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Laura

„Wow, die Stadt ist echt ein Traum!", sagte Julian fasziniert, als wir zusammen in einem kleinen Café am Tejo saßen, dem Fluss in Lissabon. Das Café war ziemlich klein und unscheinbar, so dass sich wenige Touristen dort hin verirrten, was es um einiges gemütlicher machte, da es nicht immer voll war. Obwohl es hier schon nach 17 Uhr war, waren es immer noch circa 27 Grad, so dass wir draußen am Wasser sitzen konnten, ohne zu frieren.

„Das stimmt.", sagte ich und schaute auf die Seite der Stadt, die auf der anderen Seite des Flusses war. Früher war Lissabon wie ein zweites Zuhause für mich gewesen, da wir eigentlich jede Sommerferien hier waren, um meine Familie zu besuchen, aber mittlerweile war ich seit fünf Jahren nicht mehr hier gewesen, seit den Sommerferien nach meinem Abi, danach hatte ich immer nur Urlaub in Hamburg bei meinen Eltern gemacht und war nicht ins Ausland gefahren. „Wenn du möchtest, können wir morgen zum Strand. Ich dachte, wir könnten entweder zum Praia de Carcavelos, das ist ein Strand auf der anderen Seite des Flusses und der ist nicht so bekannt und überfüllt. Oder wir könnten nach Cascais oder Estoril rausfahren, da sind die Strände wunderschön, aber oft leicht überfüllt."

„Woher kennst du die ganzen Orte?", fragte Julian mich erstaunt. „Ich war schon total überrascht, als du dieses Café ‚zufällig' entdeckt hast, aber jetzt glaube ich eher, dass du gezielt hier hin bist."

„Naja...", fing ich an. „Es könnte sein, dass meine Mutter aus Portugal kommt und wir deswegen früher jedes Jahr meine Tante hier besucht haben." Ich wurde zum Ende immer leiser, da ich mich fast schon schämte, dass ich es Julian nicht schon vorher gesagt hatte.

„Wieso hast du mir das denn nicht gesagt, Laura? Dann ist es für dich doch jetzt bestimmt langweilig...", sagte Julian und sah fast schon verzweifelt aus.

„Ach Quatsch, das hier war früher wie ein Zuhause für mich, hier wird mir nie langweilig und ich bin irgendwie nie dazu gekommen, dir davon zu erzählen. Tut mir leid, Julian." Entschuldigend sah ich ihn an und griff nach seiner Hand, die auf dem Tisch lag und drückte diese, um zu zeigen, dass es mir wirklich leid tat.

„Du musst dich nicht entschuldigen, Laura! Aber was hältst du davon, wenn wir uns morgen einen schönen Vormittag am Strand machen und am Abend deiner Familie einen Überraschungsbesuch abstatten und sie zum Essen einladen? Ich denke nicht, dass sie es sich nicht wirklich leisten können so oft Essen zu gehen, bei den schlechten Gehältern hier und das wäre doch eine schöne Überraschung oder?"

„Das würdest du wirklich machen?", fragte ich Julian und war so überrascht, dass ich vor Freude fast weinen musste. Als Julian als Bestätigung nickte, konnte ich mich nicht zusammenreißen und umarmte ihn stürmisch. „Du bist echt der Beste, Julian!"

„Das ist doch selbstverständlich!", antwortete er nur. Dann setzte er sich wieder auf seinen Stuhl und zog mich mit, so dass ich auf seinem Schoß saß. Lächelnd lehnte ich mich an ihn, während ich auf das Wasser vor uns schaute. Allerdings blieben wir nicht allzu lange so sitzen, da wir noch ein bisschen durch die Innenstadt gehen wollten und uns die Stadt etwas anschauen wollten. Ab und zu wurde ich dann dazu gezwungen, Fotos von Julian zu machen, die er dann auf Instagram posten wollte. Einmal wurde Julian dann sogar von einem deutschen Mann angesprochen, der gerade auch hier Urlaub machte. In dem Moment fiel mir erst wieder ein, wie berühmt Julian eigentlich war, auch wenn man ihm das eigentlich gar nicht anmerkte, was ich echt bewunderte.

„Können wir dort kurz rein?", fragte Julian als wir durch eine Einkaufsstraße gingen und deutete auf den Fanshop von Benfica Lissabon. Lächelnd nickte ich und betrat hinter ihm den kleinen Laden, der natürlich voller Touristen war.

„Bist du Fan?", fragte ich ihn und schaute ihm dabei zu, wie er sich die Sachen anschaute.

„Fan würde ich es nicht nennen... Ich schaue ab und zu Spiele, aber ich find den Verein eigentlich ziemlich gut.", sagte er und nahm sich einen grauen Hoodie, der das Benfica Logo in dunkelgrau auf der Brust hatte in die Hand. „Willst du dich nicht auch umschauen? Oder bist du etwa Sporting Fan?"

„Um Gottes Willen.", lachte ich kurz, bevor auch ich begann mich etwas umzuschauen. „Ich hab aber schon ein paar ältere Sachen irgendwo Zuhause, also brauch ich eigentlich nichts."

„Ach Quatsch!" Julian fuhr sich kurz durch seine blonden Haare und griff dann nach einem Hoodie, der rot war und einen diagonalen weiß-blauen Streifen hatte und auch das Logo auf der Brust. „Magst du ihn lieber etwas enger oder oversized haben?" Lächelnd verdrehte ich meine Augen und antwortete schließlich, dass ich ihn in oversized nehmen würde. Zufrieden grinste er mich kurz an, bevor er einfach zur Kasse ging und die Pullis bezahlte.

„Danke, Julian!", bedankte ich mich bei ihm, als er mit der Tüte in der Hand wieder auf mich zu kam. Er winkte aber nur ab und griff dann mit seiner freien Hand nach meiner und verschränkte sie wieder miteinander. Mittlerweile hatte ich mich schon daran gewöhnt, so mit ihm rumzulaufen, auch wenn ich mir immer noch nicht sicher war, was das zwischen uns genau war. Allerdings traute ich mich auch nicht, ihn darauf anzusprechen.

I love you ↬ Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt