oh, I'm good at keepin' my distance

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Izzy

Der Abend mit Marnie plätschert sanft dahin. Keine Aufregung, kein Streit und ich habe auch nicht das Gefühl, sie gleich aufs Klo zerren zu müssen. Wir harmonieren gut und die Gesprächsthemen gehen uns nicht aus. Sie erzählt mir, dass meine Mutter sie neuerdings auf dem Kieker hat, aber das ist nichts, was ich nicht erwartet habe. Ich erkläre ihr, dass meine Mutter meine Sexualität nicht wahrhaben will und deshalb dauernd versucht, mich mit irgendwelchen Männern zu verkuppeln, was sie laut auflachen lässt. "Na, das erklärt, warum sie mich seit dem so rum scheucht." "Soll ich mal mit ihr reden?" frage ich vorsichtig. "Nein nicht nötig", erwidert sie, "ich habe eh ein Angebot von der Konkurrenz." Ich grinse sie an, das wird meiner Mutter so gar nicht schmecken. "Sag aber besser nichts, bevor du unterschrieben hast, wie ich sie kenne, wird sie sonst versuchen, es dir zu versauen." Sie nickt und erzählt mir, dass am nächsten Wochenende ein Konzert stattfindet, zu dem sie mich gerne einladen möchte und ich stimme zu. Es ist schon spät, als sie mich zu Hause absetzt und ihrer Mine entnehme ich, dass sie wohl erwartet, dass ich sie noch mit rein bitte. Wir steigen beide aus und sie geht mir mir zur Tür. "Du, sei mir nicht böse, aber ich bin total müde," sage ich entschuldigend. "Wollen wir morgen Abend was unternehmen?" frage ich schnell hinterher, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie nicht will. "Nein, morgen muss ich arbeiten," sagt sie bedauernd und umarmt mich. Ich erwidere die Umarmung und gebe ihr einen sanften Kuss. Als sie sich von mir löst, fällt mir ein in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen aus der Jacke. Bevor ich reagieren kann, hebt sie es auf und reicht es mir mit einem fragenden Blick. "Für eine Freundin, die Geburtstag hat," erkläre ich bevor ich mich umdrehe um die Tür aufzuschließen. Sie dreht sich um und geht zurück zum Wagen. In meiner Wohnung angekommen, werfe ich meine Schlüssel und die Clutch auf die Kommode, und gehe sofort in mein Schlafzimmer. Die Lederjacke fliegt wütend in die Ecke, was habe ich mir eigentlich dabei gedacht, das Geschenk zu kaufen, ich werde es ihr eh nicht geben. Seufzend ziehe ich mich um und gehe dann noch ins Bad um mich abzuschminken. Erschöpft falle ich auf mein Bett, jemand zu hassen, den mal eigentlich ....mag ist ganz schön anstrengend. Entgegen meiner Vermutung schlafe ich recht schnell ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, habe ich das Gefühl, dass mich eine Horde Wasserbüffel überrannt hat. Selbst Kaffee hilft mir nicht, wach zu werden. Da ich aber dringend einkaufen muss, da ich so gut wie nichts mehr da habe, ziehe ich mich schnell an und schmeiße mir danach erst mal Leben ins Gesicht. Gut, die Augenringe sind weg und ich sehe, entgegen meiner tatsächlichen Verfassung, recht fit aus. Ein Hoch auf die Beauty Industrie. Als ich im Flur an meinem großen Spiegel vorbei laufe, checke ich noch mal kurz mein Aussehen. Graue Jogging Hose, schwarzer Hoodie, weiße Sneakers. 'Fehlt nur noch die Knarre und ich kann den nächsten Drugstore ausrauben' denke ich ironisch, als ich die Wohnung verlasse. Im Laden angekommen, schlendere ich durch die Reihen und habe relativ schnell alles beisammen, was ich brauche. Ich bin gerade auf dem Weg zur Kasse, als jemand in mich rein rennt ....Brooke. Na toll, die hat mir gerade noch gefehlt. Eigentlich erwarte ich, dass sie mich wieder anfährt, aber sie lächelt nur komisch. Als ich meinen Blick an ihr runter fahren lasse, bemerke ich einen Schwangerschaftstest in ihrer Hand. Was will sie mit einem Schwangerschaftstest, sie ist doch lesbisch, genau wie ich? Hat sie etwa? Wann? Mit wem? Verwirrt gehe ich zur Kasse und sehe sie ein paar Kunden vor mir stehen. Mit etwas Glück ist sie schon weg, wenn ich den Laden verlasse. Ich will sie nicht sehen, will nicht immer wieder in meinem Kopf hören, dass sie mich liebt. Hoffentlich findet sie bald jemanden, mit dem sie zusammen sein kann und wir können dann wieder normal miteinander umgehen. Während ich sie abchecke, dreht sie sich um und kommt dann auf mich zu. Verlegen fragt sie mich, ob ich ihr 20 Cent leihen kann, welche ich ihr wortlos in die Hand drücke. Als sich unsere Hände berühren, durchzuckt mich ein Stromstoß und ich hoffe, dass sie das nicht bemerkt hat. Sie dankt mir kurz und zahlt dann. Nachdem ich auch meinen Einkauf bezahlt habe, verlasse ich den Laden und schaue mich draußen kurz um, kann sie aber nicht entdecken. So wie sie raus gestürmt ist, wundert mich das aber auch nicht. Und ihr Aufzug, in ihren Schlafsachen und mit wüst vom Kopf abstehenden Haaren. Ich lache leise auf, als ich an das Bild, was sich mir geboten hat, denke. Doch gleich darauf werde ich wieder ernst, wie kann man nur gleich nach dem Aufstehen so schön aussehen? Energisch rufe ich mich wieder zur Ordnung, es ist vorbei, ich sollte keinen Gedanken mir an sie verschwenden.

no way!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt