Lautlose Worte

Schlussstrich ziehen

Menschen kommen,
Menschen gehen,
und manchmal tut es weh,
sie gehen zu lassen,
weil man nicht versteht,
wie all das hier passieren kann,
denn dieser Mensch hat das Leben ein bisschen bunter und schöner gemacht,
und diesem einen Sinn gegeben, denn man selbst vorher nicht gefunden hat,
bis sie gehen und alles mit nehmen, was sie gegeben haben,
und einem Herz heraus reißen,
und so tun, als würde es nicht weh tun,
diesen Schlussstrich hier zu ziehen.

Denn bei ihnen sieht es immer so einfach aus zu gehen,
doch bei mir dauert es immer ewig,
bis ich kapier,
dass es jetzt vorbei ist und nie wieder sein wird,
wie es früher einmal war,
weil ich nicht so wie sie einfach einen Schlussstrich ziehen und vergessen kann,
wie es war, diesen Menschen in meinem Leben zu haben,
denn eigentlich mache ich meinen Schlussstrich immer nur mit Bleistift und nie mit Edding.

Denn bei ihnen sieht es immer so einfach aus zu gehen,
während mir mein Herz jedes Mal aufs neue bricht,
denn vielleicht setze ich viel zu viel Hoffnung in Menschen,
und wünsche mir das sie bleiben, für immer in meinem Leben,
bis sie am Ende dann doch gehen,
und mich schon wieder allein lasse,
und ich schon wieder hier allein stehe
und mich selbst wieder zusammen halten, mich retten muss,
weil es kein andere für mich tun wird.

Denn bei ihnen sieht es immer so einfach aus zu gehen,
während ich jedes Mal halb krepier,
weil sie nicht mehr da sind,
und ich all meine Hoffnung und Liebe in sie gesteckt habe,
um doch nur wieder enttäuscht zu werden,
weil ich mein Herz an sie verloren habe.

Denn unsere Zeit ist unaufhörlich durch sie Sanduhr getropft
und ich habe es nicht einmal gemerkt, bis die Zeit abgelaufen ist.
Man denkt immer man hat noch ewig Zeit, doch das stimmt nicht.
Denn bei ihnen sieht es immer so einfach aus zu gehen,
wenn die Zeit rum ist,
und ich wünsche mir jedes Mal,
dass sie bleiben und mir noch eine Sekunde ihrer Zeit schenken,
denn jedes Mal, wenn sie gehen, steh ich schon wieder allein hier,
und wünsch mir nur,
dass endlich jemand bleibt und nicht geht wie alle anderen zuvor.
Damit ich einmal in meinem Leben irgendwo bleiben und ankommen kann,
ohne gleich wieder gehen zu müssen.

Denn jeder von ihnen hat mich verändert, beeinflusst,
und mich zu dem gemacht der ich bin.
Denn Menschen hinterlassen Spuren,
ob man es will oder nicht,
und man kann nichts tun außer zuzusehen,
wie sie gehen,
und sich jedes Mal zu fragen,
wie es nur so einfach sein kann zu gehen,
ohne sich umzudrehen, zurück zu sehen,
und nicht zu verstehen,
was man mit seinen Gefühlen anfangen soll,
wenn der Mensch der einem die Welt bedeutet hat,
einfach geht und man genau weiß das man nichts dagegen tun kann.

Denn man lässt die Menschen gehen, die man liebt,
damit sie glücklicher werden,
weil man glaubt nicht gut genug zu sein,
weil man nicht versteht,
warum es jedes Mal so einfach für sie ist zu gehen,
ohne zurück zu sehen.

Und manchmal frage ich mich,
ob das alles vielleicht nicht auch nur Fassade ist,
und nicht nur mein Herz jedes Mal bricht,
wenn ein Mensch, der mir die Welt bedeutet, schon wieder geht,
denn vielleicht sieht es immer nur so einfach aus zu gehen,
obwohl es so viel schwerer ist, einen Schlussstrich mit Edding zu ziehen.