Kapitel 3 ♛ Der Nina-Simonetti-Trend

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: Crave - Tove Lo

NINA
‚Diese Uniform betont deine schönen Beine wirklich unvorteilhaft, Simonetti...wieso den Rock nicht etwas kürzen?'

Ich biss mir fest auf die Unterlippe und drückte auf den Off-Knopf meines Handys, als erneut eine Nachricht von Mister Unbekannt mit einem Vibrieren bei mir einging.

Ich warf einen kurzen Blick durch die Cafeteria, ehe ich sowohl demonstrativ als auch unwohl den Saum meines Rocks ergriff und ihn bis über meine Knie zog. Ich wusste nicht, welcher Perversling da versuchte mein Unterhöschen auszumachen, aber es ging mir tierisch auf die Nerven und widerte mich auch einfach nur an. Deswegen hatte ich beim Abwägen der Optionen ob ich ihn blockieren sollte, nachdem er mir nicht hatte verraten wollen wer er denn sei und er mir einfach nur ein Bild von seinem breiten und muskulösen Rücken geschickt hatte - (Also es war angeblich sein Rücken. Kopf und Beine hatte er abgeschnitten, deswegen kam mir das Ganze schon suspekt vor.) - mir vorgenommen das sexistische Schwein ausfindig zu machen und ihm meine Meinung zu geigen. Wenn ich es geschafft hatte mich mit Perida anzulegen, wäre einer seiner kleinen Nachahmeridioten doch sicher ein Klacks.

Auch wenn ich zugeben musste, dass es nicht wirklich mehr zu überbieten war, was der Kerl da von sich gab. Ich hatte kaum noch Hunger beim bloßen Gedanken, an die ganzen Nachrichten, die ich seit gestern von ihm bekommen hatte, als ich so vor mir in meine chinesischen Nudeln schaute.

Beim Knurren meines Magens griff ich allerdings doch seufzend zu meinem Besteck und schaute in die kleine 'Runde' an unserem Tisch. Ámbar und ich. Klein aber fein. Neben mir hatten sich zwar noch zwei Zwölftklässlerinnen - eine Rothaarige und eine Blonde - auf die Bank gequetscht, aber sie hatten sich in die Richtung ihres Cliquentisches gewandt, um sich mit einem Lockenkopf zu unterhalten. Oder - naja - sich mit ihm zu streiten.

„...ich werde nicht mit dir schlafen, Ramiro!", vernahm ich nur am Rande wütend von der ziemlich aufgekratzten Blondine, die ihre Kumpanin - die im Gesicht mittlerweile mindestens denselben Farbton trug wie ihre Haare von Natur aus waren - fest umschlungen hielt. Ihre Freundin fasste sie im Gegenzug dazu ebenso an den Schultern, in einer Mischung aus Umarmung und Petting.

„Das habe ich ja gar nicht gesagt, Ladies.", er hob nur beschwichtigend die Hände, ehe die Rothaarige nach ihm schnappen konnte. Würde ihre Freundin sie nicht festhalten, würde sie vermutlich auf ihn losgehen wie ein tollwütiger Hund. „Oh und dein Angebot ist so viel besser, ja?! Ich würd' dich nicht mal mit einer Kneifzange anfassen. Und vor allem nicht nackt!"

Fast schon getroffen fasste Lockenkopf sich an sein Herz, verdrehte allerdings zugleich die Augen. „Dann kann ich wohl leider Nichts für euch tun, ihr Süßen. Glaubt mir ich tue euch einen Gefallen. Niemand will euer Gekreische auf dem Abiball hören." Mit diesen Worten wandte er sich einfach ab und beendete somit die Konversation. Ich schnaubte verächtlich.

Ramiro war die Sorte von Mann, den keine Frau mit ein wenig Ehre freiwillig mit einer Kneifzange anfassen würde. Ein Mann, der eine Frau wie ein Objekt und nicht wie einen eigenständigen Menschen mit Gefühlen und einer Würde betrachtete und mit dem verdienten Respekt behandelte, sollte sich niemals fortpflanzen dürfen, um zu verhindern, dass diese billigen Ansichten weiterverbreitet werden konnten. Das war nämlich das Gift für unsere Gesellschaft. Altmodische Ansichten, die in die Sturköpfe von Footballern gepflanzt wurden und in ihnen nisteten, wie Parasiten. Und entweder waren sie einfach zu blöd um auch nur kurz darüber nachzudenken was man ihnen da ins Ohr geflüstert hatte, oder sie dachten wirklich so. Während ich Ramiro allerdings noch in die irgendwie-gerade-noch-so-akzeptable Kategorie A steckte, war ein Gastón Perida von der Sorte B. Ich konnte immerhin sagen was ich wollte, aber er war Alles andere als dumm. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass unsere Schule einen Schrein in der Mitte des Foyers in seinem Namen und für sein Ego errichtet hatte. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte ich ihn sogar vielleicht schon einmal auf der internationalen Ebene der Matheolympiade getroffen, aber genau daran erinnern konnte ich mich nicht. An dem Tag hatte ich sowieso komplett versagt wegen meinem Herzen.

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