Kapitel 2

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Als ich am nächsten Morgen wach wurde, spürte ich nicht wie sonst Nicholas starke Arme um mich. Müde und mit noch geschlossenen Augen tastete ich nach ihm, doch seine Seite war leer und kalt. Seufzend setzte ich mich auf und sah mich verschlafen um. Ich hörte Geräusche von unten und sah daraufhin auf den Wecker. 8:32 Uhr. Was zur Hölle machte Nicholas so früh schon unten? Heute war Samstag, er musste nicht zur Arbeit. Kurz spielte ich mit dem Gedanken weiter zu schlafen, aber es gefiel mir irgendwie nicht das er schon so früh wach war, das war nicht typisch für ihn. Wenn es nach Nicholas gegangen wäre, hätten wir die ersten Wochen hier nur im Bett verbracht. Ich stand auf und schleppte mich ins Bad und unter die Dusche. Nach der Dusche, die mich irgendwie kein Stück wacher gemacht hatte, zog ich mir neue Unterwäsche, eine Jogginghose und ein Top an. Ich föhnte meine Haare leicht und Band sie mir anschließend zu einem hohen unordentlichen Dutt zusammen. Als ich gerade die Treppe runter kam, hörte ich mehrere Stimmen. Die Stimmen kannte ich nur zu gut. Nicholas Eltern waren da! Panik schoss mir in Form von Hitze ins Gesicht und ich wollte gerade wieder nach oben Flüchten, als Nicholas sagte: "Ich seh mal eben, ob sie schon wach ist." ich hörte, wie er aufstand und kurz darauf in mein Blickfeld trat. Als er mich sah, hielt er inne und musterte mich, biss sich grinsend auf die Unterlippe. Dann sah er mein knallrotes Gesicht und lachte leise, schnell sprintete ich, die wenigen Stufen die ich bereits runter gegangen war wieder hoch. Aber Nicholas kannte mich deutlich zu gut, denn als ich gerade den Flur wieder erreicht hatte packte mich einer seiner starken Arme und sorgte dafür das ich den Boden unter den Füßen verlor. "Nicholas bitte das ist nicht witzig!" Winselte ich leise und strampelte in der Luft. "Baby ich brauche deine Hilfe ja? Ich halt das keine Minute länger alleine mit ihnen aus!" Raunte er mir ins Ohr. Nicht das da jetzt was falsch verstanden wird... Nicholas und ich liebten seine Familie! Allerdings waren alle Familienmitglieder oft einfach schrecklich ehrlich und offen. Vermutlich lag das daran das sie alle gebürtige Spanier und zusätzlich Mexikanische Wurzeln hatten. "Dann lass mich wenigstens nochmal los ich will mich umziehen.", bettelte ich und strampelte wieder. "Quatsch du siehst toll aus Baby, komm jetzt." er drückte mir einen Kuss auf die Schläfe und ließ mich dann runter, allerdings nur um mich dann hinter sich her ins Wohnzimmer zu zerren. Es war mir peinlich das Nicholas Eltern mich so sahen. "Da ist sie ja!" Melissa, Nicholas Mum sprang regelrecht von der Couch auf und umarmte mich stürmisch. "Ich hoffe wir haben dich nicht aus dem Bett geschmissen liebes." Ich war wie so oft kurz etwas überfordert, erwiderte dann aber ihre Umarmung bevor sie sich wieder löste und mich Diego, Nicholas Vater kurz umarmte. Ich kannte niemanden der so herzlich war wie Nicholas Mutter. Ihre Fürsorge und Herzlichkeit überforderte mich nach zwei Jahren noch immer, obwohl wir die beiden häufig sahen, seit wir etwas mehr in ihre Nähe zurückgezogen waren.
Diese Entscheidung fiel uns damals nur sehr schwer. Wir hatten einen Neuanfang gewollt, doch Nicholas war ein Familienmensch. Er liebte seine Familie und sie liebten ihn. So waren wir aus Miami zurückgekommen und hatten uns eine Dreiviertelstunde von Nicholas Eltern entfernt unser kleines Haus im grünen gekauft. Es war abgelegen, aber nicht zu abgelegen.

 Nicholas zog mich neben sich auf das Sofa. "Was? Eh nein... Ich konnte eh nicht mehr schlafen." Ich lächelte etwas und lehnte mich leicht an Nicholas. "Tja, wer kann schon ruhig schlafen, wenn ich nicht mehr mit im Bett liege huh?" Nicholas küsste grinsend meine Wange und streichelte derweil meinen Oberschenkel gefährlich weit oben. Melissa war sichtlich erfreut davon das ich und ihr Sohn so wahnsinnig verliebt waren, denn sie grinste mich die ganze mit so einem Ich-weiß-genau-was-bei-euch-abgeht-Blick an. Verlegen sah ich auf meine Beine. "Mum warum genau seid ihr jetzt eigentlich so unangekündigt vorbei gekommen?" Brach Nicholas die zum Glück nur kurz anhaltende Stille. "Ach stimmt ja, Naomie und Mitchell wollen ganz spontan nächstes Wochenende heiraten." "Nächstes Wochenende?" Überrascht sah Nicholas seine Mutter an. Naomie war seine jüngere Schwester. Sie war mit Mitchell seit über fünf Jahren verlobt, da sie ungeplant schwanger geworden war und Mitchell ihr daraufhin den Antrag gemacht hatte. Allerdings wurde aus der Hochzeit bis jetzt nichts da die zwei sich erstmal um Jacke ihren Sohn kümmern wollten. Außerdem hatte das Geld nie richtig gereicht, denn leider kostete eine Hochzeit nicht gerade wenig. "Naomie ist wieder schwanger." platzte es nur so aus Melissa und sie strahlte über beide Ohren. Wir waren beide baff. "Was echt jetzt? Wow... Ehm... Das wusste ich gar nicht." Nach dem ersten schlucken fing Nicholas an zu grinsen. Er liebte Kinder... Wollte später auch mal welche. Er hatte es nie direkt gesagt, aber ich wusste, dass es so war. "Ja die zwei planen schon länger die Hochzeit und da sie wieder Schwanger ist meinte Naomie sie möchte noch heiraten bevor sie einen Babybauch hat." Melissa strahlte und es war nicht zu übersehen, dass sie sich mehr als nur ein wenig über ihr zweites Enkelkind freute. Mir wurde es etwas flau im Magen, Kinder standen bei mir eigentlich nicht auf meinem Plan für die Zukunft. "Deine Mutter ist seit Tagen am Durchdrehen und hat sich geweigert es euch übers Telefon mitzuteilen." Bemerkte Diego." Warum hat Naomie sich eigentlich nicht direkt bei uns gemeldet?" Fragte mein Freund und sprach somit die Frage, aus die ich mir grad auch im stillen gestellt hatte. "Ich wollte es euch so gerne erzählen." Gab Melissa verlegen grinsend zu und zeigte ihre strahlend weißen Zähne und die leichten Lachfalten um ihre leuchtenden Augen. Ich merkte mir Naomie das nächste Mal, wenn wir uns sahen mal zur Brust zu nehmen. Wir hatten uns ständig gesehen und sie hatte keinen Ton gesagt! Frechheit. Nicholas nickte nur als Antwort. Ich spürte, wie es in meinem Bauch leicht grummelte und hoffte, dass mir nur übel vom Hunger war. "Naja dann wollen wir euch mal nicht weiter stören, wir müssen noch ein paar Erledigungen machen." Diego erhob sich und wir taten es ihm nach. Ich verabschiedete mich von den beiden und schleppte mich dann nach oben ins Bad, während Nicholas seine Eltern noch zum Auto brachte. Ich stützte mich am Waschbeckenrand ab und sah in den Spiegel. Gott war ich schon nach dem Duschen so blass gewesen? Keine Sekunde später spürte ich wie mir mein noch nicht vorhandenes Frühstück und somit die Pizza von letzter Nacht hoch kam. Schnell schmiss ich mich vor das Klo auf die Knie und klappte den Klodeckel hastig hoch, nur um mich kurz darauf Geräuschvoll zu übergeben. Hoffentlich waren Nicholas und seine Eltern unten noch zu beschäftigt damit sich voneinander zu verabschieden. Unter der Woche konnte ich meine Übelkeit gut überspielen, am Wochenende war das schon etwas schwieriger.

Heart Fight - Alles Oder Nichts (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt