Kapitel 13

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„Also du wolltest reden dann rede", forderte ich Chris auf. Mein Versuch ihm in die Augen zu sehen, versagte ich nach weniger Sekunden. Sie strahlten eine solche Kälte aus, dass ich es nicht schaffte den Blick stand zuhalten. „Hör zu Greta, ich mag dich ehrlich aber es geht nicht. Wir sollten uns voneinander fernhalten." „Warum?", er guckte mich bei meiner Frage an und schien zu überlegen wie er seine nächsten Worte am besten sagte. „Weil es nicht richtig ist. Deine Brüder würden mir die Hölle heiß machen, wenn es noch einmal eine solche Situation wie heute Morgen geben würde. Außerdem bist du mir zu wichtig, als dass wir es mit so was aufs Spiel setzen sollten. Du weißt vermutlich neben Chris am besten über meinen Frauenverschleiß Bescheid. Und ich möchte dir nicht weh tun. Es tut mir leid", nach diesen Worten versuchte er mich in den Arm zu nehmen. In meinem Inneren zog sich alles zusammen. Aber seine Worte entsprachen der Wahrheit, da wir beinahe immer auf dieselben Turniere fuhren, wusste ich seine und Tims Beziehung zu den Mädels auf den Turnieren. Trotzdessen trafen seine Worte mich. Seine Umarmung erwiderte ich weder noch stieß ich ihn von mir. „Geh", sagte ich leise, ohne dass er von mir abließ. „Geh!", wiederholte ich mich lauter und tatsächlich ließ er mich los. Wir standen wenige Zentimeter voneinander entfernt und er blickte mir traurig in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick kalt. Nach wenigen Sekunden drehte ich mich um und ging wortlos aus dem Stall. Der Weg in den Stall, wo die Berittpferde standen war nicht weit. Als ich dort ankam, herrschte dort Hochbetrieb, da scheinbar in diesem Moment alle am fertig machen fürs Reiten waren oder gerade fertig waren mit Reiten. Auf der Liste waren mir zum Glück heute vier weitere Pferde eingeteilt worden, sodass ich mich von dem Gespräch mit Chris ablenken konnte. Mit einem 13 jährigen Hannoveraner namens Captän machte ich mich auf den Weg, um das Gelände zu erkunden. Auf der Strecke vom Hof weg kam ich an vielen Ackern vorbei und begegnete keiner Menschenseele. Ich ritt einfach immer weiter den Weg geradeaus. Irgendwann kamen wir am Deich an und ich beschloss, dass es Zeit wurde zurück zureiten, da es sonst eng werden würde noch die drei anderen Pferde zu reiten. In einem entspannten Galopp machten wir uns auf den Weg zurück zum Hof. Den letzten Kilometer legten wir im Schritt zurück und der Braune unter mir schnaubte gelassen ab. Ich klopfte ihn bevor ich abstieg und stellte ihn dann in seine Box. Zur Verabschiedung schmiss ich ihm noch eine Möhre in seinen Trog. Dann machte ich mich auf den Weg zu Willy, welchen ich nur locker ein wenig longierte, da er momentan erst wieder antrainiert wird nach einer Verletzung. Danach beschlossen Max, welchen ich im Stall traf, mit Donner und seinem Pferd Clinton ein wenig Gymnastik in der Halle zu machen. Die Beiden machten gut mit aber hatten ein wenig überschüssige Energie, sodass wir beide durchgeschwitzt waren, als wir abstiegen. Das letzte Pferd, welches ich heute reiten würde, war Goldfire. Opa hatte mir im Vorbeigehen berichtet, dass er wollte, dass ich sie später springen sollte. So machte ich mich schließlich mit ihr an der Hand auf den Weg in die große Halle. Dort angekommen sah ich, dass es sich ein paar auf der Tribüne gemütlich gemacht hatten. Paul und Anne saßen zusammen mit ein paar anderen Reitschülern, welche ungefähr in Annes und meinem Alter waren, an der kurzen Seite. Sie nickten mir kurz zu, als ich in die Halle kam. Max und Tim saßen dort mit ein paar älteren Jungen, die ich nur vom flüchtigen Sehen kannte, an der Mitte der langen Seite. „Wo wohl Chris gerade steckt", fragte ich mich in Gedanken, schüttelte jedoch im selben Moment den Kopf über diesen Gedanken. Es sollte mir egal sein, was er in diesem Moment machte. „Tür frei", halte es hinter mir und bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, hörte ich schon das Öffnen der Tür. „Ist frei", murmelte ich ironisch zu mir selber. Als ich den Reiter, welcher so freundlich gewesen war, erkannte, rollte ich mit den Augen. Wie sehr hasste mich das Schicksal bloß? Natürlich ließ Opa mich wieder gemeinsam mit Chris springen. Als ich mich gerade auf den Rücken von Goldfire geschwungen hatte, ertönte wieder das Öffnen der Tür. Ein Junge, der etwa 19 war, erschien in der Halle. Ich kniff die Augen zusammen, da er mir bekannt vorkam. „Julien Bachmann. Reitet für den Juniorbundeskader Springen", riss Chris mich aus meinen Gedanken, während er neben mir Schritt ritt. „Wer hat mit dir geredet?", zickte ich ihn an und ritt in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem wir abgeritten waren, betrat Opa die Halle. „Fertig?", er war einfach noch nie ein Mann großer Worte gewesen. Dafür war man bei einem Lob dreimal so stolz. Wir nickten nur alle drei. „Das ist Julien. Er wird bis zum Ende des Jahres hier trainieren. Aber genug geredet. Ihr fangt an mit dem Steil an der kurzen Seite und reitet dann auf gebogener Linie auf das Kreuz zu. Chris du fängst an, dann Greta und Julien du kommst zum Schluss". Opa variierte die Höhe und die Distanz zwischen den Sprüngen, bis er zufrieden war und uns den Parcours reiten ließ. Nachdem wird drei den etwa 1,30m hohen Parcours zu seiner Zufriedenheit absolviert hatten, durften wir die Pferde austraben. „Hey ihr reitet gut. Auch im Kader dieses Jahr?", fragte Julien uns. „Ja Greta bei den U16 Vielseitigkeit letztes Jahr im Bundeskader und ich bei den U21", antwortete Chris für uns beide. „Danke ich kann auch selbst reden", mit diesen Worten verließ ich genervt die Halle. „Temperament die Kleine", hörte ich Julien bei Verlassen der Halle noch lachen, woraufhin Chris nur wütend schnaubte. Aber er hatte es nicht anders gewollt. Warum musste es bloß so kompliziert werden?


Das Chaos meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt