Sjellas Sicht
Immer noch zitternd stehe ich da. All das Gefühl der Zeit, dass ich habe, ist verloren. Es ist zu viel. Zu viel für mich. Wir hatten noch ein paar Worte gewechselt, aber dann bin ich gerannt. Gerannt um mein Leben. Gerade sitze ich in meiner Kammer, in meinen Zimmer, versuche mich auf etwas zu konzentrieren, egal was, doch selbst mit besten Willen, komme ich zu nichts. Seufzend setze ich mich auf, lehne mich gegen die Wand und versuche zu verarbeiten. Zu verarbeiten, was gerade geschehen ist. Zu verarbeiten, was passiert ist. Zu verarbeiten, was es bedeuten konnte. Kann. Zwar war vieles nur vages, aber vieles Vages, konnte zusammen viel Sinn ergeben. Mir wird schlecht. Das dringende Bedürfnis, mich zu übergeben, überkommt mich, doch ich weiß, dass es nichts ist, dass es nur der Moment ist, dass ich mich nicht wirklich übergeben kann. Dazu kommt noch vieles mehr. All dies ist komisch, es fühlt sich anders an. Anders, als ich es gewohnt bin. Teilweise frage ich mich, was er gerade macht, verwerfe die daran gebundene Ideen aber gleich wieder. Egal wie es mir geht, egal was ich gerade durchmache, diesen einen Tag muss ich überleben, verkraften, allein Neria wegen. Wobei, dass alles ist ihre Schuld. Gut, sie kann nichts wirklich dafür, aber dennoch, hätte sie nicht darauf bestanden, dass wir Rollen tauschen, so würde ich es jetzt nicht wissen. So wäre eine Menge nicht passiert. Aber es ist passiert. Wusste sie, dass dies auf mich zukommen würde? Hatte sie dies geahnt? Warum tat sie das? Warum? Tränen der Bitterkeit steigen in mir hoch. Tränen einer Bitterkeit, die mit nichts auf der Welt zu vergleichen war. Eine Mischung aus Hass, Wut und Zorn, dazu Liebe, Zuneigung, Ängste und Verrat. Ja, ich fühle mich verraten. Verraten von ihr, selbst wenn sie nichts für kann, könne. Vielleicht kann sie wirklich nichts dafür, aber der bittere Geschmack im Mund bleibt. Warum habe ich mich eigentlich noch mal mit ihr angefreundet? Haben wir uns überhaupt angefreundet? Wollte ich all dies? War ihre Freundschaft richtig gewesen, echt oder hatte sie nur gespielt. All diese Möglichkeiten kommen ich mir auf, überkommen mich. Doch nichts macht es besser. Nichts bügelt dies aus, was sie verrichtet. Was sie getan hatte. Was sie mir angetan hatte und immer noch antut. Nichts auf der Welt, kann dies entschuldigen, entschädigen, zumindest gerade nicht. Nichts kann das wieder gut machen, was sie gemacht hat. Als ich auf meine Lippen beiße, spüre ich die Tränen der Verzweifelung. Doch ich unterdrücke sie. Lasse sie nicht zu. Darf sie nicht zulassen. So nah ich auch dran bin. Manchmal würde ich einfach gerne losheulen, doch ich weiß, dass es mir nichts bringt. Es bringt mir nichts. Egal ob ich weine oder nicht, so oder so komme ich nicht weiter. Zudem darf ich mich nicht an etwas festklammern. Ich darf nicht nur von einer Sache ausgehen. Nur wegen etwas mein ganzes Leben umwerfen oder gar aufgeben. Nein, dass darf ich nicht. So gerne ich manchmal auch will. Darüberstehen, über etwas stehen, ist vielleicht am Anfang schwer, aber man lernt mit umzugehen. Wenn ich jetzt losheule, weine, meine Tränen vergieße, kann ich für nichts mehr garantieren. Aber es bringt niemanden etwas, wenn ich jetzt weine, mir erst recht nichts. So schwer es auch sein mag. So schwer es auch ist. So schwer es auch werden wird. In Zukunft werde ich vielleicht darüber lachen. Darüber, weswegen ich geweint habe. Die Tränen von gestern ist das Lachen von morgen. Von Tränen bis zum Lächeln. Gehe nicht unter wegen etwas, was dir die Luft zuschnürt, es aber nicht wert ist, wegen dem zu vergehen. Nehme das Schicksal an, trete ihm entgegen, stelle dich ihm. So wirst du sehen, was es mit sich bringt. Du kannst nicht immer nur davor davon laufen. Niemand kann das. Jeder muss sich dem Schicksal stellen, wenn es soweit ist. Du kannst zwar davor davon laufen, doch irgendwann holt es dich ein. Auf ganz verschiedene Weise kann es dich einholen. Entweder, wenn man unmittelbar davor steht oder dann, wenn man schlussendlich davon unterdrückt wird. Wenn es einen erdrückt. Wenn man deswegen sein Leben nicht lebt, weil man Angst davor hat, es anzunehmen. Aber manchmal muss man es annehmen, manchmal fühlt man sich danach befreiter. Manchmal hilft es einen. Aber auch, konfrontieren kann es einen. Mit der Wirklichkeit kann es einen konfrontieren. Vielleicht wartet das Leben, aber die Zeit wartet nie. Sie vergeht, mit jedem Tag, den wir Leben. Mit jeder Stunde die vergeht. Mit jeder Minute die verstreicht. Mit jeder Sekunde, die wir erleben, vergeht sie. Mit jeden Atemzug den wir nehmen. Aufhalten können wir sie nicht, doch dass ist auch gut so. Hingegen aber, kann man sie aufnehmen, man kann etwas draus machen, etwas unglaubliches, etwas besonderes, etwas einzigartiges, etwas unvergessliches. Keiner weiß, wie viel Zeit wir noch haben. Vielleicht nur noch einen Tag, vielleicht auch nur noch eine Stunde, aber möglicherweise auch nur noch eine Sekunde. Ein Jahr aber, könnte genauso gut sein, vielleicht auch mehr. Vielleicht ein ganzes Jahrzehnt, vielleicht auch zwei oder fünf. Alles ist Möglich. Jedem sollte klar sein, dass es möglich ist, dass ewig nicht ewig ist. Dass ewig nur eine bestimmte Zeit lang ist, dass Unsterblichkeit ein Verfallsdatum hat. Eigentlich wissen wir nur einen Bruchteil von allem und dennoch viel. Ewig kann nur solange ewig sein, bis es vergeht. Ewiges Leben kann nur solange gehen, wie Leben möglich ist. Vielleicht dauert alles nur solange, bis es vorbei ist. Niemand weiß wann es vorbei ist. Bei manchen Sachen vielleicht schon, aber nicht bei allem. Wir müssen uns den Sachen annehmen, wenn sie soweit sind und nicht erst Jahre,Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte später sagen, wir hätten das und das tun müssen, wäre dass und dass passiert, hätte man das und das getan, dann... Einsicht ist zwar gut, aber für Besserung manchmal schon zu spät. Genau deshalb muss ich jetzt mein Leben annehmen und mich damit auseinandersetzen, weil es vielleicht irgendwann später sonst schon zu spät ist. Genau deshalb muss ich sehen, wie ich leben kann, denn ich kann nicht immer nur vor meinen Leben davon laufen. Über meine Mutter muss ich alles mögliche herausfinden, damit ich Sachen verstehen und nachvollziehen kann. Damit ich mein Leben leben kann und weiß, sagen kann, wer ich bin. Damit ich Verhältnisse verstehe, die mir momentan noch unverständlich sind. Damit ich überhaupt etwas über mich weiß. Etwas, was vielleicht alles erklärt. Etwas, dass mich verstehen lässt. Damit ich weiß, wer meine Mutter war und was sie tat. Ob sie noch lebt oder nicht. Jedes noch so kleinste Detail, kann wichtig für mich sein. Vielleicht fehlt mir nur noch ein Puzzleteil, vielleicht auch mehr. Doch wenn ich mich nicht damit beschäftige, werde ich es möglicherweise nie wissen. Mein ganzes Leben ist vollkommen durcheinander geworfen, aber ich kann es eh nicht ändern. Das Einzige, was ich ändern kann, ist das was ich tue und tun werde. Möglicherweise auch tun muss. Ich habe genug davon. Genug davon, meinen Leben nur davon zu laufen. Genug davon in einer Lüge zu leben, aus Angst vor der Gefahr der Wahrheit. Dennoch, ich darf mich nicht in einen Netzt aus Lügen verfangen. Niemals. Wenn das passiert, bin ich raus. Man lügt um sich zu beschützen, doch am Ende zerbricht man unter der Last, die all die Lügen mit sich bringen. Zu Lügen hat noch niemanden geschadet. Außer vielleicht in der Not. Aber selbst darin könnten Probleme vorkommen. Lügen tragen immer ein Risiko mit sich. Ein Risiko, welches ich nicht bereit bin einzugehen. Von all den Lügen habe ich genug. Schon lange. Doch nun ist es mir schlussendlich genug. Ich muss endlich mal einen Schlussstrich ziehen. Mit dieser Erkenntnis setze ich mich auf und nehme all meine Kraft zusammen um aufzustehen, neu anzufangen.
1288 Wörter.
Ich hoffe es hat euch gefallen. Sagt mal, wie ihr es findet. Meinetwegen könnt ihr auch Kritik da lassen, schließlich kann man sich durch sie auch verbessern. Aber bitte geht nicht auf Rechtschreibung und Zeitformen ein, ich weiß, dass es teils falsch ist, aber daran kümmere ich mich, wenn ich mit dem ganzen Buch fertig bin.
Momentan habe ich eine Schreibphase glaube ich, also ich habe Spaß am Schreiben und schreibe auch viel, für meine Verhältnisse und ich Versuche wenn möglich bis diese Geschichte zu Ende ist, mindestens einmal im Monat ein neues Kapitel zu schreiben, vielleicht auch mehr als eins, wenn ich die Zeit finde. Ich meine, im Prinzip brauche ich nur einen Tag, um so ein Kapitel zu schreiben, zumindest wenn ich drinnen bin. Meist schreibe ich auch am Stück, aber bis ich mich erstmal dazu durchringe zu schreiben, kann durchaus Zeit vergehen.
Wie denn auch sei,
Liebe Grüße und noch einen schönen (der Tageszeit entsprechendes Wort einfügen),
Eihpossa
YOU ARE READING
Soleilielos
RandomEr Prinz, sie Dienerin. Sie lieben sich, und sind zusammen, nichts solle sie trennen. Dennoch, es gibt so vieles was zwischen ihnen steht. Und besonders jetzt, wo sein Vater ein Casting für ihn organisiert hat, auch wenn er dagegen war, müssen sie...