part nine

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oder der Part, in dem ich vor Aufregung fast sterbe

sad boy - gabriel black
*

Ich gehe gerade mit Winnie durch die Straßen meines alten Zuhauses spazieren. Dad besucht heute einen alten Freund der bei seiner Schwester hier zu Besuch ist, weshalb ich mich sogar freiwillig dafür bereit erklärt habe, auf den kleinen Racker aufzupassen. Winnie ist ein kleiner Golden Retriever, der wirklich jeden noch so kleinen Ast wahnsinnig interessant findet.

Ich mache ein paar Fotos von ihm und schicke sie Andra, sie hatte eigentlich auch vorgehabt, herzukommen, allerdings ist ihre Grandma zu Besuch und sie ist so ziemlich die wichtigste Person für Andra in ihrer Familie. Deswegen war ich ihr wegen der Absage heute Morgen auch nicht böse gewesen.

"Was hast du denn da im Mund?", frage ich Winnie und knie mich zu ihm nieder, dabei sichergehend, dass niemand in meiner Nähe ist, der mitbekommen haben könnte, dass ich meine Stimme extrem versüßt habe um mit ihm zu sprechen. Ich nehme ihm den länglichen Stein aus dem Mund und streichle ihm den Kopf. Als er mir seine Zunge entgegen streckt, muss ich grinsen.

Gerade als ich mich wieder hinstelle, bemerke ich ein Ehepaar, was mir entgegen kommt. Ich muss nicht zweimal hingucken um zu erkennen, dass es Will und Victoria sind. Verdammt, kriege ich irgendwann auch mal eine kleine Auszeit zum Thema Lance? Ich will nicht umdrehen, weil ich Victoria unendlich gern habe. Sogar als Lance nach Europa abgereist ist, war ich noch bei ihr zu Hause. Bloß nur, weil sie mich draußen in unserer Auffahrt gesehen hatte und mich dann mit zu sich rein gezogen hat mit der Ausrede, sie hatte gerade frische Zimtschnecken gebacken. Wir unterhielten uns lange über alles und nichts.

"Maya, führst du den kleinen Welpen deines Vaters aus?", spricht Will das sichtliche aus, als sie vor mir zum stehen kommen. Sofort bückt er sich, um Winnie hallo zu sagen. Dass Winnie viel zu neugierig ist und ihm sofort ins Gesicht springt, betone ich nicht extra.

"Hallo Liebes", Victoria schließt mich in die Arme. Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll. Seit den letzten Wochen bin ich nicht wirklich gesprächig. "Wie geht's euch?", frage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. "Dad ist den Tag über nicht da und ich hab mich liebend gerne dazu bereit erklärt, den kleinen Fratz hier auszuführen."

"Er ist aber auch wirklich niedlich." Victoria sieht zu ihm herunter, schenkt ihm ein Lächeln und wendet sich dann wieder mir zu. "Wir können uns nicht beklagen. Es wird zwar immer kälter, aber Spaziergänge zu dieser Jahreszeit sind dafür umso angenehmer. Wie geht's dir? Musst du viel arbeiten?"

Ich überlege, wie ich auf ihre Frage am besten antworten soll. Insgeheim weiß ich, dass Victoria zu höflich ist, um mich nach meinen Studier-Plänen zu fragen. Obwohl es sie brennend interessiert. "Ach, es hält sich in Grenzen. Das Wochenende über habe ich frei." Ich übergehe ihre Frage, wie es mir geht, absichtlich. Weil ich ihren Gesichtsausdruck bemerkt habe. Und deswegen bin ich mir sicher, dass sie auf Lance bezogen war. Wir gehen ein Stück zur Seite, als ein Radfahrer an seiner Klingel dreht um uns klar zu machen, dass er an uns vorbei möchte.

"Dein Vater ist heute Abend wieder da, oder?", fragt Will, als er sich erhebt. "Er hat doch wohl nicht vergessen, dass wir ihn zum essen eingeladen haben." Davon hat Dad tatsächlich heute Morgen etwas erzählt. Bis jetzt wusste ich nur nicht, bei welchen Nachbarn er eingeladen ist. Obwohl ich es mir hätte denken können. Mrs Trudy hasst meinen Dad, sie würde ihn niemals einladen.

"Du solltest auch kommen, May!", meint Victoria, zeitgleich beginnen ihre Augen zu funkeln vor Freude. "Ich habe auch noch genug Zeit um Zimtschnecken zu backen. Du warst lange nicht mehr hier, wir würden uns riesig freuen."

my heart I surrenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt