part thirteen

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oder der Part, in dem ich Kyle zweimal umarmen könnte...

ophelia - the lumineers

*


Ich hasse Alkohol. Das ist wohl so der typischste Satz, den man nach einer langen Session vor der Toilettenschüssel von sich gibt. Dabei habe ich geschlafen wie ein Baby. Bis mich dann Vormittags die Übelkeit erfasst hat.

"So viel kann sich doch gar nicht in dir befinden", Andra lehnt armeverschränkend an der Tür und sieht mir verblüfft dabei zu, welch enorme Masse ich ausschütte. Nachdem ich so doll gewürgt habe, dass mir die Tränen gekommen sind, wische ich mir mit etwas Toilettenpapier über den Mund und lege mich auf den Boden. Ich möchte diesen Ort nie wieder verlassen. Erschöpft atme ich aus und schließe die Augen.

"Wie kannst du nach sowas bitte noch feiern gehen?", meine Stimme klingt rau. Gott, ich erlebe gerade meinen ersten Kater und ich finde es schrecklich.

"Och Süße, das Geheimnis liegt darin, nicht dauernd betrunken zu sein. Wenn du oft genug weg gehst, lernst du deine Grenze kennen." Andra sieht mich mit einem bemitleidenden Lächeln an. "Ich mach dir einen Tee und dann zeig ich dir, wie man seinen Kater am besten auskuriert."





*





Ich bezweifle, dass ein Kater länger als zwei Tage anhält. Trotzdem habe ich noch immer ein solch beklemmendes Gefühl in meiner Brust, dass mir andauernd schlecht wird. Obwohl es mir leicht fällt, das alles auf den Alkohol zu schieben, weiß ich im Inneren, dass ich mir Gedanken wegen etwas ganz anderem mache. Nämlich darüber, was ich unter dem Einfluss von sämtlichen Drinks alles so angerichtet habe. Wie ich tatsächlich so tun konnte, als würde ich Lance nicht kennen, ist und bleibt mir ein Rätsel.

Eigentlich sollte es mich nicht kümmern, wie das Verhältnis zwischen uns beiden nach dieser tollen Aktion sein wird. Wir werden keins haben, so viel steht fest. Und wenn ich ihn sehen sollte, dann gibt es keinen Grund zu unangenehmen Gesprächen. Zwischen Lance und mir ist es nie unangenehm gewesen. Er ist die Person gewesen, mit der ich über alles reden konnte und wo ich wusste, dass mir nichts peinlich zu sein braucht. Das hat sich mittlerweile geändert.

Etwas zu müde für einen Arbeitstag der zehn Stunden beinhalten wird, sitze ich mit Taylor an unserem kleinen Küchentisch. Gedankenverloren rühre ich in meinem Kaffee um und höre meiner Mitbewohnerin dabei zu, wie sie sich über ihren Freund aufregt. Obwohl ich Außenstehender bin, bin ich dieses ewige Hin und Her langsam leid.

"Hast du schonmal ernsthaft in Erwägung gezogen, Schluss zu machen?", frage ich und unterbreche Taylor damit mitten im Satz. Verblüfft sieht sie zu mir und lässt das Messer, mit dem sie gerade noch die Butter auf ihrem Toast verschmiert hat, sinken. "Maya. Ich bin seit vier Jahren mit ihm zusammen. Ich kann das nicht einfach wegwerfen." Sie schüttelt den Kopf und lacht verhalten über meinen Kommentar.

Lance hat es einfach so weggeworfen.

"Vier Jahre sind nichts wenn du es auf ein ganzes Leben voller Ruhe und Zufriedenheit beziehst", ich erhebe mich von meinem Stuhl, fülle meinen Kaffee in einen To Go Becher um und verlasse die Küche. Taylor ist meine Mitbewohnerin. Wir teilen uns die Miete, größten Teils eine Katze und mehr nicht. Ich habe mich sogar zu Beginn des Einzuges einiger Maßen bemüht, mich mit ihr anzufreunden. Aber ich bin nicht für gewöhnlich nicht so gut, offen auf fremde Menschen zu zugehen. Ich habe lieber mein vertrautes Umfeld um mich.

Gerade als ich mich noch einmal zu Taylor umdrehe, um mich von ihr zu verabschieden, bemerke ich ihren verblüfften Blick. "Schau mich nicht so an. Es ist klar, dass Liebe nicht immer rosarot ist. Trotzdem sollten die Tage an denen ihr streitet, nicht die Tage an denen ihr glücklich seid überschatten."


my heart I surrenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt