Kapitel 2

732 28 2
                                    

„Ich will meinen Keks! Gib mir meinen Keks zurück!“ Rachels Stimme hatte einen weinerlichen Klang angenommen und sie streckte ihre Arme hoch, um an meine Hand heranzukommen. Nur leider war sie kleiner als ich…

„Du kriegst diesen leckeren, mit Schokostreuseln bestreuten und mit Nougat gefüllten Keks, für den ich morden würde erst wieder, wenn du mir sagst, warum zum Teufel du uns bei der Musical- AG angemeldet hast.“ Sie stoppte ihre Rumhüpferei und schaute mich aus ihren großen braunen Augen hoffnungsvoll an. „Und wenn ich dir das sage, dann kriege ich wirklich meinen Keks wieder?“ Ich nickte.

„Na gut. Kannst du dich noch an das letzte Jahr erinnern, wo die dieses coole Musical aufgeführt haben. Weißt du, ich war so neidisch auf die ganzen Schüler, die da mitgemacht haben. Die haben am Ende alle soviel Applaus bekommen und waren so stolz auf  das, was sie geschafft hatten. Das wollte ich halt auch erleben.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Rachel, du kannst dich noch nicht einmal an den Namen des Musicals erinnern, ganz zu schweigen davon, dass du überhaupt nicht anwesend warst. An dem Abend waren wir wieder mal damit beschäftigt deine zerstörerischen Spuren zu entfernen!“ In ihren Augen blitzte Erkenntnis auf. „Ach stimmt ja, das war der Abend, an dem ich Moms Auto zu Schrott gefahren habe. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich zumindest eine ausführliche Beschreibung von dem Stück gehört habe, schließlich hat Rosie Miller aus meinem Bio- Kurs selbst da mitgespielt! Ich glaube sie war so ein depressiver Typ, der die Weltherrschaft an sich reißen wollte.“

Manchmal fragte ich mich wirklich, ob Rachel überhaupt irgendwas von dem mitbekam, das ihre Mitmenschen zu ihr sagten.
„Erstens hatte sie dir das alles nur erzählt, weil du kurz davor warst sie zu verprügeln und sie dich ablenken wollte, und zweitens war sie nicht irgendein depressiver Typ, sondern Abraham Lincoln, der übrigens der 16. Präsident der Vereinigten Staaten war!“

Rachel zuckte nur mit den Schultern und schaute wieder zu ihrem Keks hoch. „Und drittens“, ich deutete die Zahl mit meiner leeren Hand an. „Du wirst deinen Keks nicht bekommen, weil alles was du eben gesagt hast gar nicht stimmen kann. Wir wissen beide, dass wir miserable Schauspielerinnen sind und ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn wir singen die Zuschauer ihr Geld zurückverlangen werden. Also, was ist der wirkliche Grund?“ Sie hob abwehrend beide Hände nach oben.
„Du versprichst mir aber mich nicht zu vierteilen, zu braten oder sonst irgendwelche anderen sadistischen Dinge mit mir zu tun. Versprichst du mir das?“
Ich runzelte zwar die Stirn, stimmte aber zu. „Okay.“

In ihre Augen trat plötzlich ein schwärmerisches Funkeln und mit einer für sie völlig untypischen hohen Stimme quietschte sie: „Ich habe gehört, dass Dylan Davis da mitmacht.“ Sie schaute mich erwartungsvoll an. Super, irgend so ein männliches Wesen ist der Musical-AG beigetreten. Ich wusste ja gar nicht, dass es auf einer normalen staatlichen Schule auch Jungs gab.
„Ja, und?"
„Oh mein Gott, du hast es anscheinend immer noch nicht kapiert, oder? Dylan Davis wird ab jetzt ein fester Bestandteil unseres Donnerstagnachmittages sein. Dieser zum Sterben schöne Typ aus dem Sekretariat, der Junge, der dich als sein Prinzesschen bezeichnet hat! Und sag jetzt bloß nicht, dass du donnerstags keine Zeit hast. Ich hab deine Eltern gefragt!
Ähm, Sydney ist alles okay mit dir? Du siehst nicht sehr begeistert aus…“

Nicht sehr begeistert? Überhaupt nicht begeistert! Hätte ich ihr nicht mein Versprechen gegeben, ich hätte sie augenblicklich mit ihrem Keks erstickt. Wie konnte sie mir so etwas bloß antun? Okay, ich kannte diesen Typen nicht besonders gut, um genau zu sagen überhaupt nicht, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sich das ändern sollte. Mein Gott, er hatte sogar Rachel auf seine Seite gezogen und das, obwohl er mich beleidigt hatte.
„Nein, Rachel, es ist überhaupt nichts in Ordnung, du lässt jetzt deine Kontakte spielen und streichst mich sofort aus dieser Liste!“ Rachels schmachtender Blick wich einem unsicheren Gesichtsausdruck.
„Sorry, aber das geht jetzt nicht mehr. Ich wusste ja nicht, dass dich seine dummen Sprüche so gestört hatten. Ich fand sie eigentlich ganz gut…“ 
Ich stöhnte auf. Rachel schaffte es immer alles kaputt zu machen, die Ordnung ihres Chaos blieb dann an mir hängen.

More than a Bad Boy (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt