Erschrocken riss ich meine Augen auf und zog meine Hand mit einem Satz von dem warmen Amulett weg. Für einen Moment blickte ich mich desorientiert um bevor ich realisierte, dass ich wieder zurück in Stranges Arbeitszimmer war. Besagter Doktor saß mir gegenüber und musterte mich mit einem undurchdringlichen Blick. Ich brauchte noch einige Augenblicke, in welchen ich nur hektisch atmete und meinem rasenden Herzen erlaubte sich zu beruhigen. Dann sah ich verwirrt zu dem Mann, der mir noch immer gegenübersaß und geduldig auf eine Reaktion wartete.
„Was... was war das grade?", stotterte ich.
„Das war eine Vision." Stephen nahm seine Tasse in die Hand. „Du hast in die Zukunft geblickt. Nun ja, eine mögliche Version der Zukunft zumindest."
„Und... ich... Sie... wir...?"
Er lächelte mild aber sagte nichts dazu sondern nahm nur einen Schluck aus seiner Tasse. Ich starrte ihn entgeistert an, dann auf das Amulett. „In einer möglichen Zukunftsversion sind wir beide...also..."
„In einer Beziehung, ja", beendete Stephen meinen Satz und musterte mich durchdringlich.
Ich schüttelte erschrocken meinen Kopf. „Was... was passiert in dieser Zukunft? Habe ich Thanos besiegt? Haben wir Thanos besiegt? Konnte ich diese Welt retten? Haben wir..."
„Samantha, beruhig dich wieder", Strange setzte seine Tasse ab und lehnte sich vor. „Die Wege, die dich dort in diese Vision führen könnten sind unendlich. Es wäre unmöglich dir mitzuteilen, was alles bis dahin alles geschehen ist und nicht. Es gibt zu viele Möglichkeiten, zu viele Entscheidungen, zu viele Entwicklungen... außerdem wäre es unklug von mir dir die Versionen der Zukunft zu berichten, die ich bereits gesehen habe. Denn wenn ich dir sagen würde was passiert, dann passiert es nicht mehr."
Ich schluckte. „Also passiert das was ich gesehen habe nicht mehr? Kommen wir nicht zusammen, weil ich es nun weiß?"
Stephen lehnte sich schmunzelnd zurück. „Das, was du gesehen hast, ist ein Szenario welches nicht nur in einer möglichen Zukunft geschieht. Auch dort gibt es viele Wege die dorthin führen. Aber ich kann dir verraten, dass du in deiner Vision nicht wieder zurück in die Zukunft gekehrt bist."
Ich erstarrte. „Nicht?"
Er schüttelte den Kopf. „Auch das liegt natürlich in deiner eigenen Verantwortung. Ob du wieder zurück in deine ursprüngliche Zeit reisen willst. Die Sam, die in der Vision aufgewacht ist hatte viel zu viel Angst davor, was sie am Ende der Reise erwarten würde. Deine Vergangenheit, und die mögliche Zukunft für uns, ist für immer verloren. Du wolltest nicht wissen, in was für eine Welt du zurückkehren würdest. Es hätte alles denkliche geschehen können."
„Und deshalb bin ich hier geblieben?"
Der Doktor kippte seinen Kopf. „Wäre es keine verständliche Entscheidung?"
Ich dachte über diese Aussage nach. Bisher hatte ich mit der Vorstellung gelebt, ich müsste irgendwie in meine ursprüngliche Zeitlinie zurückkehren, egal was mich erwartet. Einfach in dieser Zeit zu bleiben, ein neues Leben zu beginnen, mit den neuen, alten Freunden kam mir nie in den Sinn. Ich starrte verwirrt aus dem Fenster. Stephen hatte Recht. Ich wusste noch nicht einmal, was mich 8in den kommenden Tagen erwarten würde. Ich wusste nicht, ob wir es schaffen würden Thanos' Pläne sowie Loki zu besiegen. Was würde geschehen, wenn wir scheitern würden? Was würde geschehen, wenn nicht? Die anderen konnten ihr Leben wieder aufnehmen doch ich...? Ich hatte so oder so nichts.
Vielleicht war die Option sich hier ein neues Leben aufzubauen gar nicht mal so abwegig.
Ich wurde je aus meinen Gedanken gerissen, als die Tür aufgeschlagen und ein keuchender Tony reingerannt kam.
„VERFLUCHT NOCH EINS HALTET DIE KLAPPE, SONST WERDE ICH..."
Ich blickte überrascht auf. Stephen nippte unbeeindruckt an seinem Tee. Der Umhang löste sich von seinen Schultern und schien ebenfalls verdattert zur Tür zu sehen.
Tony seinerseits erblickte mich, und dann Stephen Strange. Als er den Umhang sah blinzelte er einige Male, dann schüttelte er ungläubig den Kopf. „Ist das ein fliegender Teppich?"
Ich schüttelte verneinend den Kopf. „Ein fliegender Umhang."
„Achso. Ja dann..." Er kam langsam zum Tisch und musterte mich. „Dir geht es gut."
Ich nickte.
„Du lebst noch."
Wieder nickte ich.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht."
„Das ist sehr nett."
„Ich habe deinen Namen gerufen. Laut. Ich dachte, du würdest in irgendeinem dunklen Loch versauern."
„Wie du siehst, geht es mir gut."
Tony nickte. „Das freut mich. Du hast einen neuen Freund, wie ich sehe?"
Stephen nickte Tony zu. „Dr. Stephen Strange."
„Aha", Tony sah wieder zu mir. „Und ihr trinkt hier gemütlich Tee?"
Ich nickte.
„Während ich dort draußen die Hölle durchlebt habe?"
„Also..."
„Du hast es dir also einfach gemütlich gemacht und nicht weiter an mich gedacht?"
Ich kratzte mich beschämt am Hinterkopf. „Stephen sagte, es geht dir gut."
„Soso, Stephen sagte also, dass es mir gut geht. Und du glaubst ihm. Jemanden, den du nicht kennst und komische Voodoo Tricks draufhat?"
„Es ist kein Voodoo", murmelte Stephen.
„Und genaugenommen kenne ich dich auch nicht wirklich", hakte ich nach.
„Wir haben schon viel miteinander erlebt!", sagte Tony und riss die Arme in die Höhe.
Ich hob eine Augenbraue. „Wir kennen uns seit ungefähr einem Tag."
„Und sind schon beste Freunde geworden, oder etwa nicht?"
Ich dachte kurz nach, dann sah ich zu Stephen. „Was genau hast du mit ihm gemacht?"
Dieser zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ihn in einem Realitätslabyrinth gefangen gehalten und vielleicht einige unheimliche Stimmen dazu gebracht ihm seine tiefsten Ängste zu vermitteln?"
„War... das nicht ein wenig hart?", fragte ich.
„Ein wenig?", rief Tony entgeistert aus.
Ich sah zu Tony. „Es tut mir Leid. Ich hätte nach dir suchen sollen."
Tony grummelte etwas Unverständliches vor sich hin, dann nickte er nur. „Schon ok."
Ich stand auf, ging zu ihm und umarmte ihn.
Tony hob seine Arme. „Was soll das werden?"
„Ich umarme dich."
„Aber warum?"
„Um dich um Verzeihung zu bitten."
„Ich habe dir doch schon vergeben, geh weg!"
Ich drückte ihn fester. „Aber deine Vergebung fühlte sich nicht echt an."
Tony taumelte etwas. „Sam, lass mich..."
„Es tut mir seeeehr Leid."
„Ok, schon gut! Mein Gott ich vergebe dir alles! Hör auf mich zu umarmen ich könnte noch sowas wie Zuneigung zu dir entwickeln!"
Ich grinste schwach und ließ ihn los. Tony funkelte mich an. „So leicht wirst du mir nicht davonkommen."
Ich zuckte schmunzelnd die Schultern. Tony räusperte sich und sah zu Stephen hinüber. „Also, das undankbare Gör hier scheint Ihnen zu vertrauen. Und scheinbar wissen Sie auch, warum wir hier sind und was auf dem Spiel steht?"
Strange stand auf und legte sich den Umhang um seine Schultern. „Ich bin mir sicher, ich weiß von allen am besten was genau auf dem Spiel steht. Und meine Antwort lautet ja."
Tony blinzelte. „Ja?"
„Ja, ich werde Ihnen und Ihrem Team dabei helfen, diesen Loki und Thanos aufzuhalten. Zum Wohl aller Lebewesen in der Galaxis und zum Wohl unserer Zukunft."
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Das Beste kommt zu Anfang (The Avengers...und ich 5)
FanfictionDas finale Abenteuer von Samantha und den Avengers. Sam ist irgendwie in das Jahr 2012 zurückgefallen und weiß nun nicht mehr was los ist. Was hat Thanos geplant? Ist die Welt mal wieder in Gefahr? Nur sie allein kann ihn aufhalten. Doch wie soll...