Prince Asshole

Kapitel 17 ♛ Taten sagen mehr als Worte.

♫ : Look After You - The Fray

NINA
„Ich nehme die komplette Verantwortung auf mich."

Mit diesen Worten hatte ich meine blonde Freundin aus unserer misslichen Lage befreit, sodass Señor Álzamendi sie schließlich entlassen hatte, während ich wie eine Strafverbrecherin in sein Büro abgeführt worden war. Mir wurde bei den ganzen Augenpaaren, die auf mir ruhten, ziemlich unwohl, als ich so vor dem großen Schreibtisch aus Mahagoni Platz nahm und beschämt den Kopf senkte. Neben dem Schuldirektor hatte sich unser mürrischer Hausmeister - dessen Namen ich wieder vergessen hatte, sobald ich ihn gehört hatte und den ich aufgrund seiner Stimmungsschwankungen mied - und irgendein Sportlehrer in Trainingsjacke und Jogginghose, der soeben noch schnell seine Kippe aus dem Fenster geschnipst hatte. Ach ja, und natürlich Gastón als ach so wichtiger Zeugen.

Tatsächlich war mir seine Anwesenheit von derer aller anderen im Raum am liebsten. Dass ich das mal sagen würde.

Er lehnte sich rechts neben mir scheinbar gelangweilt in seinem Stuhl zurück und kippelte vor und zurück. Diese Coolness, die er ausstrahlte, beruhigte mich dabei mehr als sie es vermutlich sollte. Vielleicht tat es aber auch nur einfach gut jemanden auf der eigenen Seite (sitzen) zu haben, wenn man drei erwachsenen Autoritätspersonen gegenüberstand.

„Also Señorita Simonetti...was haben sie dazu zu sagen, dass sie unbefugt und ohne Fachkraft mit gefährlichen Materialien aus dem Chemieraum gearbeitet haben?", räusperte Señor Álzamendi sich schließlich nach einer gewissen Zeit der unheimlichen, aber auch bedrückenden Stille, die im Raum gehangen hatte und nur flüchtig von dem Geräusch des Klickens der Computermaus und Getuschel zwischen den drei so genannten Autoritätspersonen, gestört worden war.

Ich schluckte und versuchte den Klos in meiner staubtrockenen Kehle wieder hinabzuwürgen und dabei gleichzeitig mein Herz zu beruhigen. Wenn ich mit so einer Einstellung in dieses Gespräch reinging, konnte es ja nur übel ausgehen. Sollte ich es schaffen, mich plausibel zu erklären, würde doch sicher alles gut werden.

...Oder?

„Naja also...", begann ich vorsichtig und spielte nervös mit meinen Fingern in meinem Schoß, wobei ich mich erschreckte, als ein unfassbar rauer und tiefer Ton meine kratzige, ausgetrocknete Kehle verließ. „...eigentlich hatte Señor Cháv-..."

„Eigentlich ist das auch absolut irrelevant.", unterbrach mein Direktor mich noch, bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte, mich richtig zu erklären. „...Wenn ich mir ansehe, was sie mit unserem Chemieraum angestellt haben, will ich gar nicht wissen, was sie vorhatten. Zumindest hat es den Feuermelder alarmiert." Er warf einen Blick auf den Bildschirm seines PCs, wobei sich der helle Schein in den Gläsern seiner Brille spiegelte, die ich wohlgemerkt noch nie an ihm gesehen hatte. „Ach ja und unsere Sprinkleranlage. Wie konnte ich das vergessen..." Er strich sich mit den Fingerkuppen des Mittel- und Zeigefingers so über die Schläfe, als würde er bald einen Migräneanfall bekommen. Wurde ich soeben etwa von einer Stipendiumkandidatin zum Sorgenkind?

„Das hätte rein rechnerisch und logisch überhaupt nicht passieren können!", entkam es meinem vorlauten Mund mit dem großen Drang nach Gerechtigkeit und dem Wunsch sich irgendwie zu rechtfertigen, schneller als dass ich mir die Worte überhaupt abwägen und zurecht legen konnte.

„Wir hatten einen Bunsenbrenner an.", versuchte ich es mit etwas ruhigerer Stimme und als Reaktion auf das Stirnrunzeln des Hausmeisters weiter, und versuchte meinen Atem zu regulieren, indem ich kurz die Augen schloss und dabei versuchte auszublenden, dass ich wie eine unerfahrene Seiltänzerin auf dünnem Draht balancierte und jeden Moment auf die Nase fallen, und mir das Genick brechen könnte. In nur wenigen Sekunden konnte ich mir das, was ich mir die letzten Monate hier mühselig aufgebaut hatte, wieder zerstören. Und daran hatte sogar nur ich selbst schuld. Nicht Gastón. Nicht sein beschissener bester Freund. Und vor allem nicht meine beste Freundin, der falsche Hoffnungen gemacht wurden.