Obwohl die Luft nicht kalt ist, beginne ich zu frösteln. Seit mehreren Minuten -gefühlten Jahrhunderten- stehe ich jetzt schon in der Dunkelheit und starre ins undurchdringbare Nichts.
Langsam drehe ich mich nach rechts und strecke vorsichtig meine Hände nach der Tür aus, zucke jedoch trotzdem zurück als meine Fingerspitzen leicht an eine ebene Fläche stoßen. Mit meiner rechten Hand fahre ich langsam hoch und runter, auf der Suche nach einer Türklinke. Ohne Erfolg.
Sanft lege ich meine Handflächen mit größeren Abstand ganz an die kalte Tür und drücke dagegen, erst leicht doch dann immer stärker. Kein Geräusch, keine Bewegung, keine Chance, diese Tür wieder zu öffnen.
Wenn ich nicht unter solch massivem Zeitdruck stände, würde ich die aufsteigenden Tränen der Verzweiflung vermutlich einfach über mein Gesicht fließen lassen und mich vor die Tür setzen, wie bockige Kinder es tun.
Das ist albern, doch ehrlich gesagt finde ich die ganze Situation schon übermäßig abwegig, da würde eine 17 Jährige, die heulend in der Dunkelheit vor einer Stahltür sitzt, die sie eben erst selbst aufgesperrt hat, auch nicht groß auffallen.
Also verdränge ich die Tränen und den Drang zu schreien und strecke meine Arme aus, die dadurch beide Wände zumindest mit den Fingerkuppen streifen. In Horrorfilmen würde man sie jetzt wahrscheinlich als kalte, feuchte Felswände beschreiben, doch diese hier sind spiegelglatt und haben in etwa meine Körpertemperatur.
Erfrieren werde ich hier also schonmal nicht, gut zu wissen.
Achtsam mache ich einen kleinen Schritt, dabei schleife ich meinen linken Fuß nur über den Boden, sodass ich mir vor meinem inneren Auge ein grobes Bild von meiner Umgebung machen kann.
Glatter Boden, glatte Wände, schmaler Gang.
Einen Arm strecke ich jetzt nach oben, kann jedoch keine Decke ertasten. Hochzuspringen wage ich nicht, aus der unrealistischen Angst heraus, der Boden könnte verschwunden sein, wenn ich wieder zurückfalle.
Ist das wirklich so unrealistisch? -Ruhe, ich habe hier schon genügend Sorgen!
Nicht hilfreich.
Oh Gott, jetzt führe ich auch noch panische Selbstgespräche.
Früher konnte ich mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen, meine Instinkte haben mich geleitet. Doch in den letzten Tagen haben sie komplett versagt. Der beste Beweis ist wohl, dass ich irgendwo im Nirgendwo in einem Gruselgang sitze mit weniger als einer Stunde Zeit um hier rauszukommen.
Aber wieso eigentlich eine Stunde? Was soll nach dieser Stunde schon passieren? Wird sich der Boden öffnen und ich falle in irgendeine Folterzelle?
Das ist unrealistisch.
Leider weniger unrealistisch ist die Tatsache, dass ich ohne Licht über glatten Boden watschel und der Boden eigentlich auch die Wand sein könnte, da sich hier sowieso alles gleicht.
Flach atmend gehe ich weiter und weiter und weiß nicht einmal mehr, ob ich nun seit 30 Sekunden laufe oder 30 Minuten. Die Wand fühlt sich immernoch gleich an, ebenso der Boden und die Decke kann ich auch immernoch nicht berühren. Kein Geräusch, kein Licht, keine Gedanken, keine Gefühle, keine Hoffnung.
Nur ich in einem engen Gang, der meiner Platzangst natürlich besonders gut gefällt.
Hyperventilierend schlurfe ich weiter.
Wie viel bin ich wohl schon gelaufen? Wie kann ein Gang so lang sein ohne eine einzige Biegung zu machen?
Vielleicht bist du ja mitten in der Chinesischen Mauer.
Ein hysterischen Lachen bleibt mir in der Brust stecken, als mein Fuß gegen etwas stößt und ich beinahe falle. Ich zucke zurück und japse nach der schweren Luft.
Meine mittlerweile tauben Fingerspitzen nehme ich von der Wand weg und reibe sie aneinander während ich meinen linken Fuß so drehe, dass ich mit der Außenseite leicht gegen das Etwas am Boden stupsen kann.
Es ist nicht weich oder pelzig, faucht nicht, beißt nicht, bewegt sich nicht. Nichts lebendes.
Es ist hart und glatt, eine Stufe, die aus dem Boden ragt.
Mit beiden Füßen rutsche ich weiter vor bis meine kaputten Schuhe mit der Spitze an der Stufe stehen, dann setze ich meinen rechten Fuß darauf und teste die Stabilität.
Sie gibt nicht nach, keine Falltür.
Ich stelle mich ganz darauf und breite die Arme wieder aus sobald ich einen festen Stand habe.
Doch diesmal berühre ich die Wand schneller als gedacht und pralle unsanft mit den schon schmerzenden Fingern gegen die unnachgiebige Oberfläche.
Die Wand ist enger geworden.
Augenblicklich beschleunigt sich mein Atem wieder und plötzlich wird mir unglaublich heiß.
Meine rechte Hand lasse ich weiter nach hinten gleiten, doch ich fühle keine Erhebung.
Die gesamte Wand ist weiter nach innen gerückt.
Angst durchzuckt mich und sie erfüllt jede Zelle meines Körpers, ich fühle mich wie elektrisiert. Das macht es nicht gerade leichter meinen Atem von hektisch in ruhig und gleichmäßig zu verwandeln.
Habe ich das ausgelöst als ich auf die Stufe getreten bin? Aber das würde keinen Sinn machen, dann könnte ich ja jetzt einfach hier bleiben.
Nein.
Es ist die Zeit!
Ich habe eine Stunde Zeit und bis dahin wird sich der Gang immer weiter verkleinern.
Wie konnte ich jemals denken, dass ich Marc entfliehen könnte? Es ist unmöglich!
Es ist unmöglich ihn zu besiegen.
Er kennt meine Schwachpunkte.
~~~~~~~~~~~~
A/N
Omg, es tut mir so leid! Aber ich hatte auch privaten Stress und so weiter, deshalb konnte ich nicht weiterschreiben...
Das nächste Kapitel wird nicht so extrem lange dauern, versprochen.
Ach, noch was.......
DANKE FÜR ÜBER 1K READS!
Das ist der Hammer, ihr seid echt unglaublich
See ya next time
-Kim
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Perfection
Tajemnica / ThrillerMan könnte ihn als Lehrer bezeichnen, er lehrt. Er lehrt so lang, bis du es perfekt machst. Er lehrt Aufmerksamkeit, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Fügigkeit. Er lehrt Perfektion. ©Copyright by KimvonGler