obwohl sie ihre Augen geschlossen hatte, wusste er, es war ihr nicht entgangen, dass er sie weiterhin betrachtete. Hin und wieder registrierte er, dass sie schluckte, wie eine Einladung an ihn. Er setzte sich auf, mit dem linken Arm stützte er seinen Kopf ab. Nun konnte er ihr direkt in das Gesicht sehen und merkte, sie war, gar nicht so entspannt, wie es den Anschein hatte. Sie atmete schwer, als ob sie versuchte, sich zu konzentrieren.
»Geht es dir gut?« Besorgt und einem Anflug von schlechten Gewissen, berührte er abermals ihr Gesicht. Schließlich hatte er sie dazu animiert den Feuerwhisky zu trinken.
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Im Namen der Liebe
FanficNiemand möchte die Wahrheit wissen, nicht wenn es darum geht zu erkennen was wir bereit sind für die Liebe in kauf zu nehmen. Dumbledore wusste um die Macht der Liebe und wie er sie einsetzen musste damit Harry seine Aufgabe erfüllen würde. Ein Jahr...