Kapitel 17

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Die nächste Zeit war es fast so, als wäre Ella überhaupt nicht anwesend.

Entweder hatte sie die Nase in das Skript des Musicals gesteckt oder sie hockte am Handy. Wobei man da nicht groß raten musste, mit wem sie da schrieb. Das Lächeln sagte alles.

Sie sagte, es wäre alles rein freundschaftlich, aber ehrlich gesagt, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Beiden zusammenkamen. Oder Ella hielt es auch vor uns geheim. Würde mich nicht wundern. Rachels schlechter Einfluss und so...

Allerdings wirkte sie insgesamt viel glücklicher. Nicht nur wegen Dave, sondern auch wegen dem Musical. Eine bessere Besetzung wie sie hätte man vermutlich nicht finden können. Wobei man sagen musste, dass alle anderen auch ziemlich gut waren. Nun ja, sagen wir einfach mal, dass zumindest alle ertragbar für die Ohren waren. Nicht jeder war das grßte Gesangstalent, aber für unseren Chor reichte es jedenfalls.

Für Dylan und mich war es ziemlich einfach. Unsere Rollen stritten sich auch die ganze Zeit und ein Solo singen musste ich ja zum Glück nicht. Besonders schwierig war es also nicht, da wir quasi uns selbst spielten. Mit dem Text hatte ich jetzt auch nicht das größte Problem. Das einzige Problem wäre dann nur die Stelle, an der er tot ist. Wir hatten sie jetzt bereits einige Male geübt und wie ich diese Szene über die Bühne bringen sollte, ohne zu lachen, fragte ich mich immer noch. Glücklicherweise schienen wirklich alle begeistert von dem Musical zu sein. Anfangs hatte ich noch angenommen, dass einige einfach wieder austreten würden (so wie ich es vorgehabt hatte...), aber überraschenderweise blieben alle. Durch die Motivation von allen und den Ehrgeiz, dass dieses Musical gut werden sollte, hatten wir jetzt neben Donnerstag auch noch montags und mittwochs eine halbe Stunde während Lunch Probe, wo hauptsächlich die Songs geübt wurden.

So allgemein war also alles gut. Liliana sah ich meistens kurz, wenn ich vorbeikam, um auf Mia und Cole aufzupassen. Dylan war an diesen Tagen am Anfang nie zu Hause und kam erst später, wenn er wusste, dass seine Mutter wieder zum Laden zurückgegangen war.

Das Verhältnis zwischen den Beiden war seit dem Vorfall distanziert. Dylan tat immer so, als wäre es ihm scheißegal, doch ich merkte, wie es ihn verletzte. Er sprach so gut wie nie von zu Hause und er war auch nur in der Villa wegen den Zwillingen, und damit er Zeit mit mir verbringen konnte, wenn ich auf sie aufpasste.

Meine Eltern wussten übrigens immer noch nichts von unserer Beziehung. Ich hatte zwar ab und zu Andeutungen fallen lassen, allerdings waren die Beiden so mit anderen Dingen beschäftigt, dass es vermutlich sowieso keinen Unterschied machte. Mein Vater war in letzter Zeit ständig auf der Arbeit und meine Mutter war völlig mit der Hochzeit eingeplant. Die sollte zwar erst frühestens in einem halben Jahr stattfinden, aber man konnte ja schließlich nie früh genug damit anfangen, zu diskutieren, ob jetzt weiße oder rosa Blumen die Kirchenbänke schmücken sollten.

Eine Sache gab es allerdings, die mich mehr als alles andere störte. Die Anrufe.

Seit einem Monat bekam Dylan sie ständig. Jedes Mal schaltete er nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm das Handy aus. Am Anfang hatte ich noch nachgefragt, wer der Anrufer war, doch inzwischen nahm ich sein Schweigen und Ausweichen einfach hin. Gedanken darüber machte ich mir trotzdem. Insgesamt schien er in letzter Zeit viel unausgeglichener. Es kamen kaum noch dumme Sprüche von ihm und egal, was wir machten, er wirkte immer so, als wäre er mental abwesend.Nachdem ich es jetzt bereits die ganze Zeit hingenommen hatte, sprach ich heute zum ersten Mal mit einer anderen Person darüber.

„Und seit den Anrufen ist er immer richtig komisch drauf", beendete ich meine Ausführungen. Ich saß auf meinem Bett und hatte meine Arme um meine angewinelten Beine geschlungen. Abwartend schaute ich Susan an, die ausgestreckt neben mir lag.

More than a Bad Boy (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt