part seven

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oder der Part, in dem Lance Spaghetti Carbonara bestellt

violent smile - hotel books

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"Vielleicht hast du ja Lust, dich die Tage mit mir zu treffen, damit wir in Ruhe reden können. Ich hab dir so viel zu erzählen, May." Mein Herz schlägt immer schneller, ich habe das Gefühl, mein Inneres würde Purzelbäume schlagen. Seit Lance mich abgefangen hat, habe ich genau fünf Worte gesagt. "Hey" und "sieht schlecht aus heute".

Wer hätte auch gedacht, dass Lance mit seinen Eltern in das Restaurant gehen würde, in dem ich arbeite? Vor allem weil seine Eltern öfter herkommen und genau wissen, dass ich hier Kellnerin bin. Und sein Erscheinen in der riesigen, luxuriösen Eingangstür des Restaurants ist erst der Anfang eines Abends voller Qualen gewesen.

Aber vielleicht sollte ich auch mit dem Beginn des Abends beginnen. Meine Schicht ging bis elf. Und ich konnte wahrhaftig von Glück sprechen, dass ich mit Kyle arbeitete. Denn so ist es mir möglich gewesen, Lance einiger Maßen aus dem Weg zu gehen. Zu Beginn hatte das auch recht gut funktioniert, weil Kyle seinen Tisch ohne nachfragen übernommen hatte. Aber ich spürte seinen intensiven Blick auf mir. Die ganze Zeit. Und es fiel mir verdammt schwer, dieses Stechen in meinem Rücken auszuhalten und mich nicht in seine Richtung zu drehen.

Trotzdem tat ich es, gerade als Kyle die Getränkebestellung an seinem Tisch am aufnehmen war. Lance trug ein schwarzes Tshirt und eine dunkle Jeans. Was heißt trug, er trägt sie jetzt gerade immer noch, bloß mit einer Jacke drüber, weil wir uns vor dem Restaurant befinden. Jedenfalls trug er die schlichten Klamotten vorhin schon und es stand ihm. Es stand ihm gut. Aber das ist nichts neues, Lance kann tragen, was er will und er sieht gut aus.

Sein Kiefer ist markant, nicht zu markant, aber jedenfalls so, dass es noch besser aussieht, wenn er wütend ist und dabei seinen Kiefer anspannt. Sogar wenn er komplett gedankenverloren ist und nachdenkt sieht er gut aus. Seine Augen sehen dann so aus, als würden sie einen Sonnenuntergang beobachten und dabei die Welt hinterfragen. Lance ist ein tiefgründiger Mensch. Er nimmt Sachen nicht einfach so hin, sondern hinterfragt sie bis ins kleinste Detail. Eine Eigenschaft, die ich immer an ihm bewundert habe.

Einmal war ich mit ihm in einem Diner essen, wenige Straßen von unseren Häusern entfernt. Wir haben einen Mann aus unserer Straße gesehen, der sich mit einer anderen Frau, als seiner getroffen hat. Ich habe versucht, Lance davon zu überzeugen, dass es vielleicht ein rein berufliches Treffen gewesen ist.  Aber er hat nicht locker gelassen, bis er mir am Ende des abends gesagt hat, dass es unmöglich ein berufliches Treffen sein konnte. Denn Mr. Kennington arbeitete zu dem Zeitpunkt im Supermarkt, ebenfalls ein paar Straßen von unserem zu Hause entfernt. Wütend hat mir Lance erklärt, dass er an dem Abend keinen Ehering trug und gestern, als Lance noch bei ihm an der Kasse stand, habe seinen Finger einen dicken, goldenen Ring geziert.

"May? Erde an May?", ich zuckte zusammen als ich Kyle bemerkte, der mit seinen Fingern vor meinem Gesicht schnipste. Als ich mich erschrak, schüttelte er grinsend den Kopf.

"Kannst du grad die Getränke an den Tisch bringen? Ich muss was in der Küche klären." Er sah mich entschuldigend an. "Tisch 47."

"Klar, sorry." Mein Blick wanderte zu Tisch Nummer 47 und sofort wurden meine Augen groß und ich drehte mich Richtung Küche, aber Kyle war schon hinter der Schiebetür verschwunden. "Na super", murmelte ich und legte das Tablett auf meine Handfläche. Bevor ich mich auf den Weg zu Lance und seinen Eltern machte, atmete ich tief durch und konzentrierte mich auf meine Arbeit. Jedenfalls versuchte ich es, schließlich hatte ich keine Lust, das Tablett vor lauter zittern auf den Boden fallen zu lassen.

my heart I surrenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt