Gegen die Liebe gibt es keine Medizin. Kaum etwas auf diesem Planeten kann uns so hoffnungslos zugrunde richten, wie Liebe, die nicht leben darf.
Die Gänge vom Schloss waren um diese Zeit nur mäßig beleuchtet und Harry begann bereits zu zweifeln, ob er Hermione überhaupt ohne die Herumtreiberkarte finden könnte, als er ein Schniefen hörte. Sie war nicht weit gekommen, immer noch befanden sie sich auf der siebten Etage. Hermione lehnte mit dem Rücken zur Wand, fast als ob sie auf ihn wartete.
Beim näher treten bemerkte Harry, dass sie in ihrer Tasche wühlte, wahrscheinlich auf der Suche nach einem Tempo. Im Schein des Mondes, dessen silbernes Licht durch die Fenster fiel, wirkte sie noch verlorener auf ihn, als sie es ohnehin wohl war. Als er sie endlich erreicht hatte, fiel kein Wort. Stattdessen starrten sie sich an. Er wusste nichts Tröstendes zu sagen, nicht was er tun sollte. Die stillen Tränen, die ihr über das Gesicht liefen, waren genug um ihn verstummen zu lassen.
„Ich kann es einfach nicht, Harry.", brach sie schließlich das Schweigen.
Verwirrt sah er sie daraufhin an, er konnte ihr nicht folgen. Sie schloss angestrengt die Augen, lehnte den Kopf gegen das kühle Gemäuer, als ob sie versucht war mit aller Macht um Fassung zu ringen. Zu seiner Überraschung nahm sie ihren Zauberstab und hielt ihn gegen ihre Schläfe. Harry hielt seinen Atem, während sich ein silbrig leuchtender Faden an ihrem Stab bildete und sie diesen in ein kleines Fläschchen gleiten ließ, was sie zuvor aus ihrer Tasche geholt hatte.
„Hermione, ich verstehe nicht –„
„Sieh dir meine Erinnerung an, bitte, Harry.", unterbrach sie ihn eindringlich.
Widerwillig nahm er das Fläschchen, in dem nun die silbrige Substanz war, von ihr entgegen. Das Glas fühlte sich zunehmend in seiner schwitzigen Hand wie etwas Verbotenes an. Was für welche Erinnerungen waren es, die er ansehen sollte und von denen Hermione nicht selbst erzählen konnte?
Mit einem vielsagenden Blick ließ sie ihn immer noch völlig überwältigt über die Ereignisse allein im Flur zurück. Die Erleichterung, die Harry noch Minuten zuvor verspürt hatte, war verschwunden und durch ein unsagbares schlechtes Gefühl gewichen. Was auch immer diesem Fläschchen verborgen war, es musste etwas sein, was alles auf den Kopf stellen würde. War irgendetwas zwischen Hermione und Ron vorgefallen, was er mit eignen Augen sehen musste, um es glauben zu können?
Während Harry etliche Möglichkeiten durchging, setzen sich seine Füße, wie von selbst in Bewegung. Bei Merlin, sollte Ron ihr irgendetwas angetan haben, dann würde Harry ihn persönlich zu Rechenschaft ziehen, wenn er ihn nicht vorher mit bloßen Händen umbringen würde. Im Stillen versuchte Harry zu begreifen, wann genau er begonnen hatte seinem besten Freund so derart zu misstrauen?
Nach einigen Minuten erreichte er endlich das Büro der Schulleiterin. Die Privilegien des Schulsprechers erlaubten Harry, auch nach Ausgangssperre durch die Flure Hogwarts zu streifen ohne sich aufwendig verstecken zu müssen. Auch so würde nach dem Krieg keiner ihn ernsthaft davon abhalten wollen. Professor McGonagall hatte ihm, aber auch Hermione, zusätzlich eingeräumt das Denkarium zu jeder Uhrzeit nutzen zu dürfen. Sie ahnte wohl zu gut, welche Bilder sich auf ewig in ihre Gedächtnisse eingebrannt hatten und der Zugang zu dem magischen Gefäß, was einen um diese Erinnerungen erleichtern konnte, war das Mindeste, was sie tun konnte.
Der runde Raum war unter Professor McGonsgall wesentlich klinischer eingerichtet als noch unter Professor Dumbledore. Keine obskuren Gerätschaften waren zu sehen, stattdessen etliche alte Bücher und die offene Vorliebe für Quidditch. Harry musste jedes Mal über den Kontrast schmunzeln, sobald er den Raum betrat. Die meisten ehemaligen Schulleiter waren in ihren Gemälden im tiefen Schlaf, so zumindest schien es, bis auf das von Professor Dumbledore, seines war verwaist. Harry atmete schwerfällig, er hatte ihm immer noch nicht vollkommen verziehen, obwohl er begriff, dass all das notwendig gewesen war um Voldemort letztendlich besiegen zu können.
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Im Namen der Liebe
FanfictionNiemand möchte die Wahrheit wissen, nicht wenn es darum geht zu erkennen was wir bereit sind für die Liebe in kauf zu nehmen. Dumbledore wusste um die Macht der Liebe und wie er sie einsetzen musste damit Harry seine Aufgabe erfüllen würde. Ein Jahr...