part eleven

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Oder der Part, in dem ich Mango kennenlerne...

in the air tonight - Phil Collins
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Das Wohnzimmer ist überfüllt. Ein paar Leute sitzen auf dem grauen, länglichen Sofa, vor dem Glastisch daneben, hocken drei weitere Personen, die irgendein Trinkspiel zu spielen scheinen. Ken wird von ein paar Typen begrüßt, die ihn in einen Handschlag verwickeln. Die Musik ist angenehm laut, so, dass man nicht schreien muss um eine Konversation zu führen.

"Holen wir uns etwas zu trinken", fragt Andra mich und schleift mich, ohne auf eine Antwort zu warten, in die offene Küche. Aber ich protestiere nicht, da es genau der Ort ist, an den ich mich ohnehin begeben wollte. "Worauf hast du Lust?", fragt sie mich und begutachtet die vielfältige Auswahl vor uns mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Andra, Andra. Du bist meiner Einladung nachgekommen." Ein braunhaariger Typ, der sogar Andra um einen Kopf überragt, legt ihr von hinten einen Arm an die Schulter und grinst sie breit an.

"Fuck off, Bryan." Sie verdreht die Augen und versucht sich, elegant aus seinem Arm zu drehen. "Ich bin sicher nicht wegen dir hier." Sie streckt ihm den Mittelfinger entgegen und bemüht sich um einen ernsten Blick, obwohl ich genau erkennen kann, dass ihre Mundwinkel zucken.

"Du brichst mir das Herz, Andra. Immer und immer wieder", der besagte Bryan entfernt sich rückwärts von meiner Freundin und fasst sich theatralisch ans Herz. Das amüsante Grinsen hat sich ganz von allein auf meine Lippen geschlichen. Ich weiß, dass die beiden nur Späße machen und beneide Andra ein klein wenig darum. Hätte ich mich letztes Jahr mit ihr für ein Semester eingeschrieben, wäre vielleicht ich Diejenige, mit der Typen solche Späße machen würden. Obwohl ich ganz genau weiß, dass das unwahrscheinlich ist. Aber die Vorstellung, so offen und entspannt mit Leuten zu reden, ist schön.

"Wer war das?", frage ich Andra und begutachte sie mit einem wissenden Grinsen. Bryan ist kein Typ, der einfach so Körbe kassiert. Dafür sind seine Schultern zu breit und sein Gesicht zu markant. Meine beste Freundin zieht zwei blaue Becher aus dem unbenutzten Stapel und zuckt die Achseln.

"Er ist ein Vollidiot und versucht schon seit meinem ersten Tag am College bei mir zu landen." Sie spricht darüber, als wäre es das Nebensachliste überhaupt. Dabei kann ich mir nicht erklären, warum sie solch einen Typen freiwillig abblitzen lässt.

"Und wo ist das Problem?", hake ich nach und lehne mich an die Anrichte, reiche ihr eine halbvolle Ginflasche, damit sie uns Drinks mischen kann. "Er ist heiß. Und ich kenne dich." Mit den Worten, dass ich sie kenne, meine ich, dass ich mir schon unzählige ihrer Bettgeschichten angehört habe und weiß, dass sie aus einer einmaligen Sache keine große Nummer macht.

Andra verzieht ihre perfekt geformten Lippen zu einem süffisanten Grinsen und reicht mir einen Becher. "Ich weiß nicht, es ist interessant. Wahrscheinlich werde ich irgendwann nachgeben. Aber noch macht es mir zu sehr Spaß, mit ihm zu spielen." Sie kreuselt die Nase und führt sich ihren Drink an die Lippen.





*





Irgendwann habe ich Andra verloren und mache es mir mit einem neu gemischten Drink-, ich glaube es ist mein Fünfter, kann es aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen, auf dem freigewordenen Sofa bequem. Mittlerweile ist die Party in vollem Gange und die Stimmung ausgelassen. Ein Mädchen tanzt auf dem Küchentisch und wird von unzähligen Typen dabei angestarrt. Das gesamte Wohnzimmer wird als Tanzfläche genutzt. Interessiert schaue ich zwei Typen dabei zu, wie sie in mitten der Menschenmenge einen Robotertanz vollführen und beginne unwillkürlich zu lachen.

"Maya?"

Überrascht blicke ich den Typen an, der sich auf einmal neben mich gesetzt hat. Ich kenne die blonden Haare und das schiefe Grinsen. "Hey, Kyle. Was machst du denn hier?", frage ich ihn und schenke ihm ein Lächeln. Ohne die umgebundene Schürze sieht er tatsächlich noch ein kleines Bisschen besser aus.

my heart I surrenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt