Kapitel 11

656 30 9
                                    

Vor einiger Zeit hatte ich von Liliana erfahren, dass Dylan so gut wie nie zu Hause war.

Sie meinte, dass sie selber nicht so genau wusste, was er in dieser Zeit alles machte, aber solange die Polizei nicht vor der Haustür stand, sagte sie nichts dazu.

Ich konnte mir denken, was er in seiner Freizeit machte. Er war ganz sicher nicht der Typ, der sich in die Bibliothek hockte und lernte. Außerdem hatte er ja noch seine Band.

Louder than war waren bestimmt nicht vom Rumsitzen so gut geworden.

Im Grunde genommen hätten mir die ganzen Dinge so ziemlich egal sein können. Ich war nicht mit Dylan befreundet und wollte auch sonst nichts von ihm.
Er lebte sein Leben. Ich war  nur da, um auf seine Geschwister aufzupassen. Da lief man sich jetzt auch nicht so oft über den Weg.

Nur das alles war nicht egal. So oft Dylan sonst auch nicht zu Hause war, immer wenn ich bei ihm war, war er auch da. Das machte das Babysitten auch nicht gerade einfacher.

„Dylan zieh dir doch einfach ein T-Shirt über“, bat ich ihn.

Er grinste nur breit, streckte sein langen Beine aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich schluckte, als mein Blick auf seine Unterarme fiel.

„Wieso? Stört dich irgendwas?“

„Nein.“

Das war glatt gelogen.

„Dann lehn dich doch einfach zurück und genieß die Aussicht“, das selbstgefällige Grinsen machte klar, dass er nicht die Aussicht auf den riesigen Garten meinte.

„Ich finde es nur ungerecht, dass du hier oberkörperfrei rumsitzen kannst, während ich hier eingehe“, während ich die Worte aussprach, bereute ich sie bereits.

Zwar war es auf der Terrasse wirklich heiß und ich schwitzte, doch wir beide wussten, weshalb er sich ein T-Shirt überziehen sollte. Mit meiner Aussage hatte ich ihm nur noch eine weitere Steilvorlage geliefert.

„Wenn dir so heiß ist, zieh doch einfach dein Oberteil aus. Es wird dich keiner davon abhalten.“

Einen Moment spielte ich wirklich mit dem Gedanken. Was war schon dabei? Ein BH sah auch nicht so viel anders aus als ein Bikini und außerdem rechnete er nicht damit.

Doch ich tat es nicht. Es würde nur zeigen, wie sehr ich mich von ihm provozieren ließ.

Also atmete ich stattdessen tief durch, um dann mit einem breiten Lächeln zu säuseln: „Würde ich ja wirklich machen, aber leider…habe ich keinen BH an.“

Diese Aussage war mir den folgenden Blick von Dylan definitiv wert gewesen. Er riss seine Augen auf und starrte ungeniert auf meine Oberweite. Der offene Mund benötigte keine weitere Erklärung.

Das hatte er definitiv nicht von mir erwartet. Ich ehrlich gesagt auch nicht.

Im Grunde war ich stolz auf mein tolles Kontern. Rachel wäre auch auf mich.
Auch, wenn ich ihr nichts davon erzählen würde. Ausgelacht zu werden ist nämlich nicht so ein tolles Gefühl…

Vermutlich hätte ich mich noch cooler gefühlt, wäre ich nicht knallrot geworden.

Dylan saß immer noch völlig perplex da, immer wieder schüttelte er seinen Kopf.

„Woah…also das hätte ich jetzt irgendwie nicht von dir erwartet. Ich meine…klar tragen viele Frauen keinen BH, aber musstest du das sagen?“, er schaute mich gequält an.

Ich verstand nicht, was er meinte und fing nur wie blöd an über seinen Gesichtsausdruck zu grinsen. Er glaubte es.

Plötzlich runzelte er die Stirn, während mein Grinsen immer breiter wurde.

More than a Bad Boy (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt