my heart I surrender

part fifteen

oder der Part, der Klarheit schafft ...

me against myself - wage war
(ps: das lied widme ich Lance)

*

Als ich Lance anstarre und dabei realisiere, was er gerade gesagt hat, ich weiß, dass du dir, seit du mich hasst, bessere Gesellschaft vorstellen könntest, beginnen meine Knie weich zu werden. Der erste Gedanke der mir in den Kopf stößt, würde ein höhnisches Lachen von sich geben, und Lance fragen, ob das denn verwerflich sei. Ich gebe diesem Gedanken keine Chance, zum Gesagten zu werden. Denn es ist eine Lüge. Gott, wie könnte ich Lance jemals hassen. Dieser Abwehrmechanismus, den ich gegen ihn errichtet habe, seit er wieder da ist, ist doch bloß Eigenschutz. Ich möchte nicht wieder verletzt werden.

Ohne etwas zu sagen, wende ich den Kopf ab und kaue überlegend auf meiner Unterlippe rum. Will ich ihn wissen lassen, dass ich ihn nicht hasse? Wäre es unfair von mir, ihm meine Einstellung ihm gegenüber zu verschweigen? Verdammt, ich weiß es nicht. Aber als ich mich an Lances Augenringe und das immer häufigere Stirnrunzeln erinnere, weiß ich, dass ich definitiv nicht der Grund für sein Leiden sein möchte. Vielleicht bin ich schwach, aber ich weiß, was ein solches Leiden mit jemandem anrichten kann. Und deswegen habe ich beschlossen, dass ich niemals der Grund dafür sein will.

"Oh Lance, wie kommst du darauf, dass ich dich hassen würde?", frage ich und merke wie meine Stimme gegen Ende einknickt. Mein Blick huscht zu Winnie, der sich in einem Blätterhaufen wälzt und dann verwundert zu sein scheint, darüber, dass er schmutzig ist.

Lance versteckt seine Hände in der Jackentasche und stößt ein leises Seufzen aus. "Ich sehe doch deinen Blick. Und wie du mich meidest. Immer." Und er lässt verdammt nochmal nicht locker.

"Aber was soll ich sonst machen"?, frage ich, ohne ich die Worte zu lange in meinem Inneren zerkaue. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. "Soll ich dir in die offenen Arme laufen und dich mit Freudensprünge begrüßen? Du bist einfach so abgehauen, was erwartest du von mir?" So langsam aber sicher befinde ich mich außerhalb meiner Komfortzone. Mit Lance über belanglose Dinge zu sprechen, ist nicht schlimm. Es ist sogar recht angenehm. Aber daran erinnert zu werden, was für eine Kluft er in meinem Herzen angerichtet hat und mich mit dem Leid, dass er mir zugefügt hat, auseinander zu setzen, das kann ich nicht.

"Ich hasse es, dass ich dich zum weinen bringe. Dass ich die Person bin, die dich so verletzt hat." Lance sieht mich an. Sein Kiefer ist angespannt, das traurige, leere Gesicht hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem verspielten Jungen, der er mal war. So komme ich nicht voran.

"Warum hast du das getan, warum bist du einfach gegangen?", ich kann diese Frage nicht länger in mir behalten. Die Antwort könnte das abgenutzte Pflaster auf meinem Herzen schmerzhaft abziehen, das weiß ich. Aber ganz vielleicht, könnte sie das Pflaster auch erneuern, desinfizieren und ein größeres drauf kleben. Ganz vielleicht.

Wer hätte gedacht, dass ich ihn das auf einem spontanen Hundespaziergang frage. Ich suche Lances Gesicht nach irgend einem Anzeichen an, ein Anzeichen, das mir heimlich zuflüstert, dass ich ihm verzeihen sollte. Aber es gibt kein solches Anzeichen. Alles was ich betrachten kann, sind seine blau, grünen Augen denen heute das sonstige Strahlen fehlt. Die roten Lippen, die aufgerissen sind und denen heute das Lächeln fehlt. Sein Blick wandert stumm über mein Gesicht. "Wenn ich dir sage, dass ich gegangen bin, um dich zu schützen, genügt dir das dann?"

Was? Was soll ich mit dieser Antwort anfangen? Was meint er damit? Und wie zur Hölle, soll mir eine solche Antwort genügen. "Lance, was redest du da?" Als ich bemerke, wie sich der Himmel über uns langsam zuzieht, hätte ich am liebsten ein ironisches Lachen von mir gegeben. Gott, genau so zieht sich gerade meine Brust zusammen. "Antworte mir", dränge ich ihn, als er mir bloß weiter stumm ins Gesicht sieht. "Antworte mir, oder ich gehe jetzt nach Hause."