Kapitel 16

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Als ich vor seine Zimmertür stand, war ich mit nicht sicher, was ich tun sollte. Er war eben so wütend nach oben gerannt, dass ich nicht wusste, ob er mich überhaupt sehen wollte. Vorsichtig klopfte ich an. Das Geräusch hallte durch den Flur. Einige Sekunden hörte ich nichts. Dann ertönten Fußschritte und jemand drehte einen Schlüssel um. Die Tür wurde weit aufgerissen und Dylan starrte mich aus weitaufgerissenen Augen an.

Ich öffnete meinen Mund, um irgendetwas zu sagen, das die merkwürdige Stimmung übertönen würde, doch er umfasste nur mein Handgelenk und zog mich in sein Zimmer. Das letzte Mal, das ich mich in diesem Raum befand, war, als ich etwas zum Anziehen brauchte. Das riesige King-Size-Bett dominierte noch immer den Raum. Das Schwarz-Weiß der Möbel hätte vielleicht langweilig gewirkt, wäre der ganze Raum nicht mit Postern irgendwelcher Bands zugepflastert gewesen. Zudem hingen bestimmt fünf Gitarren an den Wänden. Zwei riesige Fenster, die den Raum mit Licht fluteten, führten hinaus auf einen Balkon. Ich schaute konzentriert aus dem Fenster, als sich plötzlich zwei Arme um mich schlangen. Sein Kinn legte er auf meinem Kopf ab. Seine Umarmung drückte mich fest an seine Brust. Fast ein bisschen zu fest, doch es störte mich nicht. Einen Moment blieben wir so stehen, dann drehte ich mich in seinem Griff um und schlang meine Arme um ihn.

Mein Gesicht vergrub ich in dem Stoff seines T-Shirts, die Augen geschlossen. Er roch gut. Das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust beruhigte mich auf eine seltsame Weise.

Am liebsten hätte ich noch sehr viel länger so dort gestanden. In diesem Moment fühlte ich mich ihm enger verbunden, als jemals zuvor. Vielleicht war es diese neue Seite an ihm, die ich heute kennengelernt hatte oder einfach die Tatsache, das ich noch nie einem Jungen so nah gekommen war, wie ihm.

„Im Grunde ist es, glaube ich, ganz gut, dass ihr beide euch schon vorher kanntet. Sonst wäre das heute kein schönes erstes Treffen gewesen, bei dem du sie erlebst."

Seine Stimme klang emotionslos. Bei dem darauffolgenden bitteren Lachen vibrierte sein ganzer Oberkörper leicht und ich hob meinen Kopf, weil der feine Stoff seines Oberteils kitzelte. Meine Hände waren inzwischen zu seinem Nacken nach oben gewandert.

„Warum bist du denn gleich so ausgerastet? Es war nur eine simple Forderung gewesen."

Unter meinen Händen spürte ich, wie sich seine Muskeln anspannten.

„Sie hat ein bestimmtes Bild von mir und hört nicht auf daran festzuhalten", seine Stimme klang genervt.

„Und woran liegt das? Wieso hat sie dieses Bild von dir?", fragte ich vorsichtig nach.

„Mag sein, dass ich früher ihr einige Probleme bereitet habe."

Als ich ihn anschaute, bemerkte ich denn hasserfüllten Ausdruck in seinem Gesicht. Er schien plötzlich wieder völlig in sich gekehrt zu sein.

„Mir hast du am Anfang auch ziemliche Probleme bereitet", meinte ich, in der Hoffnung, die Spannung wieder etwas zu lockern. Er lachte leise.

„In welcher Form denn das?", seine Augen hatten wieder den selben frechen Ausdruck wie sonst.

„Schlaflose Nächte, weil du für nichts anderes als schreckliche Albträume gesorgt hast", ich schaute ihn böse an.

Sein Grübchen erschien, als er breit zu grinsen anfing. Er schien sehr stolz auf sich zu sein.

„Wie schön zu hören, dass du von mir geträumt hast, Prinzesschen."

Ich warf ihm einen (leider nicht) tödlichen Blick zu, der allerdings nur dazu beitrug, dass Dylan seinen Kopf in den Nacken legte und lachte. Und auch, wenn das die kindische Seite von mir ziemlich ärgerte, war ich doch erleichtert, dass er scheinbar zu seinem normalen Ich zurückgefunden hatte

More than a Bad Boy (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt