Kapitel 19

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Der Auszug von Dad und den anderen war wie eine Last die mir von den Schultern genommen wurde. Ich hatte das Gefühl endlich mal wieder durchatmen zu können und nicht mehr fremd im eigenen Haus zu sein. Diesmal hatte Nicholas tatsächlich auch Wort gehalten und war direkt nachdem alle weg waren zu mir hoch ins Bett gekommen. Es war so, als hätte es den ganzen Stress der letzten Tage nie gegeben.

Doch wie heißt es so schön? Es kommt immer dann wenn man es am wenigsten erwartet, oder?

Es war der nächste Tag. Nicholas und ich hatten seit langem mal wieder ganz gemütlich im Bett gefrühstückt und ich genoss es einfach in seinem Arm zu liegen und kurz mal die Gedanken über Michael beiseite zu lassen. Natürlich wusste ich, dass Michael eine Gefahr war und ich die Tatsache das er mich suchte, nicht einfach außer Acht lassen durfte. Dennoch wollte ich die Illusion meines bisher echt ziemlich perfekten Lebens mit Nicholas nicht einfach vorüberziehen lassen. "Worüber denkst du schon wieder nach?" murmelte Nicholas in meine Haare, während er mit meinen Fingern spielte. "Nichts besonderes." log ich um die angenehme Stimmung nicht kaputt zu machen. Scheinbar log ich auch gut genug, denn Nicholas nickte nur und spielte weiter mit meinen Fingern. Eine Zeit lang hielt ich die Stille noch aus, doch es musste noch so viel geklärt werden. "Wie geht es jetzt weiter?" Nicholas atmete tief durch. Er wusste das der angenehme Teil des morgens vorbei war. "Ich werde weiter einiges mit deinem Dad und den Jungs planen müssen. Demnächst werden wir die ersten Observierungen haben." "Aber was ist letztendlich das Ziel? Ich meine Michael ist eine Nummer größer als Derek. Es war schon unmöglich Derek etwas anzuhängen um ihn zu verhaften." "Ich habe auch nicht vor ihn zu verhaften Alexa." Ich konnte nicht anders als ihn erschrocken anzusehen. Ich wollte schon etwas sagen, doch er kam mir zuvor. "Sieh mich nicht so an hermosa. Er hat den Fehler gemacht meine Familie zu bedrohen. Ich weiß selber das ihn zu verhaften keine Lösung ist, also werde ich ihn ausschalten. Ich will nicht das du jemals wieder das Gefühl haben musst dich beim einkaufen oder so umsehen zu müssen. Vor allem nicht jetzt, oder wenn die Babys da sind. Ich will nicht das unser Leben so aussieht okay?" Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah mich ernst an. Ich wusste das es egal war was ich ihm sagen würde. Er war festentschlossen. Die Mission war eine gezielte Tötung von Michael. Allein der Gedanke bescherte mir eine Gänsehaut. Doch ich darüber durfte ich mir nicht den Kopf zerbrechen, ändern würde es eh nichts. Sanft glitt seine Hand auf meine Wange und ich schmiegte mein Gesicht an seine raue aber angenehm warme Hand. Dieser Mann bedeutete alles für mich. Er war meine Welt, ohne ihn konnte ich einfach nicht existieren. "Was kann ich tun um zu helfen?" Fragte ich deshalb leise, obwohl ich mir sicher war die Antwort zu kennen. Nicholas Stimmung wechselte innerhalb eines Herzschlages. Sein Gesicht wurde zu einer eiskalten Maske und sein Blick gefährlich wild."Du wirst absolut gar nichts machen. Du wirst dich zurückhalten und verdammt nochmal nicht in die schussbahn geraten hast du mich verstanden? Keine Dummheiten, das ist mein absoluter Ernst." Es war dieser Befehlston den ich absolut nicht leiden konnte und der keinerlei Widerworte meinerseits duldete. "Ich bin kein Kind Nicholas." Sagte ich dennoch leise und setzte mich auf. Seufzend fuhr er sich durch das kurze Haar. "Das habe ich auch nicht behauptet, aber du bist schwanger mit gleich zwei Babys, unseren Babys... Und ich könnte es nicht ertragen euch drei oder auch nur einen von euch zu verlieren hörst du?" Er setzte sich ebenfalls auf und legte seine Hand vorsichtig auf meinen Bauch. "Ich mache das alles um euch zu Beschützen, mach es mir nicht unnötig schwer mi amor." Ich konnte nur nicken. Natürlich, was hätte ich auch anderes tun sollen? Was ich ihm zu diesem Zeitpunkt erzählte damit er beruhigt war und was ich bereit war zutun um ihn zu schützen waren zwei verschiedene Sachen.

Wie besprochen kam irgendwann Dad mit Anhängsel vorbei. Ich ignorierte sie wie ich fand außerordentlich gut und war froh das Naomi gefragt hatte ob ich Lust auf einen Einkaufsbummel hatte. So fand ich mich wenig später im Einkaufszentrum in einem Baby Laden wieder und war restlos überfordert. Bisher wusste niemand das wir Zwillinge bekamen und das sollte auch erstmal so bleiben. Wir konnten zurzeit keine überfürsorglichen Familienmitglieder bei uns gebrauchen, also blieb es so lange wie möglich unser kleines Geheimnis.

"Guck mal ist das nicht süß?" Naomi hielt mir zum bestimmt hundertsten Mal einen pinken Body unter die Nase und ich antwortete zum hundertsten Mal: "Ja super niedlich." Als ich sie fragte ob sie denn schon wüsste was das Geschlecht wäre hatte sie nur die Schultern gezuckt und gesagt es müsse ein Mädchen werden und falls nicht müsse der junge halt pink tragen. Auf meine Frage ob es nicht egal wäre welches Geschlecht es wird sondern eher das es gesund zur Welt kommt begann sie nur zu lachen und legte noch zwei rosa Bodys in ihren Korb. Diese Frau verstand es einem Mut zu machen. "Das hast du die letzten Male auch immer gesagt." Sie verdrehte die Augen und hing den Body wieder weg. "Sorry, ich bin irgendwie noch nicht so im baby shopping modus." Entschuldigend lächelte ich sie an woraufhin sie nur die Augen verdrehte. "Du wirst schon sehen früher oder später kommt das auch, dann hast du diesen Nestbau trieb und kannst nicht genug Zeug kaufen." Schmunzelnd setzte sie sich in Bewegung Richtung Kasse worüber ich sehr froh war. In diesem Laden zu sein stresste mich auf eine Weise die ich nicht kannte.
"Ihr müsst euch übrigens in drei Wochen das Wochenende freihalten." Verkündete meine Schwägerin in spee als wir den Laden endlich verließen und uns auf den Weg zum Parkplatz machten. "Was wird diesmal gefeiert?" Fragte ich schmunzelnd, weil ich mittlerweile einigermaßen wusste was Naomi damit meinte, wenn sie einen bat sich ein Wochenende frei zu halten. Sie gab eine Party. "Wir wollen eine Gender reveal Party schmeißen." Gab sie grinsend zu. "Und mit wir meinst du dich?" Ich musste ebenfalls grinsen, weil ich mir nicht vorstellen konnte das Mitchell aus freien Stücken Lust auf so eine Party hatte. "Ja natürlich meine ich mich damit. Ich muss dieses Kind austragen, also scheiße ja ich will diese Party." Ich musste lachen. Naomi war mit Abstand die coolste Frau die ich je kennengelernt hatte. Sie grinste unschuldig. "Ist doch so?" "Du glaubst doch nicht das ich dir da jetzt widerspreche oder?" Sie grinste zufrieden. Gerade als wir auf den Parkplatz kamen fiel es mir auf. Die dunkelblaue Limousine die mir schon auf dem Weg hierher aufgefallen war. An sich nichts verdächtiges, doch als ich das viel zu verdreckte und kaum lesbare Nummernschild sah, begann es in meinem Kopf zu rattern. Ich war mit Nicholas Wagen hergefahren und hatte Naomi unterwegs von der Arbeit aufgegabelt. An Nicholas Wagen angekommen startete der Fahrer der Limousine den Motor, fuhr jedoch nicht los. Aufgrund der blendenden Sonne konnte ich niemand erkennen und verfluchte mich im stillen dafür so Unaufmerksam gewesen sein. "Hey, was ist los? Willst du nicht auf machen?" Naomi sah mich fragend an und riss mich so aus meinen Gedanken. Irritiert sah ich sie an. Verdammt! "Du, mir ist grad noch was wichtiges eingefallen was ich noch erledigen muss, kann Mitchell dich vielleicht abholen?" Verwirrt sah sie mich an. "Wie jetzt? Ehm denke schon, er ist glaube ich eh mit Jacke in der Stadt. Ist alles okay?" Skeptisch musterte sie mich und ich musste all mein Schauspielererisches Talent einsetzen um überzeugend zu wirken. "Ja alles gut, tut mir echt leid ich habs total vergessen." Sie sah mich weiter skeptisch an, lächelte dann jedoch zu meiner Erleichterung und umarmte mich. "Wir sehen uns ja?" "Klar, grüß Mitchell und den kleinen ganz lieb." "Und du mir meinen idiot von Bruder." Grinsend zwinkerte sie mir zu ehe sie sich endgültig verabschiedete und zurück zum Haupteingang des Einkaufszentrums ging. Erleichtert atmete ich tief durch und schloss dann als wäre nichts das Auto auf und stieg ein. Ich musste mir keine Sorgen um mögliche Sprengstofffallen machen, soweit würde Michael nicht gehen. Er wollte mich lebend. Zwingend ruhig kramte ich das prepaid Handy heraus das Nicholas mir gegeben hatte ehe ich das Haus verlassen hatte. "Für Notfälle." Hatte er gesagt und mich dabei eindringlich angesehen. Ich wusste nicht ob das hier tatsächlich ein Notfall war, aber sicher war sicher. Erschrocken stellte ich fest das meine Finger zitterten als ich seine Nummer wählte und mir das Handy ans Ohr hielt. Das freizeichen ertönte genau einmal, dann hatte ich ihn schon am Handy. "Alexa was ist los? Geht's dir gut?" Er klang alarmiert. "Ja keine Sorge mir geht's gut..." ein erleichtertes aufatmen auf seiner Seite. "Was ist dann los?" "Ich glaube ich werde verfolgt." Sagte ich mit Blick in den Rückspiegel wo noch immer die blaue Limousine zu sehen war. "Ich bin mir sogar ziemlich sicher."

Heart Fight - Alles Oder Nichts (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt