Kapitel 6

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„Chris?! Was machst du denn hier?", ich war wirklich erstaunt. „Na Kleine, das war aber keine nette Begrüßung". „Chris wird seine Ausbildung zum Bereiter hier anfangen bei mir", mit diesem Satz mischte sich Opa in unser Gespräch ein. Ich freute mich ehrlich darüber und quietschte los, bevor ich den beiden um den Hals fiel. „So ran an die Arbeit. Die Hälfte fehlt noch!", damit brachte Papa uns wieder zurück in die Realität und von allen Seiten war nur ein Aufstöhnen zu vernehmen. Von der Allee waren erneut Motorgeräusche zu vernehmen und als alle Augen dorthin gerichtet wurden, konnte man den LKW von der Spedition erkennen. „Können wir uns nicht um die Pferde kümmern, Papa?", bettelte ich. Mit einem genervten Nicken wurden wir aus der Pflicht des Möbelschleppens entlassen. Als der LKW auf dem Hofplatz zum Stehen kam, machten wir uns auf den Weg, um die Pferde abzuladen. Opa hatte uns eben noch schnell erklärt, in welche Stallgasse wir die Pferde bringen sollten. Mein Pony stand als erste auf dem LKW, sodass ich mich freudig dazu bereit erklärte sie zu nehmen. Nachdem wir endlich alle Pferde abgeladen und versorgt hatten und der ganze restliche Kram ausgeladen war, trafen wir uns in Omas großer Küche. Dort wurde uns alles rund um das Gestüt erläutert und ich staunte nicht schlecht, in den letzten Jahren hatte sich einiges verändert. Im Wald, welcher hinter den Koppeln lag, gab es eine große Geländestrecke, was mein Herz höher schlagen ließ. Es gab zwei große Reithallen, einen Spring- sowie einen Dressurplatz. Außerdem gab es eine etwas kleinere Halle, in der öfter in der Woche Reitunterricht auf Schulpferden stattfand. Auch an Stallkomplexen hatten meine Großeltern angebaut. Es gab den alten Zuchthengststall mit 18 Boxen, in welchem heute die Schulpferde eingestallt waren. Dann eine Stallgasse mit etwa 30 Boxen, in welchen die Berittpferde Platz hatten. Dann noch die Stallgasse an der Halle, wo momentan unsere Pferde standen. Eine weitere Stallgasse, welche an unserer grenzt mit etwa 35 Boxen für Einsteller. Zudem gab es noch die alte Scheune. Dort standen die Zuchtstuten von Opa. Das hieß auf der Anlage hatten etwa 120 Pferde Platz. Opa hatte auch ein paar Angestellte, welche wir in den nächsten Tagen kennenlernen sollten. „Eure Zimmer sind im zweiten Stock, falls ihr sie sehen wollt", sofort wurden Stühle gerückt und wir sprinteten los. In meinem Zimmer angekommen, stellte ich fest, dass es sehr altmodisch war. Aber es strahlte Wärme und Charme aus. „Das sieht doch gemütlich aus, und wenn du was brauchst musst du nur an der Tür gegenüber klopfen", mal wieder riss Chris mich aus meinen Gedanken. Als Antwort boxte ich ihm gegen die Brust und wir beide mussten lachen. „Kannst du mir helfen die Möbel aufzubauen?", da nur die Einzelteile in meinem Zimmer standen, würde ich alleine eine Ewigkeit brauchen. „Klar doch", kam mehr genervt als erfreut als Antwort. Um 18 Uhr rief Oma uns alle zum Essen in die Küche, es gab irgendeinen Eintopf, aber bei meiner Oma schmeckte alles, sie hatte bevor sie Opa kennen gelernt hatte als Köchin gearbeitet. Nach dem Essen beschloss ich mich auf den Weg in die Ställe zu machen und das Gelände zu erkunden. Als ich den Stall betrat herrschte dort Hochbetrieb, denn gerade wurden alle Pferde gefüttert. Ich sprach den älteren, freundlich aussehenden Mann an „Hallo, ich bin Greta, kann ich irgendwie helfen" „Hallo, ich bin Hans, klar Mädels, die anpacken brauchen wir immer. Du kannst bei euren Pferden in der Stallgasse Anne beim Füttern helfen", grinste er mit einem Zwinkern. Somit machte ich mich auf die Suche nach Anne. Als ich sie gefunden hatte, erklärte sie mir die groben Abläufe hier und wir erledigten die Arbeit gemeinsam. „Wie alt bist du eigentlich?", fragte ich sie nach einiger Zeit. „Ich bin letzten Monat 17 geworden, und falls du fragst, ja ich gehe noch zur Schule. Irgendwann habe ich bei deiner Oma in der Reitstunde angefangen als kleines Mädchen. Ich war ein kleiner Zwerg als ich meine Mama anbettelte endlich reiten zu dürfen", lachte sie, „und irgendwann wurde ich besser und es hat sich ergeben, dass ich hier helfe und dafür öfter reiten durfte. Und so ist das auch heute noch. Und du? Wie alt bist du?". Ich fand Anne von Anfang an sympathisch, sie war offen und schien Humor zu haben. „Ich werde demnächst 16. Das heißt mein letztes Jahr der Ponyzeit ist angebrochen", bemerkte ich leicht wehmütig. Viele hatten mir immer erzählt, dass die Ponyzeit die schönste Zeit sei. Und das stimmte, ich hatte bis jetzt eine wunderschöne und auch sehr erfolgreiche Zeit mit dem besten Pony. „Stop, Stop,Stop du bist aber nicht die Greta, die im Bundeskader Ponyvielseitigkeit reitet oder?", sie blickte mich mit großen Augen an. Ich zuckte mit den Schultern und musste lachen. „Wenn du möchtest können wir gerne mal zusammen reiten", sie freute sich bis über beide Ohren über das Angebot. Und ich freute mich, dass ich schon Kontakte knüpfen konnte. Langsam bekam ich leichte Bauchschmerzen, wenn ich an den morgigen Tag dachte, denn es war Montag, das hieß Schule, neue Schule. Nachdem ich mich noch über alles Mögliche mit Anne unterhalten hatte und dabei Popcorn, meine Ponystute, longierten. Wir quatschen noch bis 22 Uhr, dann beschlossen wir, dass es langsam Zeit wurde ins Bett zu gehen. Als ich bettfertig im Bett lag, überkam mich erneut die Nervosität wegen dem morgigen Schultag. Mit diesem Gefühl fiel ich letztlich in einen unruhigen Schlaf.


Das Chaos meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt