Gülüm

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Zilans Sicht:

Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den neuen Job.

Ich hatte auch schon fast das ganze Geld zusammengekratzt, das für die Therapie meiner Mutter notwendig war.
Das einzige Problem war, dass es mehrere Therapien werden könnten und ich somit mehr Geld auftreiben müsste.

„Keine Knutschflecken." sagte ich dem nächsten Kunden der ins Zimmer kam.

Das war meine einzige Forderung.

Nima sollte keine Knutschflecken an meinem Körper sehen.

Da er zur Zeit damit beschäftigt war sein neues Album aufzunehmen konnten wir uns nicht mehr so oft sehen, was eigentlich gut für mich war.

„Gibst du auch blowjobs?" fragte der Kunde nachdem wir eigentlich fertig waren.

„Kannst du vergessen." lächelte ich ihn an.

„Bitte blas mir einen." flehte er mich fast schon an und zog einer grünen Schein aus seiner Jackentasche die auf der Couch lag.

„Deine Mutter kann Dir einen blasen jetzt verpiss dich , yallah." Sagte ich genervt und schickte ihn mit meinen Worten raus.

Ich duschte schnell und zog mir dann was frisches an.

Meine Beine taten sehr weh, da er ziemlich penetrant war.

Ich nahm mein ganzes Geld, steckte es in meine Tasche und machte mich auf den Weg nach Hause.

Als mein iPhone vibrierte blieb ich kurz stehen.
Es war eine Nachricht von Soufian.

„Wo auch immer du grad bist...nima ist da. Ich schreib dir wenn er weg ist." schrieb er mir.

Ich antwortete mit einem kurzen „oke" und lief dann Richtung Krankenhaus.
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„Wie gehts dir?" fragte ich meine Mutter während ich an ihrem Bett saß und ihre Hand hielt.

„Mein husten hat sich gebessert aber mir gehts nicht wirklich besser." beklagte sie sich.

„Alles wird gut." versprach ich ihr mit einem Handkuss.

Meine Mutter machte sich mehr sorgen um mich, als um sich selbst, was nicht gut für sie war.

„Anne ich verspreche dir das alles gut sein wird. Ich hab das Geld fast zusammen." informierte ich sie.
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Auf dem Weg nach Hause wurde ich von einer Gruppe Jungs angesprochen.

„Geile arsch." sagte der eine mit einem Akzent.

Sie kamen nicht aus der Gegend und anscheinend auch nicht aus Deutschland.

„Vallah geil. Mashallah." sagte ein anderer und kam näher.

Bevor ich weiterlaufen konnte bildeten sie einen Kreis um mich.

Ich konnte nicht weg.

„Lass ficken bei schipilplas." sagte der eine und fasste meinen Arm an, woraufhin ich seine Hand wegschlug.

„Gangbang." lachte der andere.

„Isch disch heiraten und dann ganse seit ficken." grinste ein anderen.

„Doysche pass Habibi." lachte daraufhin der, der neben ihm stand.

„Wenn du den deutschen Pass willst geh Merkel ficken du hurensohn." hörte ich eine Stimme aus der Ferne rufen.

Es war dunkel und ich sah eigentlich niemanden doch dann hörte ich Schritte, die immer näher kamen.

„Vermisst euch ihr Hunde!" rief er. Lio.

Die 5 Typen fingen an auf ihn einzuschlagen doch Lio war stärker als die Streichhölzer und machte alle fertig.

„Komm mit!" sagte er, nahm meine Hand und zog mich in sein Auto.

Ich sagte nichts. Ich war in einer schockstarte und kam nicht auf die Situation klar.

„Alles gut?" fragte mich Lio als er sich nun auch ins Auto setzte.

Ich war wie hypnotisiert.

„Danke." war das einzige was ich momentan sagen konnte.

„Bedank dich nicht für sowas Zilan. Das ist selbstverständlich. Wir sind wie eine Familie." lächelte er mich an.

Bei dem Anblick und was er zu mir sagte fing ich an zu weinen.
Und erst jetzt merkte ich, dass ich nicht nur wegen eben weinte, sondern wegen den letzten paar Wochen, wenn nicht sogar Jahre.

Alles fing mit der Scheidung meiner Eltern an.
Ab da ging's für mich nur Berg runter.
Ich verlor meinen Bruder der mein Herz und meine Seele war, mich vor allem und jedem beschützt hat.
Ich stand plötzlich allein in dieser Welt.
Meine Mutter konnte vor lauter Kummer ihre Aufgaben als Mutter nicht mehr erfüllen also fing ich im frühen Jahren schon an, für uns beide zu sorgen.
Jetzt habe ich Nima und die Jungs, die wie eine Familie für mich geworden sind.
Sie passen auf mich auf.
Meine Nachbarn tun das auch aber ich hintergehe jedem.
Ich Lüge jeden an, nur um ein kurzzeitiges Glücksgefühl zu empfinden, was nicht für lange Zeit halten wird.
Ich Lüge selbst meinem Freund an und gehe ihm fremd, indem ich bei seinem besten Freund im Bordell arbeiten gehe.

Das alles lag mir auf der Seele, weshalb ich jetzt in Lios Auto saß und meinen Tränen freien Lauf ließ.

Gülüm...Wein bitte nicht." sagte er und wischte mir die Tränen weg doch mein Bruder sagte auch immer Gülüm zu mir, was mich jetzt noch mehr weinen ließ.
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„Was ist passiert?" fragte Schubi mit großen Augen als Lio und ich gemeinsam ins Studio liefen und er meine verheulten Augen bemerkte.

„Als ich herfahren wollte hab ich gesehen wie nh Gruppe iraker oder so sie auf der Straße belästigen wollten." klärte Lio ihn auf.

„Hast du denen roundhouse Kick gegeben?" fragte Schubi und setzte sich auf die Couch.

Ich sagte nichts da ich zu sehr in Gedanken vertieft war.

„Wo ist nima?" fragte Lio.

„Nima!" rief Schubi woraufhin nima ein paar Sekunden später kam.

„Azizam...was ist passiert?" fragte Nima als er mich sah.

Lio erklärte ihm kurz was Sache war.

„Habibi hör bitte auf zu weinen, die sind jetzt weg und werden Dir auch nie wieder was antun, dafür werde ich sorgen." versprach er mir und nahm mich in den Arm.

Wenn er wüsste dass das nur einer von vielen Gründen war, warum ich geweint hab.

„Wo ist eigentlich Z?" fragte Schubi.

„Bestimmt wieder bei seinen hoes." sagte Nima und streichelte meinen Arm.

Nima sagte das eigentlich immer wenn jemand nach Z fragte, doch erst jetzt verstand ich die wahre Bedeutung dahinter.
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Dirty Work~ Nima Yaghobi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt