#7. Kapitel

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★Levi★

„Also Ben war ja noch relativ normal, aber Marco? Der Typ hat sie nicht alle"

Jax lacht, als ich mir auf die Stirn tippe.
Es reicht nur dieser Ton, damit mein Herz einen Hüpfer macht.

Scheiße, das hat bisher nur Reece bei mir ausgelöst.
Aber der Kleine hier vor mir hat's mir echt angetan.
Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber plötzlich hat ihm mein Herz gehört und so ist es seit diesem Augenblick...

Ich muss mich aber jetzt auf meine Erzählung konzentrieren und kann dann später wieder in meinen Schwärmereien für Jax verschwinden.

„Er hat doch eiskalt gesagt, dass er eine läufige Hündin ist und von Ben gefi..." Keine Ausrücke am Esstisch, Levi, benimm dich!
„Dass er will, dass Benn es ihm besorgt, als sei der ein Löwe. Er hat ihn aufgefordert zu brüllen!"
Ich winke mit der Hand vor meinem Gesicht herum und Jax lacht ausgelassen.

Das kommt nur selten vor, aber wenn dann freut es mich umso mehr. Vor allen, wenn ich der Grund dafür bin.
Okay, jetzt gerade liegt es Marcos seltsamen Sexleben, aber ich habe es ihm immerhin erzählt.

„Und hat er es gemacht?", will Jax wissen.

Er stellt die Teller in die offene Küche und kommt dann wieder zurück zum Tisch.

„Ja, das war ja das Schlimme"
Ich sehe möglichst verstört zu Jax. „Ich habe eine Trauma"

Jax kichert und legt seine Hand auf meine. „Keine Sorge, du bist schon groß und stark und überwindest das bestimmt"

Er lächelt mich an.
Ich lächle ihn an und mein Blick huscht zu unseren Händen.
Als Jax ebenfalls dahin sieht, wirkt es kurz so, als habe er gar nicht bemerkt, was er da getan hat und zieht die Hand wieder weg.

Oh Mann.

Ich habe da Gefühl jedes Mal, wenn ich einen Schritt auf ihn zumache, geht er einen zurück.
Und wenn er einen auf mich zumacht und ich dann nochmal einen auf ihn, geht er 5 zurück.

Es ist schrecklich mit ihm. Aber ich will ihn nicht aufgeben.

„Wie war's auf der Uni?" Ich versuche keine unangenehme Pause entstehen zu lassen und springe auf Jax' Lieblingsthema an.

Obwohl er viel Stress hat, liebt er sein Studentenleben.
Und Ben liebt er auch, seit dieser ihm zum 22. Geburtstag ein Auto geschenkt hat, damit er zur Uni fahren kann.

„Es ist toll!", meint Jax begeistert, seine Augen strahlen förmlich.

Ich bin froh, dass er nach all den Jahren endlich zufrieden mit seinem Leben ist.
Die Sache mit der Orga war nie etwas für ihn.

Ich finde es nicht okay von Reece, dass er Jax damals vorgehalten hat, ein normales Leben führen zu wollen, denn ich sehe ja wie glücklich ihn das macht, aber Reece dachte auch nur das Richtige zu tun.

Hätte er damals diese Orga nicht gegründet, hätte er mich niemals kennengelernt, doch er wäre jetzt mit Jax glücklich.
Aber jetzt ist Reece tot und Jax und ich sind noch hier.

Die Orga ist an mich übergegangen, aber sie war eigentlich nicht mehr nötig.
Reece wollte damals die alten Gangs erschlagen und die Stadt sicherer machen.

Durch den Tod seines Vater, sind die Masters untergangen und nachdem Tysan seinen Vater hingerichtet hat und selbst die Führung der Caves übernommen hat, ist Frieden in der Stadt eingekehrt.

Die von uns, die weiterhin in einer Orga bleiben wollten, haben zu Tysan und Simon gewechselt und der Rest ist zurück in sein altes Leben.

Es gab auch einige, die so wie ich von der Straße kamen und kein altes Leben hatten. Die sind einfach hiergeblieben.

Ben hat die Stadt und das Waldgrundstück von Reece geerbt, doch er lässt uns hierblieben und kommt nur hin und wieder hierher, um nach dem Rechten zu sehen.

Er ist irgendwie wie ein großer Bruder für Jax und mich geworden.
Und Marco... naja, der doch sowieso.

Marco ist eher der Bruder, an den man sich wendet, wenn man Spaß haben will und Ben eher der, wenn man mal einen erwachsenen Ansprechpartner und ein vernünftiges Gespräch braucht.

Jax erzählt von seiner Uni und ich höre interessiert zu.
Am Ende meint er, dass er trotz allem froh ist, dass er jetzt Semesterferien hat, weil er sich danach seinen Prüfungen zuwenden muss.

„Und wie läuft's auf der Arbeit?", fragt er mich dann interessiert und stutzt das Kinn au der Faust ab.
Er hat wahrscheinlich keine Ahnung, wie süß er dadurch aussieht.

„Alles ganz normal, keine Toten, nur ein paar Verletzte"
Ich zucke mit den Schultern.

Ich arbeite in einer Jungendeinrichtung und bin dort Kampfsporttrainer für den Aggressionsabbau von Jugendlichen.
Sowas hätte ich damals auch gebraucht... Naja mein Zweitjob ist Bodyguard oder Security in Läden oder sowas alles halt.
Als Verbrecher kennt man sich in diesem Business aus...

„Vielleicht sollte ich auch mal in dein Training kommen", überlegt Jax laut.
„Du kannst doch kämpfen?" Verwirrt sehe ich ihn an.
Er nickt. „Ja schon, aber ich bin echt ziemlich dünn geworden und da hilft mir die beste Technik nicht, wenn ich keine Kraft habe"

Ohne viel nachzudenken beuge ich mich zu ihm und fahre prüfend über seine Schulter und den Oberarm.
Von wegen keine Kraft. Er übertreibt.

„Tu nicht so!", lache ich.

Okay, er hat an Muskelmasse eingebüßt über die Jahre, das stimmt schon, aber er ist auf keinen Fall schmächtig geworden.
Er ist einfach perfekt.

Er legt seine Hand auf meine und schiebt sie von seinem Arm weg, ehe er wieder loslässt und mich aus leicht rötlichen Wangen ansieht.

Ah da wird er wohl verlegen. Er ist so unfassbar süß.

„Lust nen Film zu schauen?" Das frage ich schon, während ich ins Wohnzimmer gehe.
Doch an seinen Schritten höre ich, dass er mir folgt.

Ist zwar seine Hütte, aber egal, ich wohne hier quasi, weil wir seit drei Jahren so ziemlich jeden Tag zusammen verbringen.

Ich werfe mich auf das Designersofa, das Reece und ich mal gestohlen haben, und er setzt sich neben mich.
Ich mache derweil schon mal den Fernseher an und Netflix.

„Was willst du schauen?"
Er zuckt nur mit den Schultern. „Such dir was aus"

Naja, mir ist eigentlich egal, was wir schauen, solange du, während des Filmes einschläfst und dich dann an mich kuschelst...
Ich nehme mal was Langweiliges...
Irgendeine Liebesschnuzle...
Soooo...

Schon als er Vorspann läuft, sieht Jax mich aus hochgezogenen Augenbrauen an.

Ich hebe verteidigend die Hände. „Hei, verurteile ein Buch nicht nach seinem Einband, einen Film nicht nach seiner Titelmusik und einen Menschen nicht nach seiner Haarfarbe"
Ich zwinkere ihm zu und lege dann den Arm wie zufällig hinter ihm auf die Sofalehne.

Relativ früh lasse ich ihn auf seine Schultern rutschen und rückte etwas näher zu ihm.

Mal sehen, was noch so aus dem Abend wird...

Die Liebe und die Entscheidung (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt