Prince Asshole

Kapitel 1 ♛ Verbrechen begeht man bekanntlich am Besten zu Zweit.

♫ : Confident - Demi Lovato

NINA
Am nächsten Morgen war ich tatsächlich das Schulgespräch Nummer 1. Wer hätte schon gedacht, dass ich mein geliebtes unsichtbares Leben gegen eine Ohrfeige für den beliebtesten Jungen des Blake South Colleges eintauschen müsste? Ich sicher nicht. Hätte ich vorher gewusst, wie unerträglich es war alle Blicke auf sich ruhen zu haben, als wäre man ein lebender Dinosaurier mit nur einem Auge, hätte ich sicher nochmal abgewogen ob ich es hätte durchziehen sollen. Ich meine, natürlich hatte es mir eine gewisse Genugtuung verschafft, ihm sein schmieriges Grinsen mit einer schnellen Handbewegung aus dem Gesicht zu schlagen, allerdings war ich keine Person die schnell handgreiflich wurde. Ich hatte nur einfach nicht anders gekonnt. Also musste ich jetzt wohl alleinig auf die Schadensbegrenzung und den Glauben daran setzen, dass spätestens morgen wieder ein anderer Skandal die Aufmerksamkeit meiner dämlichen Mitschüler auf sich ziehen würde. Es war doch sowieso total absurd, dass die meisten um irgendwelches Drama geierten, obwohl sie ein so schön einfaches Leben hatten. Vielleicht schätzte man ein bisschen Langeweile in seinem Leben, aber auch erst wirklich, wenn man das Schlimmste schon hinter sich hatte.

Während ich also an diesem merkwürdigen Morgen einen Schritt vor den anderen setzte und immer mal wieder von meinen Spanisch-Unterlagen zur Uhr blickte, um mich erneut zu fragen wo Luna nur steckte, bemerkte ich kaum wie mich mal wieder eine Person, die mich dafür feierte, dass ich Gastón eine geklebt hatte, hochpreisend von der Seite anquatschte. Nicht, dass mir das heute schon öfters passiert wäre. Hah von wegen. Seine Hoheit Perida hatte seinen Hofstaat doch perfekt getrimmt und zurechtgestutzt, dass jeder noch so selbstbewusste Mensch unter ihnen zusammenbrach wie ein Dominostein unter einem Fingertipp. Dass ich es geschafft hatte ihn für fünf Sekunden von seinem hohen Ross zu locken, war also auch nicht wirklich eine besonders krasse Leistung gewesen.

Mit dem nervösen Gedanken bei Luna, wandte ich schließlich aufgrund meiner schwindenden Konzentration - und der Tatsache, dass ich meinen Aufsatz nun schon fünfmal gelesen und für gut befunden hatte - den Blick in das Gesicht meines Gegenübers und stockte als ich in das klarste Blau, das ich jemals gesehen hatte, blickte.

Ámbar Smith. Die wunderschöne Rapunzel. Ich hatte in den paar Monaten, seit denen ich hier war, nicht wirklich etwas von ihr mitbekommen, nur dass ihr so ziemlich jeder Mensch aus dem Weg ging; aus keine Ahnung welchen Gründen. Ich hatte vermutet, dass sie so vor Selbstbewusstsein strotzte und ihr Portmonee mit so viel Geld gefüllt war, dass sie einschüchternder wirkte als der Prinz der Schule persönlich. Sie schien es nicht zu stören in den Mittagspausen alleine zu sitzen, aber beim bloßen Betrachten ihres äußeren Erscheinungsbildes war es mir doch tatsächlich ein Rätsel, wieso gerade sie nicht, das einnahm was man wohl als Gastóns Lieblingstrophäe bezeichnen könnte. Das Wort ‚Freundin' sollte man in seiner Gegenwart wohl gar nicht erst in den Mund nehmen. Meine Mitschülerin Delfina war wohl das was dem Ganzen am nächsten kam. Und sie hing schon an seinem Rockzipfel, als wäre sie eine verkommene Sterbende und er das einzige Heilmittel.

„...auf jeden Fall wollte ich eigentlich nur sagen, dass es eine echt coole Aktion von dir gestern mit Gastón war.", lachte die Blondine vor mir nervös und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich blinzelte noch etwas verwirrt, riss mich allerdings zusammen und straffte mit einem Nicken die Schultern. „Ähm...ja...danke?"

Das Tuscheln begann wieder. Ich vernahm es ganz genau. Am rechten Ohr, am linken Ohr - überall. Vielleicht ließ mich der Protzprinz ja schon ausspionieren um sich für die Blamage zu rächen. Beim bloßen Gedanken verdrehte ich nur die Augen. Dafür hatte gerade er doch keine Zeit, nicht? Ich als unbedeutender Niemand hatte wahrscheinlich nicht mal einen Kratzer in seinem Image und Riesen-Ego hinterlassen können.