Kapitel 1

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"Ich bin keine Schlägerin!“

Alles an Rachel wies daraufhin, das sie gleich zuschlagen würde. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, so fest, dass ihre Knöchel bereits weiß hervortraten. Sie hatte sich bedrohlich vor Lucya aufgebaut. Zugegeben Lucya war wohl das nervigste Mädchen auf der gesamten High School und jeder hätte ihr gerne mal eine verpasst, aber da Rachel erst gestern beim Direktor gewesen war, wäre ein erneuter Besuch vermutlich nicht so angebracht. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Rachel, sie will dich nur provozieren. Du hast es nicht nötig, dich ihr gegenüber zu verteidigen. Am Ende steckst du wieder richtig in der Scheiße.“ Sie schüttelte meine Hand ab. Ich seufzte. Es war jedesmal dasselbe, sie ließ sich nie besänftigen. Ich begann mir bereits eine Ausrede auszudenken, als Lucya plötzlich ihre Augen aufriss und uns panisch anschaute. Ich hatte keine Ahnung, was das Ganze sollte, aber wenigstens war Rachel soweit abgelenkt, dass ich sie endlich wegziehen konnte. Ich bedeutete ihr abzuhauen, doch sie starrte mich nur mit demselben Ausdruck an wie Lucya. Ich runzelte die Stirn. Was sollte das Ganze? Gerade wollte ich etwas erwidern, als Rachel mir eine Hand auf den Mund presste und mich in einen Seitengang zog. Lucya folgte uns.

Noch völlig perplex starrte ich die beiden an. Rachel packte mich nur an den Schultern und drehte mich um. Was ich sah, löste nicht nur die Verankerung meines Unterkiefers. Für einen Moment war ich wie erstarrt, dann riss ich meine Augen auf und schließlich musste ich das dringende Bedürfnis unterdrücken, loszulachen. Auf dem Schulflur stand unser Sportlehrer und machte mit der Praktikantin rum. Zugegeben Mr. Baker sah recht gut aus und im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Lehrern stand er nicht  kurz vor der Rente, außerdem waren sie beide volljährig und wussten scheinbar sehr genau wassie da taten (ob ihnen auch klar war wo sie sich befanden, wage ich zu bezweifeln), aber allein die Tatsache gezeigt zu bekommen, das Lehrer auch ein Liebesleben hatten, war gewöhnungsbedürftig. Zudem konnte man das, was die beiden da taten nicht mehr als harmloses Rumgemache bezeichnen. Während ich noch schockiert dastand, hatte Rachel bereits ihr Handy gezückt und begann wild Fotos zu schießen.

Als ich sie vorwurfsvoll ansah, zuckte sie nur mit den Schultern und flüsterte: „Man weiß ja nie, wozu man das noch braucht.“

Sie brauchte es ganz bestimmt. Rachel hatte das fantastische Talent, sich immer in Schwierigkeiten zu bringen. Ein Erpressungsmittel war deshalb immer praktisch, um sie mal wieder aus der Scheiße rauszuziehen. Glücklicherweise war der schlimmste Teil ihrer rebellischen Phase überstanden und ich hatte nicht mehr ganz soviel zu tun wie früher. Allerdings hieß das nicht, dass sie ganz davon geheilt war. Zufrieden betrachtete sie die Fotos.

Das schrille Klingeln der Schulglocke ließ uns alle aufschrecken. Mr. Baker und seine Wie-auch-immer-man-sie-bezeichnen-mag lösten sich auch endlich voneinander, schauten sich einen Moment verwirrt in die Augen und liefen dann hektisch in verschiedene Richtungen davon. Der Flur hatte sich inzwischen mit Schülern unterschiedlichster Jahrgangsstufen gefüllt, doch niemand anders hatte mitbekommen, was Mr. Baker da für Aufwärmübungen der besonderen Art im Flur betrieb. Ich drehte mich zu den andern beiden um. Lucya war nicht mehr da. Zu ihrem Glück, denn Rachel waren gerade wieder ihre Worte eingefallen. Sie knirschte wie wild mit den Zähnen und hatte einen mörderischen Blick aufgesetzt.

„Wenn ich diese Schlampe erwische, dann…“ Ich legte ihr einen Arm um die Schulter und bugsierte sie zurück auf den Flur. „Ganz ruhig, Rachel. Das Mädchen kann dir sowieso nichts anhaben. Sie hat im Leben nicht so gute Kontakte wie du zur Schulleitung.“ Auf ihrem Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus.

„Und im Leben keine so gute Freundin wie dich, die sie im Notfall rettet.“ Sie knuffte mir spielerisch in die Seite und nun fing auch ich an zu grinsen. Lachend gingen wir in die nächste Stunde. Während Mr. Sparks uns an der Tafel die Weltgeschichte erläuterte, tippte Rachel neben mir gelangweilt auf ihren Handy herum. Ich versuchte es ihr wegzunehmen, doch sie drehte sich von mir weg und hielt mich auf Abstand. „Gib es mir her, du hast versprochen dich dieses Jahr auf die Schule zu konzentrieren. Außerdem bin ich dein guter Engel und muss auf dich Acht geben.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie mit vorgerecktem Kinn an. Rachel zog nur eine Augenbraue hoch.

More than a Bad Boy (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt