Im Namen der Liebe

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Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann. - Mahatma Gandhi

Sekundenlang ohne zu blinzeln, sah Harry in ihr Gesicht, versuchte zu erahnen, was in ihr vorging. Hermione senkte ihren Kopf.

»Es  war ein Fehler dir damals die Erinnerung zu geben.«, sie sah wieder  auf, entschlossen. »Du solltest verstehen, dass Ron nichts dafür

konnte. Stattdessen hatte sie was in dir ausgelöst, etwas dem du auf den Grund gehen musstest. Ich -«

Geduldig  hatte er ihr zu gehört, doch wollte er von all dem nichts wissen. In  ihm war keine Wut, kein Zorn. Ron war genauso wenig seine Priorität.  Harry hatte nicht mehr die Befürchtung Ron zu verlieren, auch wenn deren  Freundschaft eine schwierige Zeit zu überstehen hatte. Sein Fokus lag  gänzlich auf Hermione.

Zwei Finger auf ihre Lippen hatten gereicht, um sie zum Schweigen zu bringen.

»Ich sollte wütend auf dich sein, Hermione, aber ich bin es nicht.«, begann Harry.

Für  einen Moment, als ihm bewusst wurde, dass er immer noch ihre Lippen  berührte, hatte er wieder alles vor Augen. Die Erinnerung war beides zu  gleich, frisch als auch verblassend. Mit ziemlicher Sicherheit, wäre  sie, ohne magischen Einfluss, viel prägnanter, stärker ganz gleich, wie  lange diese Nacht her war.

»Mich  interessiert es nicht was passiert ist, noch warum.«, Harry schluckte  nervös. »Du musst wissen egal was, ich könnte dich niemals hassen.«

Intensiv  sah er in ihr Gesicht, ihre Augen und wusste, sie wollte ihm  widersprechen, wiederholt erklären, warum sie zu gehen hatte.  Gleichzeitig erkannte sie wohl, dass er nichts davon hören wollte.  Langsam schloss sie die Lider, drehte geschlagen den Kopf ab. Die Geste  feuerte aufs Neue die Angst in ihm an. Sie hatte immer noch die Absicht  zu gehen. Irgendwo war sie davon überzeugt, dass sie allein für alles  verantwortlich war, einen Keil zwischen ihm und Ron getrieben hatte.  Sobald sie weg war, würden Ron und Harry wieder beste Freunde sein  können. Wie sollte er, Harry, ihr begreiflich machen, dass nichts von  dem zutraf?

Es  war nur eine winzige Bewegung in ihr, der Beginn vom abwenden, weg  gehen der seine Sucherreflexe ins Leben riefen. Blitz schnell griff  Harry nach ihrer Hand, zog sie wieder eng gegen sich, umrahmte ihr  Gesicht mit seinen Händen und lehnte seine Stirn gegen ihre. Hermione  war viel zu überrascht von dieser plötzlichen Nähe, als dass sie auch  nur ein Wort über die Lippen brachte.

»Du weißt nicht wie wichtig du für mich bist!«, flüsterte er eindringlich. »Hörst du.«

»Harry, du-« Hermione stockte, drückte stattdessen ihre linke Hand gegen seine rechte, die ihre Wange hielt.

Unvorstellbar  vieles konnte Harry in den unterschiedlichen Schattierungen der Iris  ihrer weit aufgerissenen Augen ablesen. Es war fast komisch, wie  schockiert sie über seine Worte war. Etliche Variationen an  Möglichkeiten gingen ihr wahrscheinlich durch den viel zu  beschäftigenden Geist, als dass sie die einfachste von allen für wahr  hielt. Mehrfach öffnete sie ihren Mund, wie zum Reden, doch stoppte sie  sich. In ihrer unnachahmlichen Art kommunizierten sie hingegen mit  bloßen Blicken. Sie stetig zweifelnd, fragend und er beteuernd  aufrichtig, vor allem aber mit ehrlichen, unmaskierten Gefühlen.  Kurzweilig schloss sie die Augen, als sie wieder seine fand, quälten  sich bereits erste Tränen über ihre Wangen. Behutsam wischte Harry sie  mit den Daumen fort, während Hermione sein Gesicht sachte mit  Fingerspitzen berührte, suchte, als würde er jeden Moment verschwinden.  Es war eine so zärtliche Geste, dass es ihn fast paralysierte, weil es  sich anfühlte, als sei er endlich angekommen. Ein leichtes seliges  Lächeln auf seinen Lippen konnte Harry nicht verhindern, als ihre Finger  seine Lippen erreichten und er nicht anders konnte und deren Spitzen zu  küssen.

Im Namen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt