Kapitel 13 ♛ Balsam für meinen Körper, meine Gefühle & mich.

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: Kindly Calm Me Down - Meghan Trainor

NINA
„Kennst du das wenn...ja wenn dein Tag einfach scheiße ist?"

Mit jedem Schritt, den ich durch die Innenstadt Buenos Aires' bei Danielas und meiner kleinen Shoppingtour nahm, trat ich wütender auf die Erde auf. Obwohl die ja nicht mal was dafür konnte, dass die meisten Wesen die auf ihr wandelten einfach so beschissen falsch waren. War es eine einfache genetische Veranlagung, ein Fehler in der Erziehung oder doch einfach nur ein selbst antrainiertes Persönlichkeitsmerkmal? So manipulativ und egoistisch zu sein, meine ich.

„Wieso?", fragte die Mexikanerin zu meiner Rechten nur und schlürfte an dem blauen Slushie in ihrer linken Hand, an dessen dazugehörendem Arm schon ein Dutzend bunter Tüten baumelten und hob eine Augenbraue in meine Richtung. „Ist dein Stalker wieder auf freiem Fuß und unterwegs, um dich wie Tarzan über seine Schulter zu werfen und mit einem gebrüllten ‚Meine Jane' in seinen Dschungel zu schleppen?", es sollte eher wie ein Scherz zwischen zwei unschuldigen Zügen sein, allerdings ließ es in mir fast direkt wieder die Wut aufwallen.

„Zu seinem eigenen Glück hat er keine derartigen Tendenzen bewiesen und mich stattdessen in Ruhe gelassen. Ich bin einfach so-so wütend auf ihn!" Ich spürte wie sich meine zarte Hand fast automatisch zu einer Faust ballte und wieder entspannte; und das mehrmals hintereinander. „Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn er mir das nächste Mal mit einem seiner kecken Sprüche unter die Augen tritt, aber es ist ganz sicher weder jugendfrei noch legal, das verspreche ich!" Ich schnaubte. „Wenn das so weiter geht, bitte ich später meine Mutter noch um eine einstweilige Verfügung und du weißt ja, dass ich sie nur äußerst selten spreche!"

...

„Wieso bist du denn jetzt wieder wütend auf ihn?", fragte meine Freundin nur weiter beiläufig, als würde sie damit nicht weiter in der Wunde weiter herumrühren.

„Weil...- Er ist einfach so verdammt-...", ich startete mehrere Anläufe, ihr meine Gefühlslage und den Stand mit Gastón zu schildern, aber eigentlich kam ich selbst zu keinem eindeutigen Ergebnis. Das Einzige was ich mit ganzer Sicherheit sagen konnte, war dass er mich getroffen hatte, wo er niemals hätte hingelangen dürfen - wo seit langer Zeit niemand mehr sein Unwesen getrieben hatte und auch nicht mehr durfte. Und das machte mich nicht nur wütend auf Gastón; das machte mich auch so unfassbar sauer auf mich selbst. Weil ich eigentlich wusste, womit ich es bei ihm zutun hatte. Aber allem Anschein nach, wusste ich so viel weniger über ihn, wie er es scheinen ließ. Noch ein Grund mehr zum Haare ausreißen. „Ich möchte einfach nicht mehr über ihn sprechen.", meinte ich schließlich nur, mehr oder weniger noch vertieft in dem Sog, der mich in die größten Untiefen meines Langzeitgedächtnisses zurückzerrte und nichts als ein hohles, schwarzes Loch zurückließ, das einfach nur noch ausgelaugt und leblos zurückgeblieben war. Erschöpft und zerbrochen.

„Also Nina dafür, dass du nicht über ihn reden willst, erzählst du aber ganz schön viel über ihn." Erneutes Schlürfen. Ein weiterer Stich in meiner frisch einbalsamierten Seele.

Ich biss mir fest auf die Innenseite meiner Wange, um nicht wie eine Wahnsinnige direkt vor Danielas Augen auszuflippen. Ich hatte wirklich keinen Grund, auch noch sauer auf sie zu sein. Vor allem weil ich dieses Gespräch unvermittelbar herbeigeführt hatte, nachdem ich es mir sicher beinahe vier Tage angefressen hatte.

Deswegen versuchte ich es eigentlich ziemlich gelassen anzugehen. „Es gibt ja Nichts worüber ich sonst wirklich reden könnte. Morgens sehe ich ihn in an meinem Spind, mittags schmuggelt er mir irgendeinen Snack in meinen Rucksack und nach seinem Training ist das Erste was er macht, mir zu schreiben und zu fragen, wieso ich nicht gekommen bin. Mit diesem beschissenen Zungenemoji!" Ich redete mich mit jedem weiteren Satz weiter in Rage, ohne dass ich mich wirklich halten konnte. All das, was sich die letzten Tage angestaut hatte, vor allem über die Frustration, dass Ámbar und ich stundenlang zusammensaßen ohne dass wir mit unserem angeblich-so-genialen Racheplan wirklich weiterkamen, und Gastóns Auftreten als King der Schule, der sich für seine geniale Aktion komplett abfeiern ließ, brach aus mir hervor. Er war da ja nicht einmal wirklich mit dem Herzen dabei, sondern wollte mir anscheinend nur irgendwas - wahrscheinlich sein verletztes Ego - damit beweisen. „Er terrorisiert mich in der Schule und jetzt weiß er sogar auch noch wo ich wohne - oh mein Gott, ich drehe noch durch!"

Prince Asshole Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt