Kapitel 16

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Es waren einige Wochen vergangen seit Naomies und Mitchells Hochzeit. Ich hatte erwartet das es zwischen Nicholas und mir so harmonisch weiterging, jetzt wo er wusste, dass ich schwanger war und wir verlobt waren und nichts mehr zwischen uns stand.

Doch da hatte ich mich geirrt. Ich erkannte ihn beinahe nicht wieder. Er arbeitete mehr und länger als sonst, trainierte wie ein wahnsinniger, war ständig gereizt und abwesend. Ihn beschäftigte etwas, doch was das war, wollte er mir nicht verraten. Das wiederum bedeutete ständige Streitereien. Mir wurde schlecht, als ich an unseren letzten Streit denken musste.

"Jetzt sprich doch endlich mit mir Nicholas!" hatte ich ihn wütend und flehend beinahe schon angeschrien. "Was willst du denn hören huh?!" hatte er nur zurück gemault. "Was zur Hölle mit dir los ist! Ich erkenne dich ja kaum noch wieder!" "Dios mío, me estás robando mi último nervio." er hatte genervt die Augen verdreht. "Komm mir nicht so! Du raubst mir hier den letzten Nerv, weißt du das?" "Komm runter Alexa. Denk an das Baby." Ich hatte genervt aufgelacht und ihm dann auf Spanisch zurück angepampt. "¿Así que de repente te preocupas de nuevo?" er hatte sauer geschnaubt. "Es kümmert mich immer wie es dir und dem Baby geht. Ach weißt du was? Ich habe die Schnauze voll, ich schlafe unten auf der Couch." mit diesen Worten hatte er sein Kissen genommen und war wütend runtergegangen.

Als ich heute Morgen wach wurde, hatte er bereits das Haus verlassen. Nun war es schon kurz nach Mitternacht. Nicht mal eine Nachricht hatte ich heute von ihm bekommen. Ich war sauer. Nein, sauer war untertrieben! Ich war stock sauer! Heute hatte er den Arzttermin verpasst, der so viel für uns ändern würde! Immer wieder vor und nach dem Termin hatte ich versucht ihn zu erreichen. Doch sein Handy war aus. Das war so untypisch für ihn. Er hatte sein Handy sonst immer an. Vorsichtshalber, falls ich, oder ein anderes Familienmitglied ihn mal bräuchte. Und nun hatte er es einfach aus. Ich tigerte aufgebracht im ganzen Haus auf und ab. Wo zur Hölle war er?! Wütend stapfte ich die Treppe hinauf und ging ins Schlafzimmer. Etwas außer Atem setzte ich mich auf das Bett. Ich wusste nicht, ob das daran lag, dass ich schwanger war und schon ein kleines, bei enger Kleidung erkennbares Bäuchlein vor mir hertrug, oder ob es einfach an meiner Wut lag. Nach einigen Minuten versuchte ich erneut Nicholas anzurufen. Wieder ging sofort seine Mailbox ran. Und da brannte irgendwo in mir eine Sicherung durch. Sauer stapfte ich nach unten, schlüpfte in meine Sneaker und zog mir meinen Mantel über. Dass ich nur in einer Boxershorts von Nicholas und einem Top das Haus verließ, war mir egal. Mir war absolut alles egal! Ich hatte mir Nicholas Autoschlüssel vom Hacken an der Garderobe geschnappt. Seit neustem wurde er nämlich immer von einem Arbeitskollegen mitgenommen, was mir nur recht war, da ich nun nicht mehr Bus fahren musste. Ich stieg in Nicholas Mustang und schnallte mich an. Als mein Blick auf meinen Bauch fiel, hielt ich kurz inne. Das fehlende Mutter-Gefühl, was ich zu Beginn meiner Schwangerschaft hatte, war nun zu über 100 Prozent da. Ich atmete tief durch, um mich kurz etwas zu beruhigen. Dann startete ich den Motor, parkte aus und fuhr zu dem Boxstudio in dem Nicholas arbeitete. Das Autofahren fiel mir, seitdem ich in Mexiko gefahren war, immer leichter. Und so kam ich ohne Probleme an meinem Ziel an.

Ich parkte vor dem großen Gebäude und schnallte mich ab. Ich stieg aus und fröstelte leicht. Es war doch recht frisch nur für Boxershorts. Ich ging zu der Eingangstür, doch sie war verschlossen. Dennoch konnte ich sehen das von irgendwoher Licht zu mir nach vorne drang. Probehalber ging ich um das Gebäude herum, um zum hinteren Eingang zu gelangen. Als ich jedoch drei schwarze Wagen mit getönten Scheiben dort stehen sah, blieb ich irritiert stehen. Wer war so spät denn noch hier? Ich hatte schon früh gelernt auf mein Bauchgefühl zu hören und aus diesem Grund ging ich schnell zurück zu Nicholas Wagen und öffnete den Kofferraum. Ich holte den großen Kreuzschlüssel heraus und schloss den Kofferraum wieder. Erneut machte ich mich auf den Weg zum hinteren Eingang. Und dieses Mal hatte ich mehr Glück. Die Tür war nicht verschlossen und so schlich ich leise hinein. Der Flur, den ich betrat, war beinahe stockdunkel. Langsam ging ich auf das schwache Licht zu, das durch die nur angelehnte Tür am Ende des Flures fiel und mir den Weg wies. Ich konnte mehrere Stimmen hören. Nicholas war auch dabei. Ich hielt den Atem an. Es war nicht eines dieser üblichen Männer Gespräche nach dem Training. Es war irgendetwas Ernstes. "Selbst wenn wir unbemerkt auf das Anwesen kommen, wie soll es dann weiter gehen? Der Plan ist ein Selbstmord Kommando." Nicholas klang ernst. "Deshalb treffen wir uns ja Nicholas."

Ich erstarrte bei dem Klang der Stimme.

Ich kannte diese Stimme.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als der Kreuzschlüssel scheppernd neben mir zu Boden fiel. Er war mir vor entsetzen aus den Fingern gerutscht. Bevor ich reagieren konnte, wurde die Tür aufgerissen, ich an meinem Mantel hereingezogen und grob gegen eine Wand gestoßen. Mir wurde mit einem Arm die Luft abgeschnürt und ich spürte den kalten Lauf einer Waffe an meiner Schläfe. Ich japste nach Luft und versuchte meinen Angreifer auf Abstand zu bringen, doch keine Chance. Er war zu stark. "Wer bist du und was machst du hier?" zischte er mich an. "Alexa?!" hörte ich Nicholas erschrocken rufen. "Lass sie los du Idiot!" knurrte er dann wütend und zog meinen Angreifer von mir weg. Hustend fasste ich mir an den Hals und versuchte den ersten Schreck zu verdauen. Sofort war Nicholas bei mir und wollte mich stützen. "¿Qué haces aquí, mi ángel?" doch auf seine Frage was ich hier tat, antwortete ich nicht, sondern stieß ihn von mir weg. Er sah mich verständnislos an. "Ein Kreuzschlüssel? Wirklich Alexa? So begrüßt du deinen alten Herren also?" ich funkelte meinen Vater wütend an. "Hätte ich gewusst das du hier bist wäre ich besser vorbereitet gewesen das kannst du mir glauben." knurrte ich wütend. Mein Vater schmunzelte amüsiert. "Was machst du hier Alexa?" Nicholas nahm mich am Arm. "Das Gleiche könnte ich dich fragen!" fuhr ich ihn wütend an. "Soll ich sie rauswerfen Boss?", fragte der Kerl, der mir gerade die Waffe an den Kopf gehalten hatte. "Versuch es doch du verdammtes Arschloch." fuhr ich ihn wütend an und wäre am liebsten auf ihn losgegangen, doch Nicholas hielt mich zurück. "Baby komm runter." sein Arm schlang sich um meinen Bauch, als er mich zurückhalten wollte und wir erstarrten beide. Ich, weil ich vergessen hatte, das ich nun nicht nur die Verantwortung für mein Leben trug und Nicholas, weil ihm vermutlich wieder einfiel, dass er meinen Termin verpasst hatte. Ich befreite mich aus seinen Armen und ging auf Abstand. Sofort schlang ich den Mantel eng um mich. Ich spürte Nicholas entsetzten und flehenden Blick. "Das kannst du dir sparen...", sagte Dad da und musterte mich. "Ich habe deine Mutter schwanger gesehen, meinst du nicht, es fällt mir bei meiner eigenen Tochter auf, vor allem wenn man es schon so sehen kann." "Das Recht mich deine Tochter zu nennen, hast du schon vor vielen Jahren verloren, meinst du nicht auch?" ich funkelte ihn wütend an. Er nickte leicht und sah etwas nachdenklich auf die Pläne, die vor uns auf zwei Tischen ausgebreitet waren. "Was ist das hier alles? Und was zur Hölle machst du hier überhaupt? Ich dachte Nicholas wäre kein Kandidat mehr für das FBI." "Du solltest dich aus Sachen raushalten, die eine Nummer zu groß für dich sind." meinte der Typ, dem ich am liebsten den Kreuzschlüssel in seine hässliche Visage gerammt hätte. "Ich schwöre noch ein Kommentar von dir und ich zeig dir, was eine Nummer zu groß für dich ist du-..." "Alexa das reicht..." Nicholas legte eine Hand auf meine Schulter, doch ich schüttelte sie sofort ab und sah ihn an. Reue spiegelte sich in seinen Augen wider und er musste in meinen sehen wie enttäuscht und verletzt ich war. Er hatte mich belogen. Wer weiß, wie lange schon? "Alexa...", flüsterte er und wollte meine Hand nehmen, doch ich wich sofort zurück. "Du solltest nach Hause fahren Alexa. Das hier ist wirklich keine Angelegenheit für eine Schwangere. Ich denke, du bist vernünftig genug, um mir ausnahmsweise mal zuzustimmen." ich sah wieder zu dem Mann, der sich mein Vater nannte. Dann drehte ich mich um und ging den Weg, den ich gekommen war zurück zum Auto. Ich hörte, wie Nicholas meinen Namen rief und mir folgen wollte, doch er wurde aufgehalten. Tränen schossen mir in die Augen und stolperte zurück in die dunkle, kalte Nacht. Es hatte angefangen wie aus Eimern zu regnen, doch nicht der Regen, sondern die Tränen benetzten nach kurzer Zeit mein Gesicht.

Heart Fight - Alles Oder Nichts (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt