Befreie Mich

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Ohne weiteres könnte sie in dem Grün seiner Augen ertrinken, dahinwelken, es wäre ihr egal. Nie hatte sie gedacht, erwartet ihm wieder so nah sein zu dürfen und doch hier waren sie nun. Keine erfolglose Suche, kein nahezu aussichtsloses Unterfangen hatte sie beide sich den niederen Gelüsten hingeben lassen, sondern die Aussicht auf etwas, das sie, Hermione Granger, für lange Zeit für unmöglich erachtet hatte; eine gemeinsame Zukunft. Wärme durchzog sie aufs neue als seine Hände erst über ihre nackten Schenkel streiften, dann schließlich über ihren Rücken. Sie saß, wie Gott oder die Natur sie geschaffen hatte, auf seinem Schoß. Genoß sichtlich diese Zweisamkeit, in der sie sich auf ewig verlieren könnte. Mit den Zähnen biss sich Hermione leicht auf die Lippen, als sie begann sich zu bewegen. Ein anderes, nicht gänzlich fremdes Empfinden in ihr entstand. Kein Schmerz, kein unangenehmes Gefühl störte. Sein warmer Atem ließ sie kurz schaudern, bevor die verlangenden Lippen gegen ihren Hals einen tiefen Seufzer ihr entlockten. Willkommen vergrub sie die Hände in seine kohlschwarzen Haare. Noch enger, verschlungener schmiegten sich beide Körper einander, suchten und fanden rasch einen gemeinsamen Rhythmus.

Mit fassungslosem Wunder fanden ihre Augen erneut seine, in ihnen spiegelte sich was sie fühlte. Grenzenloses Erstaunen, dass nach all den Jahren, nach allem was diese Liebe verhindern sollte, sie jetzt leben durfte.

Alles andere verschwand, gab sich dem körperlichen hin. Viel zu oft hatte Hermione sich verboten dem Verlangen nach zu gehen, Harry wiederholt zurück gewiesen. Jetzt galt dies nicht mehr. Es gab niemanden mehr auf den sie Rücksicht nehmen musste. Nicht einmal mehr ihr eigenes Herz musste beschützt werden.

Eine unkalkulierbare Menge an Möglichkeiten aber auch an Ängste eröffnete sich ihr und Hermione wusste bereits jetzt, auch wenn seine Präsenz sie vollkommen vereinnahmte, sie würde sie alle gedanklich durchgehen.

»Hermione.« Seine Stimme klang so weit entfernt, doch spürte sie den heißen Atem gegen ihre Haut.

Sie öffnete wieder ihre Augen, sah direkt in seine.

»Lass mich dich sehen!«, schnaufte er.

Hermione hielt inne, ernst war sein Blick, während er ihre Hüfte energischer gegen seine drückte. Nicht weniger als all ihre Mauern sollten fallen und sie sich ihm grenzenlos offenbaren.

Die Bewegungen von beiden waren unterdessen erratischer, unkontrollierter geworden. Nie hatte sie gedacht, dass ihre Beziehung zu einander auf so rasante Weise sich ändern könnte. Der ewige Tanz auf Messersschneide war verdammt irgendwann in die eine oder andere Richtung zu kippen, zu fallen und alles was war mit sich zu reißen.

Mit einem weiteren tiefen Seufzer, der sich in ein zittriges Stöhnen wandelte gab sie sich dem Gefühl hin.

Betäubt, versteinert stand Hermione da, umringt von Kampfgeräuschen und starrte hin zum verbotenen Wald. Die Worte von Voldemort hallten nach, doch war es die große Gestalt von Hagrid, der jemanden auf den Armen trug, was ihr den Boden unter die Füßen riß.

»Harry!« erst ein ungläubiges Wimmern, das immer lauter wurde bis sie seinen Namen so laut rief, dass ihre Kehle schmerzte.

»Harry!« innerlich, wie ein Mantra, flehend fügte sie gedanklich immer wieder hinzu, ›komm zurück!‹

Harry war gegangen ohne die Wahrheit zu kennen, ohne ihm zu sagen, zu Beichten wie tief ihre Gefühle für ihn waren. Hermione war nicht im Stande gewesen die Worte über ihre Lippen zu bringen, obwohl sie geahnt, befürchtet hatte ihn nie wieder lebendig zu sehen.

Die eiskalte Hand der Reue griff unbarmherzig nach ihrem Herz. Sie spürte nicht wie sie auf Knien im Dreck saß, hörte nicht wie Voldemort und seine Anhänger den Tod von Harry Potter feierten. Langsam erstarb in ihr die letzte Hoffnung, dass Harry wider aller Wahrscheinlichkeit noch lebte.

Im Namen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt