Kapitel 2

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Mein Kopf dröhnt, mein Herz rast und mein Magen grummelt schmerzhaft. Nebenbei ist meine Kehle seltsam trocken, meine Zunge klebt am Gaumen und als ich versuche sie zu bewegen fühlt es sich an wie zuckendes Schmirgelpapier.

Grelles Licht blendet mich, als ich mein rechtes Auge einen Spalt weit öffne.

"Öffne deine Augen, Prinzessin." Wie ein eiskalter Regen am frühen Morgen bohrt sich seine schneidend emotionslose Stimme durch meine benommene Müdigkeit. Ich will ihm irgendetwas bissiges entgegenschleudern, doch mein Mund will keine Wörter bilden, genauso wenig wie meine Beine strampeln oder meine Arme sich strecken wollen. Mein ganzer Körper will nicht auf meine Befehle reagieren, nur mein Herz schlägt von allein und pocht dumpf in meinen Ohren und meine Atmung funktioniert automatisch. Ich spüre jede Zelle an jedem Ort meines Körpers, jedoch will nichts auf meine Anforderung reagieren außer meinen Augenlidern. Sie öffnen sich zitternd und mich blendet das kalte Licht, woraufhin ich meine Augen kurz aber fest zukneife und dann wieder öffne.

"Gutes Mädchen." Jedes Wort klingt wie eine provozierende Drohung und kleine Messerstiche in meine Lunge, wodurch mir kurzzeitig der Atem stockt. Er kommt näher, zumindest sehe ich eine Gestalt näher kommen, Genaues erkenne ich nicht, da das Licht immernoch schmerzhaft meine Augen blendet. Ein Geruch von schwerem Rasierwasser wird zu mir hinüber getragen und steigt mir augenblicklich in die Nase und meine Augen brennen von dem beißenden Geruch. Ich kneife die Augen zu und wende meinen Kopf leicht nach links, so langsam bringe ich meinen Körper wieder unter meine Gewalt.

Es ist sinnlos, dass er mich entführt hat, meine Eltern haben kaum Geld und außerdem werden sie wohl nie erfahren was passiert ist. Vielleicht wollte er garnicht mich entführen und ich war bloß zur falschen Zeit am falschen Ort. Vielleicht lässt er mich ja gehen, wenn er einsieht, dass er die Entführung verfehlt hat.

"Es ist sinnlos", krächze ich, doch es klingt eher wie Sis innlos. Ich höre ihn belustigt glucksen, so als hätte ich ihm gerade gesagt, ich sei stumm.

"Aber wieso denn, Prinzessin?", fragt er zuckersüß. Allein dieser Tonfall macht mich nervös, wie er mich nennt versetzt mich in einen Zustand zwischen Wut und verwirrter Angst.

"Meine Eltern haben kein Geld", presse ich hervor und atme zwischen den einzelnen Worten schwer, wie nach einem langen Sprint.

"Du denkst also es geht mir um Geld? Aber nein, kein Geld der Welt könnte dich bezahlen, Prinzessin. Ich will dich einfach bloß hierhaben." Schmeichelnder, vor Falschheit triefender Tonfall. Ich lass meinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung von ihm wippen.

"Sie mich an wenn ich mit dir rede", knurrt er mich an, doch ich ignoriere ihn einfach. Einen Moment lang sagt er nichts und ich nehme an, er ist einfach verblüfft, dass ich seinen Worten nicht Folge leiste, dann seufzt er schwermütig.

"Ach Prinzessin, wir stehen wirklich ganz am Anfang. Ich lasse dir das noch dieses eine Mal durchgehen, ja? Aber nur dieses eine einzige Mal." Ich höre ihm zu, jedoch strenge ich mich nicht weiter an alles zu verstehen, es ergäbe ohnehin keinen Sinn für mich.

"Und jetzt sieh mich an", befiehlt er schroff, der Klang seiner Stimme schwingt von honigsüß in bitterkalt um. Demonstrativ drehe ich meinen Kopf noch ein Stück weiter weg, eher verwese ich hier als seinen Befehlen zu folgen.

Kurz darauf zischt etwas leise und direkt darauf entsteht ein schmerzhaft heißes Brennen auf meiner Wange. Hatte er mich wirklich gerade geschlagen? Entsetzt öffne ich die Augen.und erschrecke noch mehr als sein Gesicht plötzlich mit mir auf Augenhöhe steht. Ein Paar von kalten braunen, beinahe schwarzen Augen mustert meine Konturen.

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