44. Kapitel

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★Marco★

Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass Ben am anderen Ende des Raumes duscht.

Ich weiß, es ist nicht fair, so auf Abstand zu gehen und ich habe auch echt kein gutes Gefühl dabei, aber... ich weiß nicht. Ich kann einfach nicht anders. Ich brauche diesen Abstand.

„Marco?" Ich drehe den Kopf über die Schulter, um meinen Mann anzusehen. „Ich bin fertig, aber lass dir Zeit, okay? Ich warte in der Umkleide"
ER lächelt mich an, ich nicke und dann geht er aus der Dusche.

Ich atme tief durch. Wenn er weg ist, bin ich irgendwie erleichtert, weil ich mich dann nicht mehr so beobachtet fühle, aber andererseits fühle ich mich dann so alleine und will, dass er zurückkommt.

Ich weiß, ich sollte mich entscheiden. Und ich sollte meinen Mann nicht so auf Abstand halten. Eigentlich will ich das auch gar nicht. Ich habe einfach Angst. Nicht davor, dass er mir wehtut. Das würde er nicht machen. Ben ist nicht die Art von Mensch, die andere verletzt. Ich schon. Ich habe ihn schon mal verprügelt, er hat Schläge für mich eingesteckt, ich habe ihn verletzt, ich habe seien Eltern ermordet, ich habe ihn betrogen. Ich bin so kaputt. Ich habe Angst, ihn damit anzustecken.

Außerdem fühlt sich mein gesamter Körper so fremd an, jede Stelle kribbelt, vor allem, wenn Ben sie berührt. Es ist, als hätte ich überall einen stumpfen Schmerz, der einfach nicht weggehen will. Er erinnert mich an jede Berührung von Jolie, an jedes Mal als ihre Lippen einen Teil meines Körpers berührt haben und ich mich einfach nicht wehren konnte.

Aber, wenn Ben mich anfasst, dann fühle ich mich so viel besser. Wenn er in der Nähe ist, fühle ich mich beschützt, sicher. Aber er kann doch nicht sein Leben danach ausrichten, für mich da zu sein. Er hat sicherlich auch seine Bedürfnisse und Wünsche, aber ich bin zurzeit einfach nicht in der Lage, diese zu erfüllen. Ich sollte ihm sagen, dass ich ihm nicht böse sein werde, wenn er sich von mir trennen will. Ich weiß ja, dass er mich liebt, aber er hat selbst gesagt, dass das nicht genug ist.

Ich habe meine Klamotten, die ich anziehen will, schon mit in die Dusche genommen den ziehe mich da an. Während ich meine Haare mit einem Handtuch trockenrubble, komme ich in die Umkleide.

Ben sitzt da auf einer Bank und macht irgendetwas an seinem Handy. Er hat auf mich gewartet.
Als spüre er, dass ich da bin, hebt er den Blick und lächelt mcih an. Ich setze mich zu ihm auf die Bank und er nimmt die Beine runter.

„Ich muss mit dir reden", sage ich leise, bevor er anfängt.
ER sieht mich interessiert an.
Ich atme durch. „Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Das alles. Und ich weiß, dass du mich liebst. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass sich etwas ändern wird. Und ich will dir nicht zumuten, dass du das ewig aushältst. Ich will nur, dass du weißt, dass ich... Wenn du gehen willst, dann halte ich dich nicht auf." Ich schlucke und sehe ihm vorsichtig in die Augen.

Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und seien Augen zusammengekniffen.

„...ich will nur, das du glücklich wirst, aber ich kann nicht mehr dafür sorgen. Deshalb solltest du... Du solltest..." Ich stocke, als er zu mir auf rutscht, mit seinem Daumen über meine Wange streichelt und seinen Kopf zu meinem bewegt.

„Was sollte ich?", fragt er leise.
Sein Atem prallt an meine Lippen.
Mach es mir doch nicht so schwer!
Meine Augen schließen sich automatisch.

„Denkst du, es gibt auch nur die geringste Möglichkeit für mich, ohne dich zu leben?" Er klingt sauer, spricht aber tortzdem leise. „Denskt du, ich würde freiwllig auch nur einen Atemzug ohne dich tun? Denkst du, ich könnte das?"

Ich schlucke. Er wird nicht gehen. Er wird bei mir bleiben. Das sagt der Kuss, den er mich daraufhin gibt.
Verzweifelt erwidere ich.

Als er sich wieder von mir löst und die Stirn gegen meine lehnt, spricht er ebenso leise weiter. „In guten wie in schweren Tagen, Marco. Das habe ich dir versprochen und daran werde ich mich halten. Es war dumm von mir, dir nicht früher zuzuhören, dir Vorwürfe zu machen. Du glaubst, dass du Schuld bist, aber das bist du nicht. Du kannst nichts dafür. Du hättest nichts ändern können. Und ich kann nichts daran ändern, dass es passiert ist. Wir müssen damit klarkommen und weitermachen. Aber zusammen, okay?" ER drückt mir scheu seine Lippen auf und ich nicke.
„Okay"", flüstere ich.

Die Liebe und die Entscheidung (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt