Kapitel 9

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Als ich Tic Tac absattelte, war ich durchgeschwitzt und jeder Muskel in meinem Körper brannte. Er war anstrengend, weil er alles versuchte zu testen, was der Mensch von ihm verlangte. Mein Lieblingspferd würde er jedenfalls nicht werden, bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln, denn das hatte ich bei vielen Pferden gedacht und am Ende waren es die, die man freiwillig noch geritten ist, wenn man spontan mehr Zeit hatte. Bevor ich mich auf den Weg zum nächsten Pferd machte, guckte ich in der kleinen Halle vorbei, wo Tim gerade versuchte eine Gruppe von Mädels zu erklären, wie sie ordentlich über eine Reihe von Stangen reiten. Verträumt beobachtete ich die Situation, denn ähnlich verzweifelt musste er ausgesehen haben, als er mit mir gemeinsam die ersten Versuche mit Popcorn startete. Ich wollte mich gerade wieder auf den Weg in den Stall machen als ich eine kindliche Stimme hinter mir hörte. „Kannst du mir helfen? Ich bin zu klein, um den Sattel auf Krümmels Rücken zu bekommen", schüchtern guckte ein etwa neunjähriges Mädchen mich an. „Klar, wo steht Krümmel denn?", ein Strahlen erschien auf ihrem Gesicht und sie zog mich am Ärmel mit zu den Putzplätzen. Dort traf ich auf Anne, welche gerade einen kleinen Jungen tröstete, da sein Pony ihm scheinbar auf den Fuß getreten war. Ich half Emelie, der Reiterin von Krümmel beim Satteln und sagte Anne hallo bevor ich mich wieder auf den Weg machte, um die restlichen Pferde zu reiten. Mit den beiden Berittpferden machte ich Cavaletti-Arbeit. Popcorn ritt ich ein wenig vorwärts abwärts, da sie ein wenig steif zu sein schien. Müde und geschafft machte ich mich auf den Weg, um nochmal in der kleinen Halle vorbau zu schauen.

Ich wurde von Chris unterwegs abgefangen. „Hey wir wollen heute Abend ins Kino gehen, willst du mit?" „Klar, wer ist denn wir?", fragte ich. „Anne, deine Brüder, Luise und Ole", überlegte er. „Jup bin dabei. Wann wollt ihr los?", ich freute mich mit ihnen etwas zu unternehmen. „Wir dachten, dass wir so gegen 19:30 Uhr hier los fahren". „Ok dann bin ich dann fertig". Er begleitete mich noch zur kleinen Halle, in der gerade eine Gruppe von etwa 14 bis 15 jährigen Unterricht bei Luise hatte. Wir beobachteten das Geschehen ein wenig, bis wir beschlossen, dass wir langsam mal duschen gehen mussten, um nicht im Stress zu enden. Ich suchte mir eine schwarze Jeans, ein hellblaues T-Shirt und Unterwäsche raus. Mit den Sachen machte ich mich auf den Weg unter die Dusche. Als das angenehm warme Wasser an meinem Körper hinab floss, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Mir wurde bewusst, wie viel Zeit ich momentan mit Chris verbrachte und dass wir uns mittlerweile recht gut verstanden. Aber auch wie distanziert die Beziehung zu meiner Familie geworden war. Meine Eltern sah ich kaum noch, da wir uns nur zufällig bei der täglichen Arbeit auf dem Hof begegneten. Aber auch die Jahresplanung drängte sich in meine Gedanken. Dieses Jahr würde mein letztes Ponyjahr sein und ich hatte mir das Ziel gesetzt mit Popcorn beim Preis der Besten mit zureiten. Und mich mit ihr eventuell auch für die Europameisterschaften zu qualifizieren. Außerdem brauchte ich dringend einen Plan, was meine Ziele für das nächste Jahr angingen. Zumindest konnte ich dann keine Ponyprüfungen mehr reiten und musste mir eingestehen, dass ich die Suche nach einem Nachwuchspferd in der nächsten Zeit intensivieren sollte. Ich stellte das Wasser ab und wischte mir die letzten Wassertropfen aus dem Gesicht. Als ich meine Haare angeföhnt hatte, den Rest würde ich an der Luft trocknen lassen, und mir diese in Locken über die Schultern fallen ließ, schminkte ich mich dezent und zog meine Klamotten an. Die Uhrzeit meines Handys zeigte erst 18:49 Uhr an. Deswegen beschloss ich mich auf den Weg zu meinen Brüdern zu machen, von denen ich gehört hatte, dass sie ebenfalls ins Haus gekommen waren, als sie sich lautstark unterhalten hatten. Ich traf sie alle frisch geduscht bei Paul im Zimmer, wo sie FiFa auf der Playstation spielten. „Ich will auch mal", rief ich begeistert. Tim warf mir seinen Controller zu, welchen ich umständlich im Laufen fing. Das Spiel gegen Max verlor ich leider 1:3, aber ich hatte es zumindest geschafft ein Tor zu schießen. Irgendwann gesellten sich auch Chris, Anne, Ole und Luise zu uns. Da wir so viel Spaß hatten, beschlossen wir den Kinobesuch zu verschieben. Um 21 Uhr beschlossen wir es uns auf Pauls Couch gemütlich zu machen und einen Film zu gucken. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Anne bei Paul im Arm lag. Die beiden wären ein süßes Paar schoss es mir durch den Kopf und ich musste lächeln, da Paul noch nie ein Mädchen an sich ran gelassen hatte. Ich ließ mich neben Tim auf das Sofa fallen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. „Na Kleine alles gut bei dir?", er küsste mich auf den Scheitel und guckte mich fragend an. Ich nickte nur, da ich mir nicht sicher war. Meine Gedanken machten mir mittlerweile Bauchschmerzen, warum genau wusste ich auch nicht. Aber auch die Sache mit Felix gewann vor allem im Schlaf immer wieder einen Zugang zu meinen Gedanken. Erst heute Nacht war ich von Alpträumen verfolgt worden. Er seufzte nur, da er mich schon immer durchschauen konnte „wenn etwas ist kannst du immer zu mir aber auch zu Paul und Max gehen, das weißt du". Ich lächelte ihn dankbar an und kuschelte mich enger an ihn. „zu mir auch, Kleine", mit diesen Worten lehnte sich Chris zu mir, während er mir bei seiner Aussage zuzwinkerte. Eine Zeit lang versuchte ich noch gegen meine Müdigkeit anzukämpfen aber Tims gleichmäßige Atmung sorgte nach einer Zeit dafür, dass meine Augen immer schwerer wurden und ich einschlief.


Das Chaos meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt