Ein sehr anhängliches Kleidungsstück

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Ich hielt die Waffe schützend vor mir während ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Jedoch machten meine bedachten Schritte sowieso keinen Sinn, da gefühlt jede Diele Morsch war und bei meinen Bewegungen quietschte. Ich fluchte schließlich, gab es auf leise zu sein und setzte meine Suche schneller und lauter fort. Auch in der oberen Etage befanden sich Vitrinen mit allerlei Merkwürdigkeiten und Artefakten. Ich fragte mich, wofür diese Sammlerstücke gut waren. Dienten sie nur zur Schau oder steckte da mehr dahinter? Langsam schritt ich zu einer Tür und klopfte.
„Steven Strange?"
Wieder erhielt ich keine Antwort. Also beschloss ich die Tür einfach zu öffnen. Ich legte meine Hand auf den Knauf und wollte ihn soeben umdrehen, als ich einen verräterischen Luftzug hinter mir spürte. Ohne zu Zögern wirbelte ich herum und riss die Pistole wieder hoch. Doch hinter mir war... nichts. Ich runzelte meine Stirn. Hinter mir stand niemand. Ich war allein.
Langsam ließ ich die Waffe wieder sinken und versuchte mein pochendes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dieses Haus jagte mir tatsächlich mehr Angst ein, als ich es Tony jemals hätte eingestehen können. Ich atmete zittrig ein und drehte mich wieder zur Tür. Vorsichtig drehte ich den Knauf um und drückte sie auf. Wie so ziemlich alles in diesem Gebäude quietschte sie beim Öffnen. Hinter ihr befand sich ein kleines Studierzimmer. Die Möbel waren aus dunklem Eichenholz geschnitzt und wirkten etwas altertümlich. Vorsichtig betrat ich den Raum und sah mich um. Schon auf dem ersten Blick hatte ich gesehen, dass sich niemand hier aufhielt, jedoch weckten die alten Bücher auf dem Schreibtisch meine Neugier. Ich schritt langsam heran und blickte auf die geöffneten Seiten. Die Bücher waren scheinbar handbeschrieben und beinhalteten Symbole und Muster, welche ich nicht verstand. Auf einem der Seiten konnte ich jedoch den seltsamen Kreis erkennen, welcher in Fensterform das Haus schmückte. Ich runzelte meine Stirn. Vielleicht befand sich Strange auf dem Dach? Wenn dieses Symbol so wichtig war, war das vielleicht eine logische Schlussfolgerung. Ich wollte mich grade umdrehen und zu den Stufen gehen, als ich in meinen Augenwinkeln etwas Merkwürdiges entdeckte. Auf einem Stuhl, der in der Ecke stand, lag ein roter Umhang sorgfältig über die Lehne gestülpt. Ich runzelte meine Stirn. Der Kragen stand hoch ab und er schien aus mehreren Stoffen genäht worden zu sein, als wäre er schon sehr alt und hätte viel durchgemacht. Allerdings würde mich so ein Umhang nicht wirklich überraschen. Es war vielmehr die Tatsache, dass ich ihn beim Betreten des Raumes noch nicht gesehen habe. Ich ließ meine Pistole sinken und betrachtete den Stuhl und den roten Stoff eine Weile. Oder hatte ich ihn doch gesehen? Ich schüttelte meinen Kopf und atmete einmal tief ein. Wahrscheinlich machte mich dieses unheimliche Haus wirklich einfach nur verrückt. Ich drehte mich um und verließ den Raum. Sicherheitshalber schloss ich die Tür wieder hinter mir zu und ging zu den Stufen. Von außen hatte das Gebäude danach gewirkt, als würde es aus vier oder fünf Stockwerken bestehen. Also huschte ich die Stufen hoch zur nächsten Etage und blickte mich einmal oberflächig um. Auch hier schien sich das Muster nicht zu ändern. Es standen verschiedene Artefakte herum, sonst konnte ich nichts Auffälliges entdecken. Ich drehte mich wieder zu den Stufen um weiterzugehen, als ich erneut einen leichten Lufthauch in meinen Nacken spürte. Mit einem leisen, erschrockenen Aufschrei wirbelte ich herum.
Nichts.
Dieses Mal verkling die Panik in meiner Brust nicht. Beim ersten Mal hatte ich es noch für einen Zufall oder für meine angespannten Reflexe gehalten. Beim zweiten Mal glaubte ich an keine Zufälle mehr! Ich hatte schon genug erlebt in meinem Leben um zu wissen, dass man solchen Situationen nicht vertrauen konnte.
„Hallo?", fragte ich, während ich meine Pistole wieder hochhielt. „Ist hier jemand? Dr. Strange?"
Ich hatte zwar nicht damit gerechnet, doch auch jetzt erhielt ich keine Antwort.
„Tony? Bist du das?"
Und wieder nichts.
Und dennoch erschlich mich nun ein seltsames Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Ich wusste nur nicht, woher dieses Gefühl kam.
„Steven Strange?" Dieses Mal rief ich seinen Namen durch das Gebäude. Meine Stimme hallte durch die Gänge, doch mehr als das war nicht zu hören.
„Ok, Sam, komm wieder runter", murmelte ich leise.
Doch dann spürte ich wieder einen Windzug hinter mir. Ohne nachzudenken hechtete ich vor, drehte mich um und entsicherter die Waffe. Doch hinter mir war wieder nichts. Nun verengte ich meine Augen. Vielleicht wurde ich von einem unsichtbaren Feind angegriffen. Wenn ich schon Götter, Elfen, Aliens und Zeitsteine in meinem Leben gesehen hatten wer sagte dann, dass es keine unsichtbaren Kreaturen gab? Ein Geräusch zu meiner Linken ließ mich zusammenzucken und herumdrehen. Doch wieder konnte ich nichts erkennen. Nein, nicht nichts...
Mit offenem Mund starrte ich auf den Sessel, der an der Wand neben einem Teetisch stand. Auf dessen Lehne lag ein roter Umhang. Nein. Nicht ein, sondern der rote Umhang. Ich keuchte verwirrt auf. Nein, das konnte nicht sein. Das konnte unmöglich derselbe rote Umhang sein. Ich machte einen Schritt auf den Sessel zu. Doch auch dieses Mal war ich mir sicher, dass dort grade noch kein Umhang gelegen hatte. Die rote Farbe wäre mir doch direkt ins Auge gefallen. Ich musterte den Stoff skeptisch. Auch dieses Kleidungsstück besaß dieselben Nähte und Flicken, welche mir bereits eine Etage tiefer aufgefallen waren. Ich schüttelte meinen Kopf. Vielleicht hatte Strange einfach nur einen eigensinnigen Geschmack war Mode anging. Ich streckte meine Hand nach dem Umhang aus um den Stoff zu befühlen, als die Ecke des roten Capes hochschoss und auf meinen Handrücken schlug, wie eine alte Dame die nicht wollte, dass man ihre Handtasche stahl. Ich schrie erschrocken auf und stolperte zurück. Mein Blick war starr und entsetzt auf den Umhang gerichtet, doch er lag wieder nur schlaff da, als wäre nichts geschehen. Da ich wusste, dass ich noch nicht verrückt geworden bin wusste ich, dass das soeben wirklich geschehen war. Ein Cape hatte mir auf die Hand geschlagen! Ich starrte auf den Sessel und machte wieder ein paar Schritte näher. Sah ich da etwa ein Flattern? Bevor ich reagieren konnte flog der Umhang auf und schubste mich zur Seite. Ich fiel keuchend zu Boden und verlor meine Waffe. Schnell rollte ich mich zur Seite weg und versuchte mich aufzurichten. Der Umhang flog nun voll aufgerichtet vor mir und war mir zugewandt. Ich hockte vor ihm auf dem Boden und rührte mich nicht, erschrocken darüber, was ich da sah. Auch der Umhang rührte sich nicht mehr. Er schien vor mir zu schweben und mich... anzustarren. Zumindest kam es mir so vor, wie bescheuert das auch klingen mochte.
Ich sah schweratmend zu dem Kleidungsstück. Was sollte ich nun tun? Was war dieses Ding? Was wollte es? Verfolgte es mich schon die ganze Zeit? Ich warf einen kurzen Blick auf die Pistole, die direkt neben mir auf dem Boden lag. Das Cape bemerkte meinen Blick und wandte seinen Kragen nun auch langsam in die Richtung meiner Waffe. Ich sah wieder zum Umhang.
Und dann geschah alles so schnell. Gleichzeitig warfen wir uns auf meine Pistole. Ich wollte sie schon schnappen, da legte sich der Umhang über mich und versperrte mir meine Sicht. Ich schrie auf und versuchte mich zu wehren, doch ich war gefangen in seine Umklammerung. Ich schlug wie wild um mich, und riss einmal an dem Cape. Dieser schien leise aufzuzischen und ließ mich los. Ich sprang auf und wollte einfach nur losrennen, da spürte ich, wie sich ein teil des Umhanges um meinen Knöchel schlang. Ich schrie und fiel zu Boden. Das Cape ließ los und ich wollte mich herumdrehen. Allerdings hatte ich meine Lage auf dem Boden falsch eingeschätzt. Ich lag direkt neben dem Geländer, hinter welchem es zwei lange Stockwerke hinunter ging. Ich stieß unsanft gegen die morschen, kleinen Balken, welche direkt unter meinem Gewicht nachgaben und so den letzten Halt zwischen mir und dem freien Fall zerstörten. Ich schrie. Ich fiel und schrie erschrocken auf. Ich erkannte, dass ich direkt in Richtung einer Vitrine fiel. Sollte ich darauf fallen, könnten die Scherben tödlich sein. In meinem Kopf rasten die Gedanken...
...als sich plötzlich etwas um meine Schulterblätter legte. Ich keuchte auf. Mein Sturz bremste abrupt ab und ich wurde mitten in der Luft langsamer.
Beinahe sanft kam ich mit den Füßen voran auf den Holzdielen auf. Als sich jedoch mein Gewicht auf meine Beine verlagerte knickten diese zusammen und ich viel auf die Knie. Der Schock saß noch tief in meinen Knochen und ich zitterte am gesamten Körper. Das Etwas an meinen Schultern ließ mich los und flog unsicher in mein Blickfeld. Ich hob meinen Kopf und starrte das Kleidungsstück schwer atmend an. Es kippte seine Einschläge etwas zur Seite, als würde es seinen nicht existenten Kopf kippen um zu sehen, ob bei mir alles in Ordnung war. Vorsichtig kam ich wieder auf die Füße.
„Du... hast mich gerettet", gab ich kleinlauf zu.
Der Umhang senkte sich etwas herab, als würde er schuldbewusst zu Boden sehen. Dieses Cape schien so menschlich, es jagte mir gleichzeitig Sympathie und Angst in meine Glieder.
Ich räusperte mich. „Erm... schon ok. Das mit dem Fallen. Es ist ja nichts geschehen."
Der Umhang sah wieder zu mir auf und schien in seinen Bewegungen erleichtert aufzuseufzen, da hörte ich hinter mir das Knarren einer Tür.
„Was zum Teufel geht hier vor?"
Ich drehte mich zu der mir fremden Stimme um und blickte in das vertraute Gesicht von Stephen Strange.
„Doktor Strange!", keuchte ich erleichtert aus.
„Das ist mein Name." Der hochgewachsene Mann musterte mich einen Moment, dann sah er zum Umhang, welcher wie ein geprügelter Hund zu ihm schwebte und sich um seine Schultern legte. Und als der dies tat, sah das Kleidungsstück aus... wie ein Kleidungsstück. Nichts verriet, dass dieses Ding wirklich zu leben schien.
Stephen Strange sah mich kurz auffordernd an, dann drehte er sich um und verschwand wieder durch die Tür. Ich zögerte einen Moment und verdaute das, was soeben geschehen war und was ich gesehen hatte. Dann raffte ich meine Schultern und folgte dem Doktor in einen wunderschönen, altmodisch eingerichteten Wohnraum, an dessen Ende am riesigen Fenster ein Schreibtisch stand. Ich stockte kurz. War dies das Fenster, welches wir von außen gesehen hatten? Aber befand sich dieses nicht im Dachgeschoß? Ich war doch soeben mehrere Etagen tief gefallen, wie konnte es also sein, dass ich mich nun im oberen Teil des Gebäudes befand?
„Setzen Sie sich Miss Drole", Dr. Strange machte eine leichte Handbewegung. Im selben Moment schob sich der mir angebotene Sessel wie von Geisterhand zurück, sodass ich mich ungehindert setzen konnte. Ich zuckte zusammen, folgte jedoch der Einladung. Ich hatte genug Magie in meinem Leben gesehen, da sollte es mich doch nicht wundern einem weiteren Magier zu begegnen.
„Sie wissen... wer ich bin?"
„Ich weiß so einiges. Ich brauche Sie nur anzusehen, Miss."
Ich lehnte mich angespannt zurück. „Nennen Sie mich bitte Sam."
Stephen setzte sich mir gegenüber und machte erneut diese wegwerfende Handbewegung. Sogleich flogen zwei Porzellantassen sowie eine dazu passende, dampfende Teekanne zu uns. „Sehr gern, Sam. Ich nehme an, du magst Früchtetee?"
Ich stutzte. „Ja..."
„Gut", er goss mir eine Tasse ein und hielt sie mir hin. Als ich mich vorlehnte, um sie zu ergreifen blieb mein Blick auf das große, goldene Amulett hängen, welches er trug. Ich wusste nicht warum, aber eine seltsame Anziehungskraft ging daraus hervor.
„Nun denn." Dr. Strange lehnte sich zurück. „Wieso bist du hier?"
Ich wandte meinen Blick von seiner Kette ab und sah ihn an. „Wenn Sie so viel wissen, sollten Sie dann nicht auch das erahnen?", fragte ich provokanter als beabsichtigt.
Stephen lächelte mysteriös. „Ich weiß einiges aber ich kann nicht in deinen Kopf sehen. Ich weiß, wie du heißt. Ich weiß auch, dass du hier fehl am Platz bist. Aber ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann, obwohl ich so eine Ahnung habe."
Ich starrte ihn verwirrt an. „Ich... ich weiß nicht..."
„Ich weiß, dass du nicht aus dieser Zeit bist", meinte er gelassen und pustete sacht auf seinen Tee, um ihn zu kühlen.
„Wie..."
„Ich weiß auch, dass wir nicht allein in diesem Gebäude sind. Jedoch lasse ich Mister Stark noch ein wenig durch meine Realitätslabyrinthe irren."
Ich nahm einen Schluck von dem Tee. Er war ziemlich gut. „Wieso?"
„Damit wir uns allein unterhalten können." Stephen setzte seine Tasse auf den Tisch und lehnte sich vor. „Ich möchte, dass du mir deine Geschichte erzählst und warum du hier bist."
Ich schluckte. „Wieso sollte ich Ihnen mein Geheimnis anvertrauen?"
Er lächelte. „Ist es noch ein Geheimnis? Ich nehme an, dass du dich Tony Stark und SHIELD bereits anvertraut hast. Andernfalls könntest du nicht hier sein, nicht wahr?"
Ich presste meine Lippen zusammen. „Sie haben Recht. Ich gehöre nicht in diese Zeit. Ich komme aus der Zukunft."
Nun lehnte er sich wieder zurück. „Erzähl mir mehr."
„In der Zukunft war ich ein Teil der Avengers."
Stephen schloss seine Augen. „Das bedeutet, dass sich die Helden tatsächlich zusammengetan haben."
Ich verzichtete darauf mich erneut darüber zu wundern, woher er all das wusste. „Es ist... jedoch etwas schief gegangen. Wir wurden in einen riesigen Kampf verwickelt, in welchen beinahe alle meine Freunde... alle Avengers starben. Thanos hat verschiedene Streitkräfte angeführt, ich..."
„Thanos?", unterbrach er mich und öffnete wieder seine Augen.
„Er ist ein mächtiges Geschöpf von einem anderen Planeten, er..."
„Ich weiß, wer er ist." Dr. Strange stand auf und starrte nachdenklich aus dem Fenster. „Ich hatte gehofft, dass es nicht dazu kommen würde..."
Nun hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprang auf. „Wozu kommen würde?? Doktor, ich verstehe Sie nicht! Woher wissen Sie all das?"
Stephen seufzte und dachte kurz nach, als würde er abwägen, was er mir sagen sollte. Dann drehte er sich zu mir um und vollführte eine seltsame Bewegung mit seinen Händen. Das Amulett begann zu leuchten und ein Mechanismus wurde aktiviert, sodass der Blick auf das Innere des Amuletts eröffnet wurde. Ich stockte und wurde blass.
„Der Zeitstein!", keuchte ich hervor. Und tatsächlich. Im Inneren des Amulettes konnte ich den orangen leuchtenden Stein (sorry Leute, ich habe es vor Dr. Strange geschrieben und in meiner FF ist der Stein orange XD) erkennen, welcher mir so viel Kummer bereitet hatte. „Das kann doch gar nicht sein!"
Stephen schloss das Amulett wieder und musterte mich. „Ich denke, ich sollte dir erklären, was es mit der Zeit, so wie du sie kennst, auf sich hat."


((Soooo endlich wieder ein neues Chap
Und die bessere Nachricht: Ich habe endlich einen Plan wie es weitergeht XD 
Also viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten ;al
Euer Emmchen XD <3

Das Beste kommt zu Anfang (The Avengers...und ich 5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt