Epilog

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Sie laufen schweigsam zurück zu den Pferden. Rainns Arm liegt in einer Schlinge, ist noch nicht annähernd geheilt und auch die Verletzungen der anderen werden lange brauchen, bis sie ausgestanden sind. Vor ihnen geht die Sonne langsam unter und haucht alles in ein Abendrot, als würde das Land vor ihnen bluten.

Conor läuft neben ihr, so nah wie er es sonst nie getan hat. Rainn sieht nicht mehr zurück zur Biosphäre. Sie lebe von nun an in ihrer eigenen Biosphäre. In der allerersten. Sie lässt hier ihre Familie zurück und verlässt sie gleichzeitig mit ihr. Was ein eigenartiges Gefühl es doch ist. Conors Hand streift ihre, nur für eine Sekunde, aber es reicht, damit sie kurz zu ihm sieht. Sein Gesicht leuchtet rötlich, seine Augen sehen so unheimlich dunkel aus und sind verborgen hinter Schatten. Und doch erscheint er gelöst und entspannt zu sein, als würden zahlreiche Steine von seiner Brust fallen. Er erwidert ihren Blick für einen langen Moment und sieht dann schmunzelnd nach vorne.

Sie erreichen die Pferde und steigen mit all ihren Blessuren auf, um den beschwerlichen Weg nach Hause anzutreten. Auch in diesem Moment wagt Rainn keinen Blick zurück. Ihr Gesicht ist auch nicht in den Norden gerichtet, wo Willow, Ruby und River auf sie warten. Sie sieht in den Westen, in die Richtung des Windes, der ihr Gesicht streift und ihre Haare fliegen lässt. Da wo das unendliche Meer in all seiner Stärke vor ihnen liegt. Da wo die Welt weitergeht, wo es vielleicht andere Menschen gibt. Anderes Leben. Sie atmet tief ein und aus, saugt die Luft in ihre Lungen und schließt kurz die Augen.

Neben ihr kommen die Schritte eines Pferdes näher.

„Was meinst du?", hört sie die tiefe Stimme von Conor neben sich.

Langsam öffnet sie die Augen und sieht mit ruhigem Blick zu ihm hinüber.

„Hey! Nervensägen! Kommt ihr mal?", ruft Selena aus einiger Entfernung. Rainn und Conor reagieren nicht, sehen sich nur an und lächelen schließlich synchron. Conor wendet sich im Sattel schließlich zu Selena herum.

„Geht vor, wir kommen nach."

„Wenn ihr's nur kurz miteinander treiben wollt, warten wir. Wär ja nix Neues."

Nun wendet sich auch Rainn im Sattel herum und sieht ihren Begleitern entgegen, die Sonne in ihrem Rücken. „Wollen wir, aber es wird trotzdem länger dauern. Vielleicht ein paar Tage, Wochen."

„Monate oder Jahre", ergänzt Conor mit einem Schmunzeln.

Selena sieht verstört zwischen ihnen hin und her, doch Caldwell trägt ein wissendes Lächeln im Gesicht. Er nickt zuerst Conor zu, dann Rainn.

Und als die beiden sich vollständig abwendet und in Richtung Sonnenaufgang reiten, da wo irgendwann das Meer am Horizont erscheinen wird, sieht ihnen Selena noch einen Augenblick hinterher.

Dann dreht sie sich mit einem Lächeln um und folgt den anderen nach Hause.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 10, 2019 ⏰

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