Out of suffering have emerged the strongest souls; the most massive characters are seared with scars. Khalil Gibran
Vor nur wenigen Monaten hatte sie gedacht, geglaubt für einen Moment, alles zu wissen oder zumindest eine ganze Menge davon, doch jetzt war ihr klar geworden, dass sie nichts wusste. Dabei wurde immer wieder über sie gesagt, sie sei die intelligenteste Hexe ihrer Generation und doch wusste sie nichts, rein gar nichts. Zum wiederholten Male überlegte sie, ob der einzige tatsächliche Unterschied zwischen Besserwissern und dem Durchschnitt allein der war, dass die einen glaubten die Welt zu verstehen, während die anderen wussten, sie würden die Welt nie tatsächlich begreifen. Die herrliche Ignoranz, dieser Hochmut, Hermione vermisste das. Sie wurde abgelöst von der Schwermut, von dem Gefühl einen harten Schlag in die Magengrube erhalten zu haben und auf den noch härteren Boden der Realität gelandet zu sein. Betäubt und mit der Erkenntnis wie unglaublich dumm sie doch eigentlich ist, sah sie von Harry zu Ron.
Die gestrigen Geschehnisse waren längst ein Weckruf gewesen, doch dieses kleine Kind brachte es erst fertig, ihr die Augen zu öffnen. Hermione Granger war unbesonnen, fahrlässig gewesen und war auf einer Welle ihrer Gefühle geschwommen. Sie hatte wohl geglaubt, nachdem Harry sie geküsst hatte, dort wäre nach allem, eine kleine Chance, er könnte für sie mehr fühlen als Freundschaft. Ihr Verstand hatte viel zu langsam, überraschend langsam erkannt, welche Motive Harry dazu verleiteten so zu handeln. Es war keine Liebe, sondern Pflichtgefühl.»Sie haben sicherlich noch einiges zu klären mit Miss Granger und Mr Potter. Wenn sie dann so weit sind, sie finden mich in meinem Büro. Das Passwort ist Pallas Athena.« Unterbrach Professor McGonagall die Stille. »Ich rechne mit ihnen aller spätestens in einer Stunde, Mr Weasley.«
Kurz blieb die Schulleiterin unentschlossen stehen, bevor sie sich auf den Absatz umdrehte und ging.
Die Stille darauf war fast greifbar. Keiner wagte etwas zu sagen. Innerlich hatte Hermione eine Mauer errichtet, die alles abwehren würde, was sie verletzen könnte. Über die Jahre hatte sie gelernt diese zu perfektionieren. Nur noch großer Stress, unvorhersehbare Ereignisse und zu ihrem Leidwesen Harry konnten diese überwinden. Ihm war es, mühelos möglich durch alle Hindernisse zu dringen, die sie aufgebaut hatte. Erst wenn niemand sie sehen würde, sie alleine war, zerbarst die Mauer und sie kämpfte mit den etlichen Gefühlen, in denen sie zu ertrinken drohte.
Während sie auf der Jagd, der Hatz nach den Horkruxen waren, da hatte sie den Luxus nicht. Sie war unter Beobachtung, unter seiner Beobachtung gewesen. Er hatte gesehen, wie sie zerbrach und sich wieder zusammen suchte. Niemals zuvor hatte sie sich so ungeschützt, ja nackt gefühlt wie in den Wochen in dem Zelt. Kurz schloss sie ihre Augen, verbannte die Bilder, die Erinnerungen. Jetzt konnte sie das hier nicht gebrauchen.Nahezu gleichzeitig bewegte Ron sich auf die Wiege zu und Harry stand energisch von der Couch auf, um ihm den Weg zu versperren.
»Warum Pansy Parkinson, warum eine Todesesserin?« , stellte Harry die Frage, die ihr auf der Seele brannte.
Wiederholt versuchte Ron an Harry vorbei zu kommen, doch wurde ihm der Weg versperrt.
»Ron, antworte mir!« Seine Stimme klang so wütend, trotzdem war Hermione erleichtert, dass sie es nicht war, die Ron konfrontierte.
»Ich bin dir,« Ron sah betont zu ihr,«euch keine Erklärung schuldig!«
Ohne ein einziges Wort zu sagen, blickte sie in das Gesicht von einem ihrer engsten Freunde und erkannte schnell, es war nur Show. Die blanke Furcht, versteckt hinter Wut, war abzulesen. Violet war omnipräsent, ein Kind, ein kleines Mädchen würde für immer das Zeichen seiner Gedankenlosigkeit sein. Er, sie beide, taten ihr Leid. Demonstrativ sah sie weg. Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie ihm die Tragweite von all dem bewusst wurde.
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Im Namen der Liebe
FanfictionNiemand möchte die Wahrheit wissen, nicht wenn es darum geht zu erkennen was wir bereit sind für die Liebe in kauf zu nehmen. Dumbledore wusste um die Macht der Liebe und wie er sie einsetzen musste damit Harry seine Aufgabe erfüllen würde. Ein Jahr...