my heart I surrender

part four

oder der Special Part, den ich meiner Kindheit widme

idontwannabeyouanymore - billie eilish

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Ich bin schon von früh an ein Mensch gewesen, der stressvolle Situationen nie gut meistern konnte. Und meine Kindheit ist ziemlich stressvoll gewesen. Als mein Hund Danny uns verlassen hat, bin ich eine Woche lang nicht aus meinem Zimmer gekommen und habe mir geschworen, nie wieder zu sprechen. Aber mit neun Jahren hat man ganz schön viel Redebedarf und meine Kuscheltiere haben mir irgendwann auch nicht mehr zugehört. Schließlich habe ich nur in meinem Kopf mit ihnen geredet, weil ich ja keinen Laut von mir geben wollte. Allerdings sind dann unsere neuen Nachbarn nebenan eingezogen und so vorwitzig wie ich nun mal gewesen bin, musste ich mein Zimmer verlassen, um herauszufinden um wen es sich handelte. Das sprechen hat noch am gleichen Tag wieder stattgefunden. Dank Lance.

Als meine Eltern sich getrennt haben, war ich gerade mitten in meiner schlimmsten Phase der Pubertät. Ein fünfzehn-jähriges Mädchen mit so viel Stress zu überfordern ist keine gute Idee. Ich bin für einen Monat zu meiner Oma gezogen, habe jeglichen Kontakt zu meinen Eltern vermieden und mich total von der Außenwelt abgekapselt. Omas Schokoladenpudding hat mir sehr dabei geholfen, diese Sache zu überleben. Und Lance auch.

Oh, und als meine Mutter neu heiratete, war meine Grenze an zumutbarem Stress in weniger als fünf Sekunden erreicht. Die Einladung erhielten mein Vater und ich genau einen Tag nach meinem sechszehnten Geburtstag. Und wir sind genau so überrascht gewesen, wie in der Nacht, als der Notarzt anrief um uns mitzuteilen, dass meine Grandma an einem Herzinfakt gestorben ist. Das lag zu dem Zeitpunkt allerdings schon einige Monate zurück, weshalb sich bis zum Tag nach meinem Geburtstag wieder Platz für Stress eingenistet hat. Und wie es nicht anders zu erwarten gewesen ist, habe ich mich in meinem Zimmer eingesperrt und bin nur abends heraus gekommen, um sicherzugehen, dass es meinem Vater gut ging. Ging es, dank Lance.

Bis zu der Hochzeit hatte sich der Stresspegel wieder ein bisschen gesenkt, ist aber an dem gleichen Tag noch explodiert. Mithilfe von Alkohol. Zuerst ist mein Dad sauer gewesen, dass ich getrunken habe, wo ich doch gerade erst sechszehn war. Ich habe nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass ich nicht weiß wie ich meiner Mutter sonst in die Augen schauen kann. Und das hat meinem Dad bewusst gemacht, dass er es auch nicht anders schaffte. Dann haben wir begonnen gemeinsam zu trinken. Und dank Lance sind wir einer Alkoholvergiftung entgangen und sind sicher zu Hause angekommen.

Mit anderen Worten, ich habe Lance unendlich viel zu verdanken. Mich hat kein unendlich schlimmes Schicksal in meiner Kindheit getroffen. Objektiv betrachtet. Meine Eltern leben beide noch. Mein Hund war alt und meine Oma ebenso. Aber mich hat das alles fast umgebracht weil ich ein so sensibler Mensch bin. Ich betrachte Dinge anders als normale Menschen es tun. Dank Lance.

Allerdings ist mein Stresspegel vor zwei Jahren, als Lance und ich uns getrennt haben, noch nie so hoch gewesen, wie in meiner bisherigen Vergangenheit. Höher, als alles zusammen, was mir zugesetzt hat. Denn Lance ist doch Derjenige gewesen, der mir aus all den Situationen und Gefühlszuständen heraus geholfen hat. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das ohne ihn schaffen sollte. Mein Dad war kurz vorm verzweifeln, hat meine Mutter um Rat gefragt, dass erste Mal seit der Trennung wirklich mit ihr geredet. Und dann stand Andra auf der Matte, ist für mehrere Wochen in meinem Zimmer eingezogen, um mich zu trösten.

Ich hasste es, von Lance getrennt zu sein.

Aber noch mehr hasste ich es, von ihm abhängig zu sein.

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